Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
viel geben sollen.“ Sogar ihr Hals war geheilt, die Worte kamen wieder samtweich heraus.
„Ich würde dir alles geben.“
Wie schön, dass er das sagte. Schön und falsch. Sie wollte so etwas nicht hören. Nicht jetzt. Es würde ihr den Abschied nur noch schwerer machen. „Wie hast du mich gefunden?“
Seine Augen wurden schmal. „Ich wusste, dass du nicht gegangen wärst, ohne dich zu verabschieden, also habe ich Lucien gebeten, deiner Energiespur zu folgen. Was bedeutet, dass er gesehen hat, wo du warst und welche Wege du eingeschlagen hast. Ich werde mir niemals verzeihen, dass es so lange gedauert hat, bis wir dich gefunden haben. Und ich werde Galen töten, dieses verfluchte Schwein. Auch wenn es das Letzte ist, das ich …“
„Aeron“, unterbrach sie ihn. Sie würde nicht zulassen, dass er sich ihretwegen in Gefahr brächte. „Halt mich einfach fest.“
Er schob ihr die Arme unter Knie und Rücken, hob sie hoch und drückte sie vorsichtig an seine Brust. „Wenn wir nach Hause kommen, wirst du mir genau erzählen, was sie dir angetan haben. Und vielleicht erzählst du mir dann ja auch, was die Dämonen in jener Nacht mit dir gemacht haben.“ Mit jedem Wort wurde seine Stimme härter. „Und dann werde ich Galen und die Dämonen suchen und mich revanchieren. Niemand verletzt meine Frau und lebt danach weiter.“
28. KAPITEL
So vorsichtig wie möglich legte Aeron Olivia auf sein Bett. Zwar waren die Schwellungen abgeklungen und Platzwunden wie Brüche verheilt, doch er wollte kein Risiko eingehen. Legion war nicht da, und er war froh darüber. Er hatte keine Ahnung, wo sie war; er wusste nur, dass er sich jetzt nicht mit ihr befassen könnte. Seine geliebte Olivia … als er sie gefunden hatte …
Er ballte die Fäuste. Zorn schrie nach Rache, und Aeron wollte sie ihm verschaffen. Jetzt. Nicht länger warten. Er wollte, dass Lucien ihn dorthin beamte, wo Olivia gefangen gehalten worden war, damit er mit dem Töten beginnen konnte. Eigentlich war das „Wollen“ eher ein essenzielles Bedürfnis, wie Atmen und Essen. Doch die Feiglinge waren bereits geflüchtet. Das Lagergebäude stand leer. So viel hatte Lucien ihm verraten, bevor er ihn zu der Gasse gebracht hatte. Nur interessierte das seinen Dämon nicht.
Olivia war offensichtlich geschlagen und gefoltert worden. Lucien hatte ihm gesagt, ihre Energiespur sei vor Schmerz und Angst glühend rot gewesen. Es war Aeron egal, was er tun müsste, um Galen zu finden. Er würde diesen Bastard aufspüren und umbringen.
Langsam und qualvoll, sagte Zorn.
Langsam und qualvoll, stimmte er ihm zu. Doch zuerst würde er diesen düsteren Drang bezähmen und seine versprochene Unterhaltung mit Olivia führen. Ihr Wohlergehen und ihre Bedürfnisse kamen vor allem anderen. Außerdem könnte er Galen ohnehin erst angemessen bestrafen, wenn er genau wusste, was dieses Arschloch seiner Frau angetan hatte.
Und er würde ihn angemessen bestrafen.
Entspann dich. Olivia zuliebe. Aeron hockte sich neben das Bett, und Olivia rollte sich auf die Seite, ohne den Blickkontakt abbrechen zu lassen. „Ich hätte es verstanden, wenn du während Galens Verhör … nach Hause gegangen wärst“, sagte er. Es wäre ihm sogar lieber gewesen. Lieber hätte er sie für immer verloren, als zu wissen, dass sie gelitten hatte.
„Ich wollte nicht gehen. Noch nicht. Ich musste schließlich sichergehen, dass du das hier bekommst.“ Sie hob ein kleines Stück grauen Stoffes hoch. „Das ist der Tarnumhang.“
Einen Moment lang konnte er nur verblüfft blinzeln. Dann schüttelte er den Kopf und lachte. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten, so erschien es. Diese zierliche Frau, dieser gefallene Engel, hatte getan, wozu eine Armee Unsterblicher nicht in der Lage gewesen war. Sie hatte den Jägern das dritte Artefakt unter der Nase weggeklaut – und Galen damit vernichtend geschlagen. Seine Brust schwoll vor Stolz an.
Belohn sie.
Zuerst hatte sein Dämon Legion züchtigen wollen, und jetzt wollte er Olivia eine Belohnung geben. Wir verstehen uns, Dämon. „Danke. Nicht, dass dieses winzige Wort annähernd ausdrückt, welch tiefe Dankbarkeit ich empfinde, aber trotzdem: danke.“
„Gern geschehen. Und, was hältst du davon? Von dem Artefakt, meine ich.“
„Es sieht so klein aus.“ Er betrachtete es von allen Seiten. Und so harmlos. „Wie soll es …“
„Einen kompletten Körper bedecken? Es wird größer, wenn man es auseinanderfaltet.“
Er wollte sie nicht allein lassen,
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