Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
ebenfalls gesagt habe, haben wir noch etwas zu erledigen.“
14. KAPITEL
Strider ließ sich zu Boden fallen, als eine Kugel an seiner Schulter vorbeizischte.
,,’tschuldigung“, murmelte Gwen und zog eine Grimasse. Sie hatte ihre roten Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihre silber-goldenen Augen glühten. „Ich habe Schwierigkeiten, meine dunkle Seite“ – ihre Harpyie – „zu kontrollieren, und dachte deshalb, es wäre besser, wenn ich eine Waffe mitnehme.“
Eine Waffe, die sie noch nie zuvor bedient hatte. Eine Toter-Jäger-Sonderanfertigung, die er selbst gebaut hatte.
Verdammt, das war knapp gewesen. Um ein Haar wäre er vom eigenen Team außer Gefecht gesetzt worden. Und dann wäre es erst richtig mies geworden. Auch wenn sie ihn nicht absichtlich angeschossen hätte – sein Dämon hätte es als Herausforderung verstanden. Gwen hätte gewonnen, und er hätte sich tagelang in qualvollen Schmerzen am Boden gekrümmt.
Da er erst vor wenigen Wochen eine Herausforderung an die Jäger verloren hatte – weil Gwen und Sabin Gwens Vater hatten entkommen lassen, was er ihnen im Übrigen noch immer nicht verziehen hatte –, waren ihm die Konsequenzen seines Versagens noch lebhaft in Erinnerung. Er war nicht scharf darauf, diese Erfahrung noch mal zu machen.
„Nimm einfach den Finger vom Abzug“, ermahnte er sie. „Wir wissen nicht, wohin sich die Jäger zurückgezogen haben, und sie wissen nicht, wo wir sind. Durch Schüsse verraten wir nur unsere Position.“
„Geht klar.“
Kopfschüttelnd stand Strider auf. Er sah sich um. Üppig belaubte Bäume umgaben ihn und die meisten anderen, die mit ihm am Tempel gewesen waren – und die wie er mit einem Schlag … wo, zum Teufel, auch immer gelandet waren.
Er wusste nur, dass sie sich – wie zuvor – nah am Wasser befanden. In wenigen Metern Entfernung hörte er das Meer rauschen, und an seinen Füßen glitzerte goldener Sand.
Amun und Maddox waren gerade dabei, die Gegend nach Hinweisen auf den Feind abzusuchen.
Anscheinend hatten die Unerwähnten unter einem „Geschenk“ verstanden, sie und sechzehn bewaffnete Jäger binnen eines Augenzwinkerns an einen rätselhaften Ort zu befördern. Seit vierundzwanzig Stunden waren sie nun schon hier, hatten eine heftige Schießerei überstanden, sich dann zurückgezogen, um zu kapieren, was hier vor sich ging, und nun das. Warten. Suchen. Die Situation ähnelte den Boxkämpfen, die Strider sich so gern im Fernsehen ansah: die Herren in einer Ecke und die Jäger in der anderen. Wann also würde endlich die verdammte Ringglocke ertönen?
Bald, wenn es nach ihm ginge.
Das Piepsen seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Wenigstens ein Erfolg an diesem Tag.
„Jawoll!“, sagte er und schlug aufgeregt gegen einen Baumstamm. „Meine SMS an Lucien ist endlich durchgekommen.“ Fast die gesamten vierundzwanzig Stunden hatte er erfolglos versucht, seine Freunde in Buda zu kontaktieren. Entweder hatten sich die mächtigen Kreaturen geweigert, ihm diesen Kontakt zu gestatten, oder es gab in dieser Gegend eindeutig zu wenig Handymasten. Er tippte auf die Unaussprechlichen. Lucien musste ihnen unbedingt mehr Waffen und Munition rüberbeamen. Denn auf keinen Fall würden sie diesen Ort verlassen, solange nicht alle Jäger gefangen wären. Oder tot. Da war er nicht wählerisch.
Die Nachricht war also durchgekommen, und die Kommunikationswege standen anscheinend wieder offen. Hieß das, dass die Unaussprechlichen nicht mehr ihre Finger im Spiel hatten?
Nur wenige Sekunden später piepste sein Telefon wieder.
Er sah auf das Display und las Luciens Antwort: Habe versucht, mich zu euch zu beamen. Irgendwas blockiert mich.
Mist. Finger noch drin, nur nicht mehr mit ganz so großen Einschränkungen.
Er gab die schlechte Nachricht an die anderen weiter, die entnervt aufstöhnten.
„Alles wird gut“, versicherte Sabin. „Zur Not kann Gwen sie in der Luft zerfetzen.“
Strider wusste, dass dies nicht die übertriebene Prahlerei eines vernarrten Ehemanns war, sondern die Wahrheit. Wenn Gwens dunkle Seite die Kontrolle übernahm, konnte sie alleine eine ganze Armee unsterblicher Krieger außer Gefecht setzen. Da wären Menschen für sie ein Kinderspiel.
„Aber nur, wenn meine Harpyie sich endlich mal entschließt aufzutauchen“, grummelte sie. „Halt. Es gibt kein ,Nur wenn’. Sie wird auftauchen. Dafür werde ich sorgen.“ Wenn es um Sabin ging, täte sie alles, um ihn zu beschützen. Das
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