Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
hatte, sowie für alles, was sie in der Vergangenheit getan hatte.
„Das werden wir ja sehen“, erwiderte er ebenfalls grinsend. Seine Liste angenommener Herausforderungen wurde immer länger. Kaia vor anderen Harpyien beschützen – eine Herausforderung, die er fast verloren hätte, wenn sie sich nicht von ihren Verletzungen erholt hätte. Denn nur weil sie sich erholt hatte, wegen seines Blutes , lief er immer noch schmerzfrei herum. Nur deshalb war seine Mission, sich die Zweiadrige Rute anzueignen, noch im Gang. Und nun kam noch eine Mission hinzu: Juliette vernichten.
„Allerdings werden wir das“, entgegnete Juliette. „Ach, nochwas, Krieger. Du solltest etwas wissen: Wenn man mir die Rute stiehlt oder ich verletzt werde, bevor die Spiele zu Ende sind, wird Kaia getötet. Mein Clan kann es kaum erwarten, zu handeln.“
Sie versuchte, ihm die Hände zu fesseln, und sie machte ihren Job gut, verdammt. Wie könnte er Kaia vor einer ganzen Harpyienarmee beschützen? Bei dem Gedanken brach ihm der kalte Schweiß aus.
Endlich hörte der Gesang – Krach – auf.
Plötzlich herrschte absolute Stille, als hätten alle Angst, mit dem falschen Geräusch ein neues Lied zu provozieren. Aber nein. Schritte waren zu hören, und dann zog Kaia einen Stuhl an den Tisch.
„Strider“, sagte sie streng.
„Baby Doll“, erwiderte er, in der Hoffnung, seine Angst überspielen zu können.
„Den Göttern sei Dank“, meinte Juliette mit unerschütterlicher Belustigung. „Dein Gesang war grauenhaft. Meine Ohren brauchten dringend eine Pause.“
Strider legte Kaia die Hand in den Nacken und massierte sie sanft. Ruhig. „Ich finde, sie klang wundervoll.“
Kaia hob das Kinn. „Danke.“
„Im Ernst, Baby Doll. Ich könnte dir noch stundenlang zuhören.“ Aber bitte erspare es mir.
Niederlage hätte wimmern können.
„Das liegt daran, dass du ein Mann mit Geschmack bist.“ Sie beugte sich zu ihm hinüber und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Der Abdruck ihres Mundes brannte herrlich, und er konnte dem Drang, die Stelle zu streicheln, nur mit aller Kraft widerstehen. Als sie Anstalten machte, sich von ihm weg zu bewegen, hielt er sie fester. Es gefiel ihm, sie so nah bei sich zu haben. Ganz besonders jetzt, da ihm Juliettes Drohung in den ohnehin schon geschundenen Ohren klang.
Einen Moment lang sah Kaia ihn an, und ein Schleier derVerwirrung verdunkelte ihr Gesicht. Dann setzte sie wieder eine gelangweilt-erwartungsvolle Miene auf und wandte sich erneut ihrer Erzfeindin zu. Erfreut stellte er fest, dass Juliette den zärtlichen Austausch bemerkt hatte und ihre lavendelfarbenen Augen vor Wut funkelten.
„Dem kann ich nur beipflichten. Ihr zuzuhören war das pure Vergnügen“, sagte Lazarus, womit er sich erst zum zweiten Mal zu Wort meldete. Zuvor war seine Stimme tief und wenig bemerkenswert gewesen. Jetzt war sie hypnotisch. Sinnlich. „Kaia die … Stärkste, oder?“
Strider packte den Griff des Dolches, den er an der Seite trug. Auf Wiedersehen abgestumpfte Wut. Hallo wiederkehrender, noch intensiverer Hass. Wag es ja nicht, noch einmal so mit ihr zu sprechen.
Juliette lachte. „Hat sie sich so genannt? Die Stärkste ?“
Kaias Wangen wurden rot. „Und du bist Lazarus der Tampon, nicht wahr?“
Juliette prustete zornig.
Lazarus blinzelte bloß. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du und deine Schwester mich so nennt, und ich will euch schon seit Langem fragen, warum ihr mich mit einem Hygieneartikel für Frauen vergleicht. Weil ich euch zum Bluten gebracht habe?“
Vor lauter Zorn geriet Kaia ins Stottern. „Du … du … Lern du erst mal, wie man richtig auf eine Beleidigung reagiert, verflucht!“
Er neigte zustimmend sein Haupt. „Ich werde mich natürlich bemühen, dich zu erfreuen.“
Strider und Juliette reagierten beide gleich auf die Worte dieses Bastards: mit Wut. Gleichzeitig sprangen sie auf. Ihr Stuhl glitt hinter ihr weg. Seiner blieb zwischen seinen Beinen stehen. Amun und Sabin traten näher an ihn heran. Kaia, die immer noch auf ihrem Stuhl hockte, schob sie wieder zurück, wodurch sie klarmachte, dass sie als Striders Schild fungieren wollte. Und als sein Schwert.
Lazarus erhob sich ebenfalls. „Es ist wohl Zeit zu gehen. Sosagen die Menschen doch, oder?“ Er klang kein bisschen besorgt.
„Das …“, fing Juliette harsch an.
„Eigentlich wollte ich etwas Wichtiges mit dir besprechen, Julie“, fiel Kaia ihr ins Wort.
„Juliette.“ Ihre lavendelfarbenen
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