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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Harpyienmutter ihre Tochter lehrte: Konnte die Information gegen sie verwendet werden? Würde es ihr irgendeinen Vorteil verschaffen, wenn sie die Information für sich behielt? Wäre eine Lüge ausreichend, wenn nicht sogar besser?
    Kein Nachteil, entschied Gwen. Aber auch kein Vorteil, doch das war ihr egal. „Siebenundzwanzig.“
    Seine Augenbraue zuckte, und er blinzelte zur ihr hinüber. „Siebenundzwanzighundert Jahre, richtig?“
    Wenn er mit Taliyah spräche, ja. „Nein. Einfach nur siebenundzwanzig ganz gewöhnliche Jahre.“
    „Aber du meinst nicht Menschenjahre, oder?“
    „Nein. Ich meine Hundejahre“, erwiderte sie trocken und presste dann fest die Lippen aufeinander. Was war nur mit ihr los, dass sie plötzlich derartige Bemerkungen machte? Doch Strider schien das gar nichts auszumachen. Er wirkte eher verblüfft. Hätte Sabin genauso reagiert, wenn er wach gewesen wäre?
    „Was ist so schwer daran, mir mein Alter zu glauben?“ Während die Frage wie ein Echo zwischen ihnen in der Luft hing, schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der Gwen erbleichen ließ. „Sehe ich etwa alt aus?“
    „Nein, nein. Natürlich nicht. Aber du bist unsterblich. Und stark.“
    Und starke Unsterbliche konnten nicht jung sein, oder was? Moment. Er hielt sie für stark? Freude füllte ihre Brust. In der Vergangenheit war dieses Wort immer nur benutzt worden, um ihre Schwestern zu beschreiben. „Ja, aber ich bin trotzdem erst siebenundzwanzig.“
    Er streckte die Hand aus … um was zu machen? Gwen wusste es nicht, und es kümmerte sie auch nicht. Sie kauerte sich in ihrem Sessel zusammen. Während sie sich von Anfang an nach einer Berührung von Sabin gesehnt hatte – warum, warum, warum? – und sich am Morgen sogar ausgemalt hatte, wie sie all diese ungezogenen Dinge mit ihm anstellte, war die Vorstellung, dass jemand anderes sie berührte, für sie vollkommen reizlos.
    Strider ließ den Arm zurück an die Seite fallen.
    Sie entspannte sich, und ihr Blick schweifte abermals zu Sabin. Sein Gesicht war jetzt gerötet, er biss die Zähne fest aufeinander. Schlechte Träume? Tobten gerade alle Menschen, die er je getötet hatte, in seinen Gedanken und quälten ihn? Vielleicht war es ja ein Segen, dass Gwen sich nicht erlaubte zu schlafen. Sie hatte solche Albträume schon selbst erlebt und jede einzelne Sekunde gehasst.
    „Sind alle Harpyien so jung wie du?“, fragte Strider und zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.
    Konnte diese Information gegen sie verwendet werden? Würde es ihr irgendeinen Vorteil verschaffen, wenn sie die Antwort für sich behielt? Wäre eine Lüge ausreichend, wenn nicht sogar besser? „Nein“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „Meine drei Schwestern sind ein ganzes Stück älter. Aber auch schöner und stärker.“ Sie liebte sie viel zu sehr, um eifersüchtig zu sein. „Sie hätten sich nicht entführen lassen. Niemand schafft es, sie zu etwas zu bewegen, das sie nicht wollen. Sie haben vor nichts Angst.“
    Okay, jetzt musste sie den Mund halten. Je mehr sie redete, desto stärker kamen ihre Fehler und Grenzen ans Tageslicht. Es wäre besser, wenn diese Männer glaubten, dass auch sie mutig war – wenn auch nur ein bisschen. Aber warum kann ich nicht wie meine Schwestern sein? Warum laufe ich vor der Gefahr weg, während sie sich auf sie stürzen? Wenn eine von ihnen sich für Sabin interessiert hätte, hätte sie seine Distanzierung als Herausforderung verstanden und ihn verführt.
    Moment. Stopp! Das war ja verrückt. Sie interessierte sich nicht für Sabin. Er sah gut aus, ja, und sie hatte sich vorgestellt, mit ihm zu schlafen. Aber das war nur aus ihrer Dankbarkeit entsprungen. Er hatte sie befreit und einen ihrer Feinde getötet. Und, ja, er brachte sie durcheinander. Er war die personifizierte Härte und Gewalt, und dennoch hatte er ihr nicht wehgetan. Aber sich eingestehen, dass sie sich zu einem unsterblichen Krieger hingezogen fühlte? Niemals.
    Wenn Gwen sich wieder auf einen Mann einließ, würde sie sich einen aufmerksamen, rücksichtsvollen Kandidaten aussuchen, der ihre dunkle Seite in keiner Weise ansprach. Einen aufmerksamen, rücksichtsvollen Mann, der an Ausschusssitzungen teilnahm und nicht an Schwertspielen. Einen aufmerksamen, rücksichtsvollen Mann, der ihr das Gefühl gab, sie trotz ihrer Schwächen zu schätzen und zu akzeptieren. Jemanden, der ihr das Gefühl gab, normal zu sein.
    Das war alles, was sie je gewollt hatte.
    Sabin konzentrierte sich auf

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