Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
herrischen Dämonen.“
Sie biss sich auf die Lippe und schaute zur Tür. Du hast schon einmal beschlossen, dich herauszuschleichen. Also kannst du es auch noch mal machen. „Eine Führung hört sich wirklich wunderbar an. Wenn du mir garantieren kannst, dass die Herren mich in Ruhe lassen.“
„Das kann ich, also komm.“ Anya sprang auf die Füße und zog Gwen hinter sich hoch. „Ich gebe dir zehn Minuten, um zu duschen, und dann werden wir …“
„Ach, ich muss nicht duschen.“ Oder besser: Sie würde nicht duschen, nicht in diesem Haus.
„Sicher? Du bist schon … eklig schmutzig.“
Ja, und dabei wollte sie es auch belassen. Während ihrer Gefangenschaft hatte Gwen sich alle paar Tage sorgfältig mit Sand eingerieben. Sonst hätten alle die eigentliche Farbe und Beschaffenheit ihrer Haut gesehen. Und so neugierig sie auch darauf war, Sabins Reaktion zu sehen, mit den Folgen wollte Gwen sich nicht auseinandersetzen müssen. Und es gab immer Folgen. „Ja, ich bin sicher.“
Wäre sie zu Hause, entweder in Georgia oder in Alaska, hätte sie nach dem Duschen ihr Make-up benutzt, um das Hautbild optisch anzugleichen. Aber hier ging das nicht. Der Schmutz war ihr einziger Schutz.
„Also gut. Du hast Glück, dass ich keinen Sauberkeitsfimmel habe.“ Anya hakte sich bei ihr unter und schlenderte gemächlich los.
Eine halbe Stunde lang erkundeten sie die Burg, gingen treppauf, treppab, in die breite, offene Küche – Gwen gelang es trotz intensiver Bemühungen nicht, sich einen der Herren beim Kochen vorzustellen –, in die Bücherei, in ein Büro, in einen überdachten Garten, in dem bunte Blumen in kräftigen Farben wuchsen, und in die privaten Schlafzimmer, die weder Anya noch Gwen gehörten. Nichts war der Göttin heilig. In zwei Räumen hatten Pärchen geschlafen, Arme und Beine miteinander verschlungen. Gwens Wangen hatten heiß gebrannt, bis die Tür wieder geschlossen war und sie die Nackten nicht mehr gesehen hatte.
Aber Anya enthüllte ihr keins von Sabins Geheimnissen.
Als sie das Fernsehzimmer erreichten – den Gemeinschaftsraum, wie die Göttin es nannte –, war sie kurz davor, nachzuhaken. Doch Gwen zwang sich dazu, sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren und anhand der Einrichtung mehr über Sabin und seine Freunde zu erfahren. Hier gab es einen riesigen Flachbildfernseher, sortierte Videospiele, einen Billardtisch, einen Kühlschrank, ein Karaokegerät und sogar einen Basketballkorb. Popcornkrümel lagen auf dem Boden und erfüllten die Luft mit einem köstlichen Butterduft.
„Fantastisch“, sagte sie, breitete die Arme aus und wirbelte herum. Anscheinend waren diese Männer doch nicht die Vierundzwanzigstunden-Vollblutkrieger, für die sie sie gehalten hatte.
„Ah, hallo, Ladys. Ich glaube wirklich, dass dieser Raum nicht das einzig Fantastische ist.“
Eine tiefe Stimme erfüllte das geräumige Zimmer, als der Lehnstuhl vor dem Fernseher zu ihnen herumschwang. Darin saß ein hinreißend gut aussehender Mann mit dunklen Haaren und blauen Augen, der zu ihr herübersah und seinen Blick über jede ihrer Kurven gleiten ließ. Gwen geriet in Panik und griff instinktiv nach einem der Wurfsterne, die sie in ihrer Tasche versteckt hatte.
„Gwen, das ist William. Er ist auch unsterblich, aber von keinem Dämon besessen. Sofern man seine Sexsucht nicht als seinen ganz persönlichen Dämon bezeichnet. William, das ist die Frau, die Sabin in die Knie zwingen wird.“
William verzog die sinnlichen Lippen. „Ich würde mich freiwillig in die Knie zwingen lassen. Falls du also deine Meinung über eine Liaison mit dem Krieger ändern solltest …“
„Werde ich nicht“, entfuhr es ihr, obwohl sie Anyas Behauptung kurz zuvor noch bestritten hatte. Einen Verehrer zu ermutigen konnte zu Problemen führen. Zu blutigen Problemen, bei denen es um Leben und Tod ging.
„Ich würde mich ausgezeichnet um dich kümmern, das schwöre ich.“
„Einen Tag lang. Höchstens anderthalb“, kommentierte Anya trocken. „Er ist der Typ ‚Schlaf mit ihr und verlasse sie‘. Und obwohl er kein Herr ist, klebt ein Fluch an ihm. Ich besitze das Buch, mit dem ich es beweisen kann.“
William stieß einen kehligen Laut aus. „Anya! Musst du meine Geheimnisse mit jedem teilen?“ Er legte die Hände flach auf die Armlehnen seines Sessels. „Aber gut. Was du kannst, kann ich schon lange. Anya ist der Grund dafür, dass die Titanic gesunken ist. Sie hat mit den Eisbergen das Feiglingspiel gespielt –
Weitere Kostenlose Bücher