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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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sein mussten, waren sie seltsam ruhig gewesen.
    Genauso wie Zweifel.
    Er hatte ja gewusst, dass sich der Dämon vor den Harpyien fürchtete. Er hatte gewusst, dass sich der kleine Schisser in die hinterste Ecke seines Geistes verkroch, wenn Gwen wild wurde. Doch nun blieb sein Freundfeind auch ruhig, obwohl sie nicht wild war. Es hatte fast den Anschein, als würde Zweifel, nun ja, an sich und seiner Fähigkeit, sie in einen Willenskampf zu verwickeln, zweifeln. Ausgleichende Gerechtigkeit, wenn man Sabin fragte.
    Natürlich wandte sich der Dämon jedes Mal gegen Sabin, sobald er sich von Gwen entfernte, und er suchte auch nach wie vor ständig nach anderen Opfern. Doch Gwen belästigte er nicht mehr, und er wagte es auch nicht, irgendetwas über sie zu sagen. Nicht nachdem sie diese Jäger zerfetzt hatte … Der Dämon unterließ seit Neuestem auch den Versuch, Sabin davon zu überzeugen, dass er sie nicht haben konnte, so sehr fürchtete er sich davor, Gwen zu verstimmen.
    Allerdings wäre ein kleiner Wutausbruch ihrerseits nicht das Schlechteste gewesen. Alles wäre besser gewesen als dieses eisige Schweigen.
    Sabin seufzte. Er wäre so gern in ein Flugzeug gesprungen, um nach den vermissten Kriegern zu suchen. Doch zuerst musste er sich von dem gestrigen Kampf erholen. Er und die anderen wären im Augenblick niemandem eine Hilfe. Außerdem konnte er seine Truppe nicht noch mehr aufteilen. In Buda waren immer noch Jäger, und um diese Jäger mussten sie sich kümmern, ehe die Festung fiel oder die Frauen verletzt wurden.
    Am Morgen hatte Torin einen der neuen Gefangenen an einen Peilsender gekoppelt und ihn dann „versehentlich“ entkommen lassen. Seitdem folgte er vom Computer aus jeder seiner Bewegungen und wartete darauf, dass der Bastard die Krieger zu ihrem Versteck führte.
    Doch zu warten war schwierig. Er hatte versucht, die Harpyien zu überreden, nach Chicago zu gehen, hatte ihnen sogar ein Vermögen versprochen, doch sie hatten ihm die Tür vor der Nase zugeknallt. Er wusste, dass sie kein Geld wollten. Sie wollten, dass er Gwen befahl zu packen. Das, jedoch, konnte er nicht.
    Er liebte sie. Noch mehr als zuvor.
    Er liebte sie mehr als seinen Krieg, mehr als seinen Hass auf die Jäger. Sie war Galens Tochter – na und? Sabin trug den Dämon des Zweifels in sich und war nun wirklich nicht in der Position zu richten. Gwen würde ihrem Vater nicht helfen. Nein. Das wusste Sabin in seinem tiefsten Innern. Und, ja, er wusste auch, dass Gwen die Chance auf eine Beziehung zu ihrem Vater aufgäbe, um mit ihm zusammen zu sein. Deshalb musste er sie unbedingt davon überzeugen, dass er jetzt ihre Familie war.
    Sie war die Nummer eins in seinem Leben. Er hätte sie nicht einsperren dürfen. Er hätte ihr vertrauen und erlauben sollen zu kämpfen. Zum Teufel, er hätte ohne sie verloren – und er würde lieber verlieren, als je wieder ohne sie zu sein.
    Der Druck ihres Mundes wurde schwächer, und dann ließ sie von ihm ab. Er saß auf einem Lehnstuhl, den er in sein Zimmer gestellt hatte. Denn Gwen hatte sich nicht nur geweigert, von seinem Hals, sondern auch im Bett von ihm zu trinken. Sie saß ihm gegenüber auf einem anderen Lehnstuhl, den er besorgt hatte, weil sie sich auch nicht auf seinen Schoß hatte setzen wollen.
    Ihre Lippen waren tiefrot und verschwollen, als hätte sie jemanden geküsst. „Danke“, murmelte sie.
    „Danke“ – das war das erste Wort aus ihrem Mund, seit sie am Morgen erwacht war. Er schloss die Augen und lächelte, als er ihre wunderschöne Stimme hörte. „War mir ein Vergnügen.“
    „Das glaube ich“, erwiderte sie trocken.
    Langsam öffnete er die Augen. Anders als zuvor hatte sie sich nicht aufs Bett gefläzt, sondern saß mit kerzengeradem Rücken auf ihrem Stuhl und blickte entschlossen knapp an ihm vorbei. Er bekam Angst. Wozu genau war sie so fest entschlossen? Ihn zu verlassen? Immer noch?
    „Wie geht es Aeron und Paris?“, erkundigte sie sich.
    Sie musste sich wohl erst an das Thema herantasten. „Sie erholen sich allmählich, wie wir anderen auch. Dank dir.“
    „Dank William. Ich hätte mich übernommen und wäre nicht mehr in der Lage gewesen …“
    „Deinetwegen“, unterbrach er sie. „Du hast mehr getan und härter gekämpft, als ich es je bei irgendjemandem anders gesehen habe. Und du hattest keinen Grund, es zu tun, dafür aber allen Grund, es zu lassen. Und trotzdem hast du uns alle gerettet. Dafür werde ich dir niemals genug danken

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