Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
Augen wurden dunkelviolett. „Mein Name ist Juliette die Ausmerzerin. Du wirst mich mit dem angemessenen Respekt ansprechen.“
„Meinetwegen. Auf jeden Fall ist es schade, dass du nicht an den Wettkämpfen teilnehmen kannst. Man könnte fast denken, du hast die Position der Leiterin angenommen, weil du Angst hast zu kämpfen.“
Ein empörtes Keuchen. Das Schwarz kehrte in ihre Augen zurück und löschte jegliche Farbe aus. „Ich habe die Position der Leiterin angenommen, damit ich endlich …“
„Nein“, sagte Lazarus so kräftig, dass die Wände der Bar wackelten. „Genug jetzt.“
Endlich. Ein Aufflackern seiner Macht. Und, ja – hier war auf jeden Fall was im Busch.
Juliette wurde blass und räusperte sich. „Was ich sagen wollte, ist, dass sich da mit Sicherheit etwas arrangieren lässt. Wenn du gegen mich kämpfen willst, kämpfen wir. Aber auch wenn du es nicht willst, wirst du es am Ende tun müssen. Du hast mich vor all den Jahren herausgefordert, aber ich durfte nie darauf eingehen.“
„Weil du zu feige warst?“
„Erstens“, knurrte die Hexe, „mussten wir uns von dem Schaden erholen, den du angerichtet hattest.“
„Ich? Und was ist mit ihm?“ Sie zeigte mit dem Daumen auf Lazarus.
„Die Antwort kennst du. Sein Verhalten war nur eine Reaktion auf dein Verhalten. Und jetzt halt die Klappe und hör zu. Zweitens mussten wir unseren Clan wieder aufstocken, weshalb es uns verboten war, eine Harpyie außerhalb der Spiele zu töten. Und drittens hätte deine Mutter meinen Leuten denKrieg erklärt.“ Die Wut verschwand und wurde einmal mehr von der selbstgefälligen Überlegenheit ersetzt. „Aber diese drei Dinge stehen uns jetzt ja nicht mehr im Weg.“
Bei der Erinnerung an den mütterlichen Verrat zuckte Kaia zusammen.
Juliette zog eine Kette aus ihrem Shirt und betastete das Holzmedaillon, das daran hing. „Hübsch, nicht wahr?“
Kaia konnte das Zittern ihres Kinns nicht verbergen, als sie sich den Anhänger ansah. „Hab schon Schönere gesehen.“
Das ist mein Mädchen. Offensichtlich verletzte der Anblick des Medaillons sie, und Juliette kannte den Grund. Jetzt wollte er den Grund erfahren. Trotzdem, das war sein Baby Doll. Sie musste immer das letzte Wort haben. Um jeden Preis. Er konnte ihr das nicht vorwerfen, war sogar stolz auf sie. Erregt von ihr.
Er hatte immer gedacht, dieser Teil ihrer Persönlichkeit könnte ihm gefährlich werden, und das konnte er auch – aber verdammt, wenn sie dieses Verhalten anderen gegenüber an den Tag legte, hätte er sich am liebsten wie ein Neandertaler auf die Brust getrommelt. Sie vielleicht sogar in seine Höhle geschleppt und es wild mit ihr getrieben.
Vielleicht? Ha! Er wollte diese Frau dominieren, die sonst niemand beherrschen konnte. Die Frau, die jedem anderen die Augen auskratzte, die ihn aber zärtlicher als zärtlich behandelte.
Noch ehe Juliette sich eine verletzende Antwort überlegen konnte, hielten alle Harpyien in der Bar – selbst Kaia – inne und setzten einen finsteren Blick auf.
„Was?“, fragte Strider beunruhigt.
Er bekam keine Antwort. Synchron holten die Frauen ihre Handys hervor. Kaia las den Text auf dem kleinen Display und erstarrte.
„Der nächste Austragungsort wurde bekannt gegeben“, sagte sie emotionslos. „Wir haben vierundzwanzig Stunden, um dorthin zu kommen.“
Juliette lachte leise. Obwohl sie die Leiterin war, hatte auchsie auf ihr Handy geschaut. Sollte sie nicht schon längst wissen, wohin es ging? „Die arme Kaia steht vor einer sehr schweren Entscheidung, nicht wahr?“, murmelte sie, ehe sie rief: „Lasst uns gehen, Leute.“
Endlich stapften die Eagleshields samt ihrer Gemahle, inklusive Lazarus, aus der Bar. Juliette blieb in der Tür stehen und warf Kaia ein Lächeln zu. „Wirklich schade, dass du dich dieses Mal nicht hinter deinen Freunden verstecken können wirst, nicht?“ Damit schlüpfte sie hinaus ins Sonnenlicht.
„Was geht hier vor?“, fragte Strider mit Nachdruck und zwang sie, ihn anzusehen. Warum glaubte Juliette, dass er nicht mitgehen könnte?
„Wir müssen gehen“, flüsterte sie gequält.
Wir. Gut. „Ich hole meine Sachen.“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. Ihre roten Locken streiften ihre Schultern, seine Hand. Sie sah ihm nicht in die Augen. „Wir. Das heißt, meine Schwestern und ich. Juliette hatte recht. Du und deine Freunde, ihr könnt nicht mitkommen.“
Von wegen. „Warum? Wohin geht ihr – gehen wir ?“
Sie seufzte schwer.
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