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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Angst angreifst“, beendete sie den Satz für ihn und errötete vor Verlegenheit. „Im Gegensatz zu dir lüge ich nicht. Wenn du mich in ein Flugzeug setzt, das nicht nach Alaska fliegt, stehen die Chancen sehr gut, dass du meine … dunklere Hälfte kennenlernst.“ Die letzten Worte sprach sie gedämpft.
    Er kniff die Augen zusammen, als er über ihre Worte nachdachte. Er knüllte die Plastikverpackungen zusammen, die rings um ihn verteilt lagen, und stopfte sie in einen Müllbeutel aus Stoff. „Was meinst du mit ‚im Gegensatz zu dir‘? Ich habe dich nie angelogen.“ Dass er noch immer bei Bewusstsein war, war der eindeutige Beweis dafür.
    „Du hast gesagt, du wolltest mich nicht verletzen.“
    Er spürte, dass sein Wangenmuskel zuckte. „Und das habe ich auch nicht. Auch jetzt nicht.“
    „Mich hier festzuhalten heißt, mich zu verletzen. Du hast gesagt, du würdest mich befreien.“
    „Ich habe dich befreit. Aus der Pyramide.“ Er zuckte verlegen die Schultern. „Und solange du körperlich unversehrt bist, betrachte ich dich als unverletzt.“ Ihm entwich ein Seufzer. „Ist es wirklich so schlimm, in meiner Nähe zu sein?“
    Sie presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
    Autsch. „Ist ja auch egal. Du wirst dich früher oder später an mich gewöhnen müssen. Wir zwei werden nämlich viel Zeit miteinander verbringen.“
    „Aber warum? Du hast gesagt, ich könnte euch nützlich sein; das habe ich nicht vergessen. Aber ich verstehe nicht, was ich deiner Meinung nach tun könnte.“
    Vielleicht sollte ich ihr einfach alles erzählen, dachte er. Das könnte sie mir und der Sache gegenüber milde stimmen. Es könnte sie aber auch so sehr verängstigen, dass sie schließlich davonlief. Wäre er fähig, sie aufzuhalten?
    Aber nicht zu wissen, was er von ihr wollte, musste eine Art Folter sein. Und Gwen hatte wirklich genug gelitten. „Ich werde dir alles erzählen, was du wissen willst“, sagte er. „Wenn du etwas isst.“
    „Nein. Ich … ich kann nicht.“
    Sabin hob den Teller hoch und führte ihn in einem Kreis durch die Luft. Vollkommen bezaubert verfolgte sie jede seiner Bewegungen. Als er sicher war, dass er ihre volle Aufmerksamkeit hatte, nahm er sich ein Küchlein und biss die Hälfte davon ab.
    „Kann nicht“, wiederholte sie und klang dabei genauso, wie sie aussah: fasziniert.
    Er schluckte, bevor er sich jeden noch so kleinen Klecks Sahne von den Lippen leckte. „Siehst du. Ich lebe noch. Kein Gift.“
    Zögernd, als könnte sie sich einfach nicht mehr anders helfen, streckte Gwen die Hand aus. Sabin legte ihr den Nachtisch in die Hand, und sofort riss sie es an ihre Brust.
    Mehrere Minuten verstrichen, ohne dass einer von ihnen ein Wort sagte. Sie beäugte ihn einfach nur wachsam.
    „Ist dieses Essen eine Art Bezahlung dafür, damit ich dir zuhöre?“, fragte sie.
    „Nein.“ Sie sollte nicht denken, dass Bestechung eine akzeptable Methode war. „Ich will nur, dass es dir gut geht.“
    „Ach so“, erwiderte sie, offensichtlich enttäuscht.
    Warum Enttäuschung?
    Zweifel tanzte fast, so stark war sein Verlangen, aus Sabins Kopf in Gwens zu kriechen. Lange konnte Sabin ihn nicht mehr bändigen. Aber eine falsche Andeutung von dem Dämon, und Gwen würde das winzige Häppchen auf den Boden werfen, davon war Sabin überzeugt.
    Iss es, projizierte er in ihren Kopf. Bitte, iss es. Zwar gab es nahrhaftere Snacks, aber in diesem Augenblick wäre er schon glücklich gewesen, wenn sie einen Löffel voller Sand gegessen hätte.
    Endlich hob sie den Kuchen hoch und knabberte zögerlich am Rand. Ihre langen dunklen Wimpern berührten sich, und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie versprühte pure Ekstase – wie andere sie nur beim Orgasmus erleben.
    Seine körperliche Reaktion kam sofort. Jeder Muskel verhärtete sich; sein Herzschlag beschleunigte sich; seine Handflächen brannten darauf, sie zu berühren. Meine Götter, sie ist wundervoll. Wahrscheinlich das Erlesenste, das er je betrachtet hatte – ein Genuss für die Sinne und die glückselige Dekadenz schlechthin.
    Eine Sekunde später war auch der Rest des Kuchens in ihrem Mund verschwunden, und ihre Wangen füllten sich. Während sie kaute, streckte sie die Hand aus und befahl ihm damit stumm, ihr noch ein Küchlein zu geben. Er tat es, ohne zu zögern.
    „Soll ich die Hälfte abbeißen?“, bot er an, bevor er losließ.
    In ihren Augen erschien ein schwarzer Wirbel, der das Gold überlagerte.
    Wohl nicht.

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