Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
ja.“
„Nur wenn wir Glück haben.“
Torin, der Hüter der Krankheit, saß an seinem Tisch. Doch statt auf die Monitore zu schauen, die ihn mit der Außenwelt verbanden, starrte er unverwandt auf die Zimmertür. Er hatte die Geländewagen in die Auffahrt einbiegen sehen und war sofort erregt gewesen. Er hatte die Krieger beim Aussteigen beobachtet und sich berühren müssen, um den plötzlichen Schmerz zu lindern. Er beobachtete, wie einer nach dem anderen die Burg betrat. Jeden Moment könnte …
Cameo schlüpfte ins Zimmer und schloss die Tür mit einem leisen Klicken. Sie sperrte ab und wandte ihm einige Sekunden lang den Rücken zu. Die langen dunklen Haare, die sich in den Spitzen lockten, fielen ihr auf die Taille.
Einmal hatte sie ihm erlaubt, die Enden einiger Strähnen zwischen seinen bloßen Fingern zu zwirbeln, vorsichtig, ganz vorsichtig, um ja nicht ihre Haut zu berühren. Zum ersten Mal seit Hunderten von Jahren hatte er wieder richtig eine Frau berührt. Er wäre fast gekommen, allein dadurch, dass er die seidigen Strähnen an seinen nackten Fingern spürte. Doch diese kleine Berührung war alles, was sie erlaubt hatte; alles, was sie erlauben und was er je riskieren konnte.
Im Grunde war er sogar überrascht, dass sie überhaupt so leichtsinnig gewesen waren. Wenn er die Handschuhe anhatte, dann sicher. Dann war die Gefahr, sie zu infizieren, gleich null. Aber Locken auf blanker Haut, Seide gegen Wärme, Frau gegen Mann? Das erforderte Mut und Vertrauen ihrerseits und Verzweiflung und Dummheit seinerseits. Zwar waren Haare keine Haut, aber was, wenn er ausgerutscht wäre? Was, wenn sie auf ihn gefallen wäre? Aus irgendeinem Grund war keiner von ihnen fähig gewesen, den Konsequenzen eine Bedeutung beizumessen.
Als er das letzte Mal eine Frau berührt hatte, war ein komplettes Dorf gestorben. Man hatte von der Pest gesprochen. Das war es, was durch seine Venen strömte und in seinem Kopf lachte. Noch Jahre nach der Tragödie hatte Torin sich die Haut so lange geschrubbt, bis das schwarze Blut aus ihm herausgeflossen war. Aber es hatte sich als unmöglich herausgestellt, sich von dem Virus zu reinigen.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte hatte er gelernt, das permanente Gefühl der Unreinheit und Verpestung hinter einem Lächeln und trockenem Humor zu verstecken, aber er hatte nie die Sehnsucht nach dem unterdrücken können, was ihm nie zuteil werden würde: eine Beziehung. Cameo verstand ihn wenigstens. Sie wusste, womit er zu kämpfen hatte, was er tun konnte und was nicht, und sie bat ihn nicht um mehr.
Er wünschte, sie würde ihn um mehr bitten, und hasste sich dafür.
Langsam drehte sie sich zu ihm um. Ihre Lippen waren rot und feucht, als hätte sie darauf herumgekaut, und ihre Wangen rosig. Ihr Brustkorb hob und senkte sich unter schnellen, flachen Atemzügen. Sein eigener Atem schmerzte ihn in der Kehle.
„Wir sind wieder da“, flüsterte sie atemlos.
Er blieb sitzen und zog die Augenbrauen hoch, als kümmerte ihn das alles nicht. „Bist du unverletzt?“
„Ja.“
„Gut. Zieh deine Sachen aus.“
Seit er vor einigen Monaten ihr Haar berührt hatte, waren sie beste Freunde geworden. Mit beiderseitigem Nutzen. Ein Sich-mit-einem-Sicherheitsabstand-Selbstbefriedigen-währendder-andere-dasselbe-tat-Nutzen, aber nichtsdestoweniger ein Nutzen. Es machte alles höllisch kompliziert. Das Hier und Jetzt… die Zukunft. Eines Tages wollte sie bestimmt einen Liebhaber, der sie richtig berühren konnte, der mit ihr schlafen, sich in ihr bewegen, sie küssen und schmecken und sich um ihren Körper schlingen konnte, und Torin müsste Platz machen und dürfte den Bastard nicht töten.
Aber bis dahin …
Sie war seinem Befehl nicht gefolgt.
„Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt“, sagte er. „Ich möchte, dass du dich ausziehst.“
Später würde sie ihn dafür bestrafen, dass er sie so herumkommandierte. Er kannte sie gut und wusste, wie sehr sie beweisen wollte, dass sie genauso mächtig war wie die männlichen Krieger. Jetzt befand sie sich in einem Zwiespalt. Er nahm den süßen Duft ihrer Erregung wahr. Cameo würde nicht mehr lange widerstehen können.
Tatsächlich griff sie mit zittrigen Fingern zum Saum ihres Hemdes und zog es sich über den Kopf. Ein schwarzer Spitzen-BH kam zum Vorschein. Sein Lieblingsstück.
„So gefällst du mir“, sagte er lobend.
Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und blickte auf seine Erektion, die die
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