Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
noch mehr, als er das halb automatische Gewehr auf seinem Rücken festschnallte und sich wieder zu ihr umwandte.
Sie sah ihn misstrauisch an, blass wie eine Schneekönigin. Wieder spürte er dieses Ziehen in der Brust und musste sich von innen in die Wange beißen. Man sollte die Götter dafür bestrafen, einen einzelnen Menschen mit so viel Schönheit auszustatten.
„Gehst du weg?“
„Vielleicht.“ Sein Blick schweifte über die Wände. Er sah sofort, dass zwei Dolche fehlten, obwohl sie sich alle Mühe gegeben hatte, die Lücken an den Wänden zu kaschieren, indem sie die benachbarten Waffen ein wenig verschoben hatte.
Er nahm es ihr nicht übel, und er würde ihr die Waffen auch nicht wegnehmen. Im Gegenteil: Der Gedanke, dass Danika bewaffnet war … erregte ihn auf seltsame Weise. Idiot. Denn sie wollte ihn vielleicht tatsächlich umbringen, wollte sein Blut auf dem Boden vergießen und sich in den Fugen zwischen den Steinplatten sammeln sehen.
Ein Schauer überlief ihn bei dem Gedanken. Um sein Blut fließen zu sehen, würde sie ihn erstechen müssen – und bei den Göttern: Wie gut würde sich das anfühlen! Wenn sie dich tatsächlich umbringen will, dann hätte sie dir letzte Nacht einfach die Kehle durchgeschnitten.
„Warum bist du mir nicht einfach davongelaufen, als du die Gelegenheit hattest?“, fragte er.
Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und ließ sich auf die Kissen zurückfallen. „Keine Ahnung. Was bin ich für ein Trottel.“
„Und warum hast du mir nichts angetan?“
„Das weiß ich ebenso wenig, okay? Schließlich bist du verdammt noch mal mein Feind. Und ich müsste dir ohne Zögern die Kehle durchschneiden können. Immerhin hab ich das trainiert, weißt du das eigentlich?“
Er blinzelte ungläubig. „Du hast trainiert, mir die Kehle durchzuschneiden?“
„Ja, ich habe Unterricht genommen. Nicht nur in Selbstverteidigung, sondern auch in der Kunst, seinen Gegner ein für alle Mal loszuwerden.“ Sie schnipste einen Fussel von ihrem Bein. „Ich bin nicht mehr hilflos. Nie mehr.“
Ohne sie auch nur zu berühren, habe ich dazu beigetragen, ihre Unschuld zu zerstören. Was für eine Schande!
Reyes lehnte sich mit der Schulter an den Kleiderschrank. „Ärgere dich nicht zu sehr über dich. Vielleicht bist du einfach davor zurückgeschreckt, einen ohnmächtigen Menschen umzubringen. Daran ist nichts ehrenrührig.“
„Ja, aber du bist kein Mensch.“
Nein, das war er nicht. Er war ein Dämon, und die Erinnerung daran tat weh. So sehr, dass die nächsten Worte einfach aus ihm heraussprudelten. „Aber jetzt bin ich wach. Versuch’s doch.“
„Fuck you“, blaffte sie.
„Versuch’s.“
„Fahr zur Hölle.“
„Versuch’s, Danika. Beweise dir selbst, dass du mich überwältigen kannst.“
Sie schoss ihm einen Blick zu, der ihm durch Mark und Bein ging. Einen Blick wie ein Laserstrahl. „Um dir die Möglichkeit zu geben, mich zu verletzen? Nein, danke.“
„Ich werde mich nicht vom Fleck rühren. Du hast mein Wort.“
Sie schnalzte mit der Zunge. „ Willst du, dass ich dich verletze?“
Sie klang ungläubig, und er musste sich eingestehen, dass es tatsächlich genau das war, was er hatte erreichen wollen. Er wollte, dass sie vom Bett sprang und sich auf ihn stürzte. Er wollte ihre Fingernägel noch einmal tief in seiner Haut und ihre Zähne an seinem Hals spüren. Er wollte Schmerz – Schmerz, den sie, und nur sie, ihm zufügte.
Er wollte Lust, und das war für ihn nun einmal der einzige Weg, Lust zu verspüren. Er sollte sich eigentlich unterstehen, das wusste er. Aber war ihre Unschuld nicht eh schon verloren? Was konnte es jetzt noch schaden, wenn er die Sache ein wenig weiter trieb?
„Wenn du mir nicht wehtun willst, dann küss mich wenigstens“, sagte er. Inzwischen zitterte er schon. Sein Verlangen war so groß, dass er es nicht mehr unterdrücken konnte. Wenn er die Schmerzen nicht bekam, nach denen es ihn gelüstete, würde er sich mit etwas anderem begnügen müssen. Mit ihrem Geschmack.
Er bezweifelte zwar, dass der ihn zufriedenstellen würde, aber besser als nichts.
Sie schnappte nach Luft – er wusste nicht, ob vor Entsetzen oder vor Erregung. Dann sah er, wie ihre Brustwarzen hart wurden, und er wusste Bescheid.
Er hatte das Gefühl, als würde seine Brust von Schraubstöcken zusammengepresst. „Küss mich“, forderte er sie noch einmal auf, so leise und hilfsbedürftig, dass seine Worte kaum zu hören
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