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Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft

Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft

Titel: Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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nicht sein Stil. Eher hätte er sie noch etwas angeschrien, und im Augenblick wäre sie für sein Geschrei dankbar gewesen. Sie war allein und verängstigt.
    Nein, nicht allein, bemerkte sie, als ihr Blick den Rest des Zimmers absuchte. Neben ihr lag ein Mann, ebenfalls auf einer Trage. Ein Mann, den sie nicht kannte. Er war jung, vielleicht Anfang zwanzig, und unter seinen Augen zeichneten sich Blutergüsse ab. Seine Wangen waren eingefallen, und seine Haut war leicht gelbstichig.
    Er beobachtete sie.
    Als er merkte, dass er von ihr ertappt worden war, errötete er und sagte: „Ah, hi. Es freut mich, dich wach zu sehen. Ich heiße Dominic.“
    „Olivia“, erwiderte sie automatisch. Au. Das hatte noch mehr wehgetan.
    „Du hörst dich schrecklich an.“ Er strahlte Reue und Schuldgefühle aus. „Angeblich sind wir die Guten. Stefano hat mir erzählt, dass du die Freundin von Zorn bist, aber das ist mir egal. Das hätten sie dir nicht antun dürfen. Keinem Menschen sollte so etwas angetan werden.“
    Sie brauchte nicht zu fragen, wer „wir“ war. Die Jäger. Sie ließ ihren Blick über den Körper des Jungen gleiten, um nach Verletzungen zu suchen. Er trug kein Hemd, und sein Bauch und seine Schulter waren bandagiert. Auf dem Bauchverband sah sie getrocknete Blutflecken. Er trug eine locker sitzende Jogginghose. „Dich … auch verletzt?“
    Offenbar war er zu sehr in seine Gedanken vertieft, denn er schien sie nicht zu hören. „Sie sagten mir, unser Anführer sei auch ein Dämon.“ Bei dem Wort „Dämon“ fing er zu husten an. Er hustete so heftig, dass er Blut spuckte. Als er sich endlich beruhigte, fügte er hinzu: „Ich hätte ihnen glauben sollen. Nach allem, was man dir angetan hat, muss ich ihnen glauben.“
    Ihnen. Den Herren? Sie konnte in seinem Ton keine Lüge ausmachen, aber andererseits auch nicht die Wahrheit. So oder so – tief in ihrem Innern wusste sie, dass er nicht mehr lange leben würde. Der Gedanke, dass er auf diese Art und in so einer Umgebung sterben musste, war ihr verhasst. Und sie würde vermutlich einen ähnlichen Tod sterben.
    Nein. Nein. So durfte sie nicht denken. Sie war eine Glücksbotin, doch das hieß nicht, dass sie hilflos war. Sie hatte die Flammen der Hölle überstanden, hatte es ertragen, dass man ihr die Flügel ausgerissen hatte. Auch diesem Gefängnis könnte sie entkommen. Ja, sie würde es schaffen.
    Dominic setzte sich auf und rieb sich leicht schwankend die Schläfen. Kaum hatte er sich gefangen, schwang er die Beine über den Rand des Betts und stand auf.
    „Vorsicht“, krächzte sie.
    Wieder schien er sie nicht zu hören. „Sie fanden mich auf der Straße. Ich war ein Dieb und ein Stricher. Sie sagten mir, es sei nicht meine Schuld.“ In seiner Stimme schwang Scham mit. Und diese Scham war weitaus größer als zuvor die Reue. „Sie sagten, es sei ihre Schuld. Die Schuld der Herren. Dass sich der Dämon Niederlage an mir und meinen Lebensumständen labte. Ich glaubte ihnen, denn das war einfacher, als mir selbst die Schuld zu geben.“
    „Gelogen“, sagte sie. Er legte ein letztes Geständnis ab, und das brachte sie fast zum Schluchzen. Eigentlich hätte der Tod sie nicht berühren sollen. Das hatte er früher auch nicht. Doch jetzt wusste sie um seine Endgültigkeit. Dieses Kind, denn nichts anderes war dieses Wesen, das da vor ihr stand, hätte die Chance auf ein langes, glückliches Leben haben sollen. Stattdessen hatte der Junge nur Kummer und Leid erfahren.
    Mit einem wackligen Schritt nach dem anderen ging er ganz langsam um sein Bett herum und auf ihres zu. „Ich weiß, dass sie gelogen haben. Jetzt. Die Herren, sie haben mich zurückgeschickt. Freigelassen. Obwohl sie es nicht wollten, haben sie es getan. Niederlage hat es getan, und ich habe Mitgefühl in seinen Augen gesehen. Das Böse kennt kein Mitgefühl, nicht wahr?“
    „Nein.“
    „Ich habe ihn beobachtet, weißt du? Intensiver als die anderen. Ich wollte ihn töten, aber er hat mich gerettet. Und Stefano, was er dir angetan hat …“ Dominic schüttelte den Kopf und blickte finster drein. „Eine wehrlose Frau zu verprügeln zeugt nicht gerade von Mitgefühl. Galen war wütend, als er es herausfand, aber der Engel hat Stefano nicht für sein Handeln bestraft.“
    Galen und verärgert über ihre Misshandlung? Das war überraschend.
    Als Dominic sie endlich erreichte, schenkte er ihr ein kleines Lächeln, das zugleich traurig und glücklich war. „Diese Dreckschweine dachten,

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