Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
Okay?“
Genau wie sein Herz schlug nun auch ihres hart in ihrer Brust. Ihr brach der Schweiß aus, ihre Gliedmaßen zitterten, und ihr Mund wurde trocken. „Was ist mit dir?“ Er behauptete zwar, bereit zu sein zu sterben, aber sie war nicht bereit, ihm dabei zuzusehen. Er war ein netter Junge, der in seinem kurzen Leben viel zu viel Schlechtes erlebt hatte. Er verdiente es, glücklich weiterzuleben.
„Ich komme schon mit Galen klar. Okay?“ Er zog das andere Band aus seiner Hose, an dessen Ende ein Messer hing. Er nahm es so fest in die Hand, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. „Fass einfach in seine Taschen, greif dir so viel wie möglich, und dann lauf.“
Taschen. Galen trug genau so eine Robe wie Olivia, und die hatte drei Taschen. Zwei rechts und eine links. Es wäre unmöglich, alle drei gleichzeitig zu filzen. Trotzdem antwortete sie „Okay“ und betete, dass sie die richtige Entscheidung träfe.
Die Tür schwang auf, und Galen kam hereingestiefelt. Mitten im Zimmer blieb er stehen und ließ seinen Blick über die leeren Betten schweifen. Ohne lange zu überlegen, warf Olivia sich einfach auf ihn und schob die Hände in zwei seiner Taschen.
Fluchend versuchte er, sie wegzustoßen. Vielleicht half Lysander ihr doch, denn Galen schaffte es nicht.
Ihr gebrochener Arm pochte, und die geschwollenen Finger folgten ihren mentalen Kommandos nur widerwillig, doch sie packte alles, was sie zu greifen bekam, drehte sich um und lief los. Sie lief einfach davon, genau wie Dominic gesagt hatte. Jemand zog an ihren Haaren, doch sie blieb nicht stehen.
Sie lief durch die Tür, während ein Teil von ihr erwartete, jeden Augenblick zurückgerissen zu werden, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen hörte sie einen Schrei, ein schmerzerfülltes Brüllen, und wusste, dass Dominic Galen gerade einen Stich mit dem Messer verpasst hatte.
Doch eine Stichwunde würde den Unsterblichen nicht lange aufhalten.
Durch die offen stehenden Türen der anderen Zimmer stürmten mehrere Männer in den Flur. Als ihre verwirrten, panischen Blicke auf sie fielen, beschleunigte Olivia ihr Tempo und sah auf ihre Beute hinab. Da, in der Mitte ihrer Handfläche, lag ein quadratisches Stück grauen Stoffs.
Erleichterung. Aufregung. Ja, sie fühlte beides, und die Gefühle gaben ihr Kraft. Olivia ließ alles andere fallen und schüttelte den Stoff aus. Dabei war sie abgelenkt und lief in einen Mann hinein, dessen Körper so unnachgiebig war wie eine Mauer.
Ein gewaltiger Schmerz durchfuhr sie, und dennoch schaffte sie es, im Fallen den Stoff weiter auszuschütteln. Gerade als der Mann sich bückte, um sie zu packen, warf sie sich den Umhang um die Schultern.
Eben noch hatte sie ihre Gliedmaßen gesehen, nun waren sie verschwunden. Nicht atmen. Sei still.
Irritiert fingen die Männer an, nach ihr zu suchen. Sie schössen auf die Stelle, an der sie gelegen hatte, aber sie war schon weitergekrochen. Atemlos drückte sie sich an eine Wand, und schließlich stürmten die Männer an ihr vorbei und riefen nach Verstärkung.
Galen stürmte aus dem Zimmer. Er blutete aus dem Bauch. Mit finsterem Blick zog er einen bewusstlosen – bitte, mach, dass er noch lebt – Dominic hinter sich her.
„Wohin ist sie gegangen?“, fragte er scharf.
„Ich weiß nicht.“
„Sie ist einfach verschwunden.“
Galen fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Er ließ Dominic fallen. Der Junge keuchte nicht einmal. „Sie kann nicht weit sein. Sie ist verletzt. Schwärmt aus, und bewegt euch zum Versteck der Dämonen. Das ist ihr Ziel. Wenn ihr irgendetwas spürt, aber nicht sehen könnt, schießt. Wenn ihr eine Frau atmen hört, sie aber nirgends entdecken könnt, schießt. Verstanden? Jetzt werden härtere Seiten aufgezogen, denn sie hat etwas, das mir gehört. Aber setzt keinen Fuß auf den Hügel, sonst sehen euch die Herren, und dafür bin ich noch nicht bereit.“
Ein Chor von „Jas“ ertönte. Dann waren die Männer fort.
Galen stand noch eine ganze Weile da, schob den Unterkiefer von links nach rechts und atmete tief durch. Olivia wagte es nicht, auszuatmen. Sie hielt einfach die Luft an und wartete. Endlich schritt er in dieselbe Richtung davon wie seine Männer.
Auf Zehenspitzen schlich sie zu Dominic und legte die Fingerkuppen an seinen Hals. Kein Puls. Ihr Kinn zitterte, und sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Er war bereit gewesen zu sterben, hatte es sogar gewollt, und dennoch brach es ihr das Herz. Er
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