Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
Vom Netzwerk:
hochhob. Die schwarzen Leder-und Metallösen seines Herrenarmbands umarmten sein kräftiges Handgelenk. Seine langen Beine fraßen die wenigen Meter zum Badezimmer regelrecht. Gwen hoffte, dass er sein Hemd ausziehen musste, sodass sie noch mehr von seinen sexy Muskeln sah. Vielleicht sogar noch mehr von dem Schmetterlingstattoo, das sich über seinen Brustkorb ausdehnte und von dem eine Flügelspitze in seinem Hosenbund verschwand.
    „Jetzt bin ich dran und frage dich aus“, sagte er von der Badezimmertür aus. Er lehnte sich mit einer Schulter gegen den Türrahmen. „Wieso bist du nicht davongelaufen? Oder hast es wenigstens mal versucht? Ich weiß, du hast gesagt, du wolltest dich nicht mitten in der Wüste dem Unbekannten stellen. Das verstehe ich ja noch irgendwie. Aber dann hast du unser kleines Dämonengeheimnis gelüftet und bist immer noch geblieben. Du hast mir sogar deine Hilfe angeboten.“
    Gute Frage. In dem Moment, als das Flugzeug gelandet war, hatte sie tatsächlich erwogen, einfach in den Wald zu rennen, und dann noch einmal, als der Geländewagen gehalten hatte. Doch im nächsten Moment waren die Frauen aus der Burg gekommen und hatten sich – ganz offensichtlich schwer verliebt – ihren Männern an den Hals geworfen. Gwen hatte innegehalten. Die Dämonenkrieger waren sanft und zärtlich zu ihnen gewesen. Absolut ehrfürchtig, so als schätzten sie sie.
    Das hatte sie mehr als alles andere dazu gebracht, ihr Urteil über die Dämonen zu revidieren.
    Diese Männer waren das komplette Gegenteil von dem, was sie erwartet hatte, und auf ihre eigene Art ehrenwert – jedenfalls bis jetzt – und beinah freundlich. Anscheinend wollten sie sie beschützen. Besser gesagt: Sie schauten sie nicht enttäuscht und mit dem unverhohlenen Wunsch an, dass sie stärker, mutiger und grausamer sein sollte.
    „Es ist der Engel in ihr“, hatte ihre Mutter jedes Mal geringschätzig gesagt, wenn Gwen sich geweigert hatte, einen Unschuldigen zu verletzen. „Es war dumm von mir, mit ihm zu schlafen.“ Ihre Schwestern waren ihr stets zu Hilfe geeilt, denn sie liebten sie über alles. Doch Gwen wusste, dass selbst Bianka, Kaia und Taliyah sie für schwach hielten. Sie konnte es in ihren Augen sehen.
    Würde mein Vater mich kennen, wäre er stolz auf mich, dachte sie abwehrend. Er hätte bei solcher Gutmütigkeit bestimmt applaudiert.
    „Und?“, drängte Sabin.
    „Ich könnte dir genauso antworten wie du mir die ganze Zeit“, erwiderte sie und hob das Kinn. Ich bin stark. Ich kann mich selbst verteidigen. „Warum ich nicht vor dir weggelaufen bin? Darum.“ Da. Schluck ein bisschen von deinem eigenen Gift.
    Sabin fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. „Das finde ich nicht komisch.“
    „Ach nein? Ich auch nicht!“ Das ist es. Das ist der richtige Weg.
    „Mein Schatz, sprich mit mir.“
    Wie er das Kosewort aussprach … als wären ein Streicheln, eine Fantasie und ein Fluch zusammen in einem Eclair verarbeitet worden, in einem gestohlenen, natürlich. „Bei dir fühle ich mich sicher“, gab sie schließlich zu. Warum sie sich für die Wahrheit entschieden hatte, wusste sie nicht. „Zufrieden?“
    Sein spöttisches Lachen überraschte sie. „Das ist lächerlich. Du kennst mich doch nicht mal. Aber wenn du wirklich so dumm bist, warum wolltest du dann ein eigenes Zimmer? Und warum hast du mich so ausgefragt?“
    Ihre Wangen brannten vor Hitze. Sie war so dumm. „Warum habe ich nur das Gefühl, dass du mir ausreden willst zu bleiben, obwohl ich allein auf deinen Wunsch hier bin? Willst du mich dazu bringen wegzurennen oder was?“
    Ein kurzes Kopfschütteln.
    „Kannst du dann bitte wenigstens so tun, als wärest du nett? Und zwar die ganze Zeit?“
    „Nein.“
    Auch diesmal hatte er nicht gezögert. Das machte sie allmählich wirklich wütend. „Na schön. Dann erklär mir bitte wenigstens, weshalb du in einer Sekunde nett bist und in der nächsten so grausam?“
    Es sah so aus, als würde er die Zähne fest aufeinanderbeißen. „Ich bin nicht gut für dich. Mir zu vertrauen würde dich nur verletzen.“
    Und das wollte er nicht? „Warum sagst du das?“
    Keine Antwort.
    „Wegen deines Dämons“, beharrte sie. „Welcher Dämon wohnt in dir?“
    „Spielt keine Rolle.“
    Also wieder keine Antwort. Aber es gäbe auch keine Antwort, die einen Sinn ergeben hätte. Außer vielleicht, dass er log und ihr in Wahrheit sehr wohl wehtun wollte, weil er ein Dämon war und Dämonen so was nun mal taten.

Weitere Kostenlose Bücher