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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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erreichte einen neuen Höhepunkt.
    Das Flugzeug ruckelte und schaukelte und verlor alarmierend schnell an Höhe. Doch das konnte die Herren nicht aufhalten. Sie hatten sie eingekreist und kamen langsam näher. Gwen schlug das Herz hart in ihrer Brust, und das Blut rauschte so schnell durch ihre Venen, dass ihre Ohren sausten. Wenn das Ohrensausen doch nur das wilde Kreischen der Harpyie übertönt hätte … Aber so viel Glück hatte sie nicht. In ihrem Kopf toste eine schrille Symphonie, die sich ständig veränderte, die ihr den Verstand raubte und sie hinabwarf … hinab … in eine schwarze Leere, in der Tod und Zerstörung regierten.
    So brutal und mächtig, wie diese Krieger waren, hätte sie ahnen müssen, dass sie von Dämonen besessen waren. Die roten Augen, als sie Sabin zum ersten Mal gesehen hatte … das Schmetterlingstattoo über seinen Rippen …
    Ich bin so blöd.
    Obwohl Gwen die Männer in den vergangenen Tagen intensiv beobachtet hatte, war sie wohl zu müde gewesen, zu hungrig und zu erleichtert über ihre Befreiung, um zu bemerken, dass die anderen die gleiche Tätowierung hatten – an welcher Körperstelle auch immer. Entweder das, oder Sabins Erscheinung hatte sie zu stark abgelenkt. Genau, wenn sie richtig darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass die Krieger in ihrer Gegenwart immer voll bekleidet gewesen waren. Und sie hatte geglaubt, sie hätten Mitleid für ihr Schicksal empfunden und sie nicht verängstigen wollen, indem sie zu viel Haut zeigten! Doch jetzt erkannte sie die Wahrheit. Sie hatten einfach nur ihr Zeichen versteckt.
    Welcher Dämon wohl Sabin beherrscht?, fragte sie sich. Welchen Dämon hatte sie beobachtet? Welcher Dämon hatte sie mit jedem Wort und jeder Handlung fasziniert? Welchen Dämon hatte sie in Gedanken geküsst und gestreichelt, sich an ihm festgehalten und sich unter ihm gewunden?
    Wie konnten ihre Schwestern diese Prinzen des Bösen nur verehren? Na ja, oder zumindest ihre Vorstellung von ihnen? Soweit Gwen wusste, waren sie ihnen nie begegnet. Aber wer hätte diese Begegnung wohl überlebt? Diese Männer kannten weder Gnade noch Reue. Sie waren zu jeder düsteren Tat fähig und befanden sich in einem endlosen Krieg, der sich von der Vergangenheit bis in die Gegenwart erstreckte, von Meer zu Meer, von Tod zu Tod.
    Jedes Mal, wenn man ihr von ihnen erzählt hatte, war ihre Angst vor Raubtieren, die bei Nacht umherschlichen, und vor Unholden, die sich im Sonnenlicht versteckten, um ein Vielfaches gewachsen. In jener Zeit hatte Gwen begonnen, das Raubtier in sich zu fürchten. Denn genau aus diesem Grund hatte man ihr diese Geschichten überhaupt erst erzählt: damit sie die Krieger nachahmen könnte. Während Gwen bei dem Gedanken daran am liebsten weggerannt wäre, hatte die Harpyie jedes einzelne Wort aufgesaugt, bereit, sich zu beweisen.
    Ich muss fliehen. Ich kann nicht länger hierbleiben. Dabei kann nichts Gutes herauskommen. Entweder töten sie mich als Nächstes, oder meine Harpyie wird noch härter kämpfen, um wie sie zu sein. Womöglich wäre sie in den Händen ihresverhassten Feindes besser drangewesen.
    „Du musst aufhören zu schreien, Gwen.“
    Die harsche, vertraute Stimme drang durch das sumpfige Chaos in ihrem Kopf, doch das Kreischen ging weiter.
    „Bring sie zum Schweigen, Sabin. Mir bluten schon die Ohren.“
    „Das hilft nicht, Arschloch. Gwendolyn, du musst dich beruhigen, sonst verletzt du uns. Willst du uns wehtun, mein Schatz? Willst du uns umbringen, nachdem wir dich gerettet und aufgenommen haben? In uns mögen Dämonen wohnen, aber wir sind nicht böse. Ich denke, das haben wir dir bewiesen. Haben wir dich und die anderen nicht besser behandelt als eure Entführer? Habe ich dich vor Wut geschlagen? Oder dich bedrängt? Nein.“
    Was er sagte, stimmte. Aber konnte sie einem Dämon trauen? Sie liebten es doch zu lügen. Genauso wie Harpyien, meldete sich in ihr die Stimme der Vernunft. Einerseits wollte Gwen ihm vertrauen, andererseits wollte sie am liebsten aus dem Flugzeug springen. Aus dem immer noch ruckelnden und abwärts trudelnden Flugzeug.
    Also gut, es war Zeit, eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Sie war seit zwei Tagen bei ihnen. Sie war am Leben und wohlauf, hatte nicht mal einen einzigen Kratzer. Wenn sie sich nicht bald beruhigte, würde die Harpyie sich losreißen, das Ruder übernehmen und verheerenden Schaden anrichten. Höchstwahrscheinlich würde sie bei dem unvermeidlichen Absturz den Piloten und vielleicht

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