Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
klang kehlig
„Und damit ist die Sache für dich erledigt? Wenn mir jemand wehtut, will ich ihm auch wehtun. Ich will sichergehen, dass es richtig gemacht wird. Hast du denn nicht eine Spur Befriedigung verspürt, als du die Kehle von …“
„Ja, okay. Ja. Aber jemandem anders zu erlauben, es zu tun, muss einfach reichen. Sonst verbringe ich den Rest meines Lebens damit, sie zu jagen und zu töten, und kann gar nicht mehr richtig leben.“ Ihre Nasenflügel bebten, ihre Brust hob und senkte sich. Mit jedem ihrer Atemzüge rutschte die Decke ein Stückchen weiter runter und enthüllte den Ansatz ihrer rosa Brustwarzen. Sabin musste sich zwingen, wegzusehen, damit er das Gespräch nicht beendete.
Wollte sie damit sagen, dass sein Leben leer war? Also, das war es nun wirklich nicht. Es war verdammt noch mal erfüllt. „Besser ein Leben mit Jagen und Töten verbringen, als sich selbst unter der Angst begraben.“
Sie hob die Hand, als wollte sie ihn noch einmal ohrfeigen. Gwen zitterte, die stumme Verärgerung, die sie zuvor ausgestrahlt hatte, war nun glühend heiße Wut. Er hatte sie endlich soweit. Die Harpyie war da, in ihren Augen.
„Tu es“, forderte er sie auf. Es täte ihr gut. Sie sollte sehen, dass sie auf ihn losgehen konnte, ohne dass er starb. Das hoffte er jedenfalls.
Langsam ließ sie die Hand sinken. Das Zittern wurde schwächer. Gwen atmete tief ein, und ihre Augen waren wieder normal. „Das könnte dir so passen. Wenn ich genauso wäre wie du, meine ich. Aber das wird nicht passieren. Weil es nämlich niemand überleben würde. Sogar meine Schwestern nicht.“
Er verstand die Bedeutung ihrer Worte und zog eine Augenbraue hoch. „Du hast sie angegriffen und verletzt, nicht wahr?“
Ein zögerndes Nicken. „Ich war noch ein Kind, und sie haben bloß mit mir gespielt. Sie haben mich aufgezogen, so wie Schwestern das halt machen. Ich habe die Kontrolle verloren und sie ziemlich übel zugerichtet.“
„Hast du nicht gesagt, sie wären stärker als du?“
„Das sind sie auch. Sie haben im Griff, wen sie töten, sogar auch dann, wenn sie durch und durch Harpyie sind. Das ist wahre Stärke.“
Er dachte einen Augenblick nach und fuhr sich dabei immer wieder mit der Hand durchs Haar. „Ich wette, ich wäre deiner Harpyie gewachsen. Ich meine, genauso wie deine Schwestern bin auch ich unsterblich und erhole mich schnell von Verletzungen.“ Ja, er erinnerte sich daran, was sie mit dem Jäger gemacht hatte, und ja, er erinnerte sich auch noch daran, wie flink sie sich bewegt hatte. Aber warum hatte er nicht schon vorher daran gedacht? Er verfügte über brachiale Kräfte, über viele Tausend Jahre Erfahrung und über eine Entschlossenheit, die ihresgleichen suchte. Solange sie ihm nicht den Kopf abhackte, würde er sich wieder erholen.
„Du bist ein Idiot.“ Anscheinend wurde ihr erst wenige Sekunden später klar, was sie gesagt hatte, denn sie erstarrte, als ihre Worte von den Zimmerwänden widerhallten.
„Nichts, was du sagst, wird mich genügend provozieren, damit ich dir wehtue“, versicherte er ihr. Er war hin und her gerissen zwischen Zärtlichkeit und Erbitterung.
Ganz allmählich entspannte sie sich, doch die Atmosphäre zwischen ihnen blieb angespannt.
„Bereust du, was unter der Dusche passiert ist?“, fragte er, teils um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, teils, nun ja, weil seine Neugier gestillt werden wollte. Sie hatte gerade erst sehr deutlich gemacht, dass ihr weder gefiel, wer er war, noch was er tat.
„Ja“, erwiderte sie, und ihre Wangen wurden rot.
Sie hatte keine Sekunde gezögert, und das erschütterte ihn. „Warum? Du hast doch jeden Augenblick genossen.“
Oder etwa nicht?
Er ballte die Hände zu Fäusten, und seine Knochen kamen ihm plötzlich morsch vor. Dieser verdammte Zweifel. Doch Sabin befürchtete, dass die Unsicherheit ausnahmsweise von ihm ausging und der Dämon gerade mal nicht sein Gift versprühte.
Sie wandte hastig den Blick von ihm ab. „Es war okay, schätze ich.“
Ihm blieb der Mund offen stehen. Es war okay. Schätzte sie. Schätzte sie, zum Teufel noch mal! Bei den Göttern, er würde ihr noch eine Demonstration schenken. Er würde sie küssen, diesmal jeden Zentimeter ihres Körpers, genauso wie er es wollte. Er würde seine Zunge zwischen ihren Beinen tanzen lassen, sie beißen, sie streicheln, sie dazu bringen, ihn anzuflehen, in sie einzudringen, und dann, erst dann, würde er es ihr geben. Er würde sie auf
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