Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
würde. Also habe ich Sienna aufgegeben. Ich werde sie niemals wiedersehen.“
Plötzlich setzte sich das Puzzle wie von selbst zusammen. Der Grund für Paris’ verändertes Verhalten, der Grund dafür, dass der Blutrausch Aeron so unvermittelt verlassen hatte! Paris musste das Mädchen in Griechenland getroffen haben, als sie den Tempel aller Götter nach der Büchse durchforstet hatten. Gütige Götter. Er hatte seine Geliebte für Aeron aufgegeben.
Aeron hatte keine Frau, hatte auch nie eine gewollt, aber er hatte Maddox mit Ashlyn gesehen, Lucien mit Anya und Reyes mit Danika. Sie würden füreinander sterben. Ashlyn hatte es sogar getan. Jeder von ihnen dachte permanent an seinen Partner, sehnte sich nach ihm und wurde verrückt, wenn er allein war.
Nach und nach gaben Aeron die Knie nach, bis er auf die kalten Fliesen fiel. Die Größe von Paris’ Taten lastete schwer auf seinen Schultern. „Warum hast du das getan?“
„Weil ich euch liebe.“
So einfach war das.
„Paris …“
„Nicht.“ Er stemmte sich auf die zitternden Beine und schwankte.
Im Nu war auch Aeron aufgestanden, schlang seinem Freund einen Arm um die Taille und hielt ihn fest. Als er versuchte, einen Schritt nach vorn zu machen, um Paris zu seinem Bett zu führen, stöhnte der Krieger und hielt sich den Magen. Da nahm Aeron ihn auf die Arme und hielt ihn fest an seine Brust gedrückt.
Statt ihn zum Bett zu tragen, setzte Aeron ihn in die Badewanne. Kurz darauf prasselte warmes Wasser auf ihn hinab und spülte jegliche Beweise seiner Übelkeit weg. Nachdem Paris sich mühsam aus seiner Kleidung geschält hatte, reichte Aeron ihm einen Lappen und Seife und wartete, bis sich Paris von Kopf bis Fuß gewaschen hatte. Während der gesamten Prozedur starrte Paris durch den Duschstrahl und das Badezimmer, als befände sich sein Geist an einem vollkommen anderen Ort.
„Es tut mir weh, dass du dir das angetan hast“, sagte Aeron sanft. „Und was mich angeht: Ich verdiene es nicht.“
„Ich fange mich schon wieder“, erwiderte Paris, aber Aeron war überzeugt davon, dass keiner von ihnen beiden daran glaubte.
Nachdem er das Wasser abgestellt hatte, reichte er seinem Freund ein Handtuch. Er hätte Paris auch eigenhändig abgetrocknet, allerdings bezweifelte er, dass der Stolz des großen Mannes das zuließ.
„Geh einfach“, bat Paris, während er aus der Wanne kroch.
„Entweder du gehst jetzt zu deinem Bett, oder ich trage dich“, erwiderte Aeron.
Paris gab ein tiefes Knurren von sich, stand jedoch ohne Kommentar auf. Er stolperte zum Bett hinüber und fiel auf die Matratze, die ihn einmal hochhüpfen ließ. Aeron blieb ihm dicht auf den Fersen und blickte dann, unschlüssig, was er als Nächstes tun sollte, auf ihn hinab. Noch nie hatte Paris zerbrechlicher oder verlorener ausgesehen, und dieser Anblick trieb Aeron die Tränen in die Augen. Letzten Endes verdankte er diesem Mann sein Leben. Nicht nur weil Paris so viel für ihn aufgegeben hatte, sondern weil sie Freunde waren, weil sie nebeneinander kämpften, weil Paris schon Kugeln und Messerstiche für ihn hingenommen und ihm zugehört hatte, wenn er über das Leben geschimpft hatte – über das jetzige und das vorherige, als sie noch die Krieger der Götter gewesen waren, und er, nun ja, mehr gewollt hatte.
Er konnte ihn in diesem Zustand unmöglich zurücklassen. Was bedeutete, dass er allein in die Stadt gehen und eine Frau für Paris finden musste.
Er beugte sich hinunter und strich ihm eine Strähne aus der Stirn. „Ich werde dafür sorgen, dass es dir wieder besser geht. Versprochen.“
„Besorg mir noch einen Beutel Ambrosia“, war die schwache Antwort. „Das ist alles, was ich brauche.“
„Oh, oh“, sagte Legion fröhlich. Ganz plötzlich war sie nicht mehr beleidigt. Sie kam ins Zimmer geeilt und hüpfte aufs Bett. „Legion weisss, wo man welche bekommt!“
Paris stöhnte auf, als unter ihrer Bewegung die Matratze bebte. „Beeil dich.“
Aeron sah Legion mit hochgezogenen Augenbrauen an, und ihr Lächeln verblasste. Traurig kletterte sie zurück auf seine Schultern. „Wasss hat Legion falsch gemacht?“
„Ermutige ihn bloß nicht noch. Es soll ihm nicht immer schlechter gehen, sondern besser.“
„Tut mir leid.“
Er kratzte sie hinter den Ohren. „Bin bald zurück“, sagte er zu Paris, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Zum Glück waren die anderen im Gemeinschaftsraum und warteten darauf, dass das Treffen begann. Wenn
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