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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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widerstehen und kuschelte sich dichter an sie.
    „Und das ist etwas Schlechtes? Als ich ein Mädchen war, wurde ich von den Gleichaltrigen aufs Übelste verachtet. Sie nannten mich eine Hure, einige weigerten sich sogar, sich mit mir in einem Raum aufzuhalten, als würde ich ihr kostbares Leben irgendwie verpesten. Damals wünschte ich mir nichts sehnlicher, als eine Harpyie zu sein. Denn dann hätte sich niemand mit mir angelegt. Garantiert nicht.“
    „Du wurdest verachtet?“ Diese schöne, sanftmütige, unglaublich freundliche Frau?
    „Ja. Und eingesperrt. Und schließlich auf die Erde verbannt.“ Anya drehte sich auf die Seite, legte die Hände unter ihre Wange und sah Gwen an. „Zu welchem Clan gehörst du?“
    Konnte die Information gegen sie verwendet werden? Würde es ihr irgendeinen Vorteil verschaffen, wenn sie die Information … Ach, halt die Klappe. „Zu den Skyhawks.“
    Anya blinzelte, und die langen schwarzen Wimpern warfen für einen Augenblick Schatten auf ihre Wangen. „Moment. Du bist eine Skyhawk? Wie Taliyah, Bianka und Kaia?“
    Jetzt legte sich auch Gwen auf die Seite und starrte die Göttin hoffnungsvoll und zugleich erschrocken an. „Du kennst meine Schwestern?“
    „Aber hallo! Wir haben tolle Sachen miteinander erlebt, irgendwann im siebzehnten Jahrhundert, glaube ich. In all meinen Jahrhunderten habe ich erst eine Handvoll Leute als Freunde bezeichnet, und diese Mädels standen auf der Liste ganz oben. Aber vor ein paar Hundert Jahren ist der Kontakt leider abgerissen. Einer meiner menschlichen Lieblinge war gestorben, und ich bin nur schlecht damit klargekommen. Ich hab mich damals fast von jedem zurückgezogen.“ Anyas azurblauer Blick wurde intensiv und abschätzend. „Du musst ein neuer Spross sein.“
    Verglich sie Gwen mit ihren schönen, klugen, unglaublich starken Schwestern? „Ja. Ich bin erst siebenundzwanzig sterbliche Jahre alt.“
    Anya setzte sich auf und schnalzte mit der Zunge. „Dann bist du ja noch ein Baby. Aber bei dem großen Abstand zu deinen Schwestern müsste deine Mom doch schon längst aus dem Alter raus sein, einen weiteren kleinen Hosenscheißer auszubrüten.“
    „Offensichtlich ja nicht.“ Auch Gwen setzte sich aufrecht hin, und sie spürte einen kleinen Anflug von Wut. Sie war kein Baby, verdammt noch mal. Ein Feigling, ja, aber ein erwachsener Feigling. Aber diese Unsterblichen würden sie niemals so sehen, so viel stand fest. Sogar Sabin behandelte sie wie ein Kind … na ja, wie ein Kind, das zu jung war, um es zu küssen?
    „Wissen die drei, dass du hier bist?“, erkundigte sich Anya.
    „Noch nicht.“
    „Dann sollten wir sie anrufen. Wir können doch zusammen feiern.“
    „Das werde ich“, versprach sie. Und sie würde ihr Versprechen halten. Nur noch nicht sofort. Denn je länger Gwen darüber nachdachte, umso klarer wurde ihr, dass ihre Angst davor, ihren Schwestern von ihrer Entführung und der Gefangenschaft zu erzählen, absolut gerechtfertigt war. Es würde ja so erniedrigend werden. Sie würden ihr einen Vortrag halten, von dem Recht der Alteren Gebrauch machen und sie bestrafen. Vielleicht würden sie ihr sogar befehlen, nach Hause zu kommen – für immer –, wo sie sie beobachten und beschützen könnten. Und niemals würden sie sich eingestehen, dass das nur ein anderer Käfig war.
    Genau deshalb war sie nach Georgia gegangen – um zu fliehen. Sie hatte sich eingeredet, sie wäre gegangen, um bei Tyson zu sein, den sie während seines Urlaubs in Anchorage kennengelernt hatte. Doch in den letzten Monaten, als sie allein in ihrer Zelle gesessen und nichts anderes hatte tun können als nachzudenken, war Gwen klar geworden, dass sie einfach nur hatte ausbrechen wollen. In die Freiheit.
    Ausnahmsweise hatte sie sich wie eine Erwachsene benommen und ohne Sicherheitsnetz etwas gewagt. Ja, sie hatte versagt. Aber wenigstens hatte sie es versucht.
    Der Gedanke, den Anruf vor sich herzuschieben, bereitete ihr ein schlechtes Gewissen. Ihre Schwestern waren sicher beunruhigt, weil sie sich nicht meldete – ob sie nun wussten, was geschehen war oder nicht. Deshalb war es gleichgültig, wie demütigend es werden würde, sie musste sie anrufen, und zwar bald.
    „Du hast gesagt, der Kontakt sei abgerissen“, platzte Gwen heraus. „Aber hast du sie denn weiterhin beobachtet? Weißt du, wie es ihnen geht? Was sie machen?“
    „Nein, das habe ich in der Vergangenheit nicht getan und auch jetzt nicht. Tut mir leid. Aber wie ich sie

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