Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
musste sie aus der Gefahrenzone schaffen. Sie waren offensichtlich verletzt und brauchten dringend Hilfe. Doch just in diesem Moment lief ihr ein Jäger vor die Füße, und sie rannte in ihn hinein und wurde so hart zurückgeschleudert, dass ihr die Luft wegblieb. Bei der Landung bohrten sich Betonsplitter in ihren Rücken.
Sabin fertigte den Jäger ab und war eine Sekunde später an ihrer Seite, als hätte er die ganze Zeit trotz ihrer Geschwindigkeit genau gewusst, wo sie war. Er zog sie auf die Füße. „Torin hat mir geschrieben, dass du hier bist. Alles okay?“, fragte er keuchend.
Die Berührung seiner Hand – göttlich. Einen Augenblick lang vergaß Gwen sogar, wo sie war und was sie tat. Der Schweiß und das Blut an seinem Körper erinnerten sie wieder daran. „Ja“, erwiderte sie heiser. Sie atmete schwer, zitterte, war müde und überhitzt, und ihr Körper schmerzte. „Es geht mir gut.“
Er schwankte und rieb sich mit der Hand das Gesicht, wie um für einen klaren Blick zu sorgen. Noch nie hatte sie den wilden, dynamischen Krieger so nah am Ende seiner Kräfte gesehen. „Kannst du Aeron und Paris in Sicherheit bringen?“
Wenigstens versuchte er nicht, sie fortzuschicken. „Ja.“ Sie hoffte es. Aber eigentlich wollte sie viel lieber Sabin in Sicherheit bringen als seine Freunde.
Sabin schnappte sich die halb automatische Waffe, die sie auf dem Rücken trug, und entsicherte sie. „Darf ich?“
„Sehr gern.“
„Ich bringe dich zu dem Van“, sagte er, ehe sie ihn zu packen bekam, und dann ging es auch schon los. Ein schnelles Bum-Bum-Bum folgte.
Trotz der mentalen Blockierung waren ihre Ohren empfindlich, und sie zuckte beim Geräusch des Schusswechsels zusammen. Sie spürte sogar warme Flüssigkeit aus dem Trommelfell sickern. Doch zum Glück dämpfte das Blut irgendwie die Lautstärke.
Wieder begannen um Sabin herum Körper zu Boden zu fallen. Während Gwen sich vorwärts bewegte, fiel ihr auf, dass sich nur noch ein Kind in den Massen befand. Das kleine Mädchen hielt die Stadtbewohner auf Abstand. Zwar hatte Gwen mehrere Kinder eingesperrt, aber offenbar hatten sich die Jäger ein paar andere geschnappt und waren mit ihnen weggelaufen. Welche Ungeheuer setzten Kinder in einem Krieg ein?
Als sie den Van erreichte, erhielt Sabin das Feuer aufrecht, obwohl gar keine Jäger mehr am Wagen standen, nachdem sich die letzten in ein Versteck gerettet hatten. Oder vielleicht hatte Kane sie auch erwischt. Gwen legte sich die Krieger über die Schultern und wäre unter ihrem Gewicht fast zusammengebrochen. Auf keinen Fall konnte sie beide gleichzeitig tragen.
Sie setzte Aeron so sanft wie möglich in den Wagen und hielt Paris fest. Er blutete besonders stark. „Ich muss wiederkommen“, presste sie hervor und hoffte, Sabin würde sie hören. Dann lief sie auf die Bäume zu. Dieses Mal brauchte sie ein wenig länger, und ihr Lauftempo verlangsamte sich. Doch schließlich erreichte sie ihr Ziel.
Schnaufend legte sie den Krieger im Foyer der Burg ab. Anscheinend hatte Torin sie kommen sehen und Maddox und William alarmiert, denn die Männer hatten die Frauen aus dem Versteck gelassen. Als Ashlyn und Danika Paris erspähten, eilten sie zu ihm.
In Danikas dunkelgrünen Augen spiegelte sich die Angst. „Ist er …“
„Nein. Er atmet.“
„Was geht hier …“, begann Ashlyn.
„Keine Zeit. Muss zurück zu den anderen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte Gwen zurück in die Stadt.
Sabin befand sich immer noch bei dem Van. Mittlerweile näherte sich ihm eine Gruppe Jäger, die sich mit Schilden schützte. Sie waren eindeutig auf jede Eventualität vorbereitet. Immer noch zitternd und unbeschreiblich müde hob Gwen Aeron hoch und rannte los.
Noch ehe sie den Waldrand erreicht hatte, bohrte sich eine Kugel in ihren linken Oberschenkel.
Sie schrie auf und fiel zu Boden. Aeron stöhnte, wachte aber nicht auf, und aus ihrer Wunde strömte Blut. Verdammt! Sie hatten eine Arterie getroffen. Das Zittern wurde immer heftiger, doch Gwen zwang sich aufzustehen. Immer wieder wurde ihr schwarz vor Augen. Weiter. Du schaffst es. Sie schleppte sich weiter. Dieses Mal brauchte sie zehn Minuten, aber noch nie war es schöner gewesen, die Ziellinie zu überqueren.
Wieder erwarteten Danika und Ashlyn sie bereits. Die Frauen versorgten Paris’ Wunden im Foyer, während Maddox und William ihnen alles brachten, was sie brauchten.
Gwen ließ Aeron neben seinen Freund fallen. Inzwischen war sie viel zu
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