Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
brechen“ gespielt hatte. Meistens hatte sie gewonnen – Bianka hatte sich immer nur die Hände vors Gesicht gehalten und ihren Körper quasi ungeschützt aufs Eis knallen lassen. Aber das spielt jetzt keine Rolle, dachte sie. Konzentrier dich. Nur – wenn eins ihrer Mädchen verletzt würde …
Sie biss fest die Zähne aufeinander. Das würde nicht passieren, nicht noch mal.
Als sie ausatmete, bildete sich ein Wölkchen vor ihrem Gesicht. „Und“, sie rutschte, „los“, sie schlingerte, „geht’s!“ Sie sauste los. Der Wind peitschte ihr ins Gesicht, während sie schneller und schneller wurde, genauso wie die anderen Teams vor ihr. Der Stoff ihres Rucksacks scheuerte schnell durch. Als Nächstes wäre ihr Mantel dran, dann ihre Haut. Sie war fast da …
Eine Pfeilspitze bohrte sich in ihren Oberschenkelmuskel. Noch ehe sie reagieren konnte, traf sie ein zweiter. Sie schrie vor Schmerzen auf. Verdammt! Wie? Wo waren … da! Jäger kamen aus Miniaturluftlöchern heraus, als hätten sie zwischen den Reichen gekauert, sie beobachtet und abgewartet. Am liebsten wäre sie von ihrem Rucksack geflogen und hätte sie einen nach dem anderen in Stücke gerissen, aber … sie sauste durch diePforte, und die Jäger verschwanden aus ihrem Sichtfeld.
Ein Schwindelanfall. Ein viel zu grelles Licht. Dann lief ihr Rucksack auf die dicken Wurzeln eines Baums auf und blieb stehen. Sie blinzelte, um einen freien Kopf zu bekommen, und griff nach dem Pfeil, der noch immer aus ihrem Bein ragte. Gwen raste mit einem Hmpf in sie hinein und schlug ihr versehentlich die Hand weg.
Noch ein Schrei entfuhr ihr, noch ein Schmerz zuckte durch ihren Körper.
„Alles okay?“, fragte Gwen, die bereits aufgestanden war und Kaia aus der Rutschbahn zog.
„Ja, sicher.“ Sie suchte die Umgebung nach den Falconways und den Songbirds ab. Kein Zeichen von ihnen, den Göttern war Dank. Jedenfalls allen außer Rhea, dieser Schlampe. Ihr würde Kaia für gar nichts danken, selbst in Gedanken nicht. „Und bei dir?“
„Bei mir auch. Aber ich glaube, sie haben Bianka erwischt. Ich habe sie schreien gehört.“
Nein! Lieber würde sie selbst tausend Verletzungen ertragen, als zuzulassen, dass Bianka auch nur eine einzige bekam. „Ich werde sie umbringen …“ Die Drohung blieb ihr in der Kehle stecken. Ein Ast des Baumes bewegte sich verstohlen nach unten, die Blätter – es waren zwei an der Zahl, eins oben und eins unten – waren an den Rändern überraschend scharf gezackt und gingen auf und zu wie ein Maul.
Sie lebten. Die Bäume lebten. Kaia riss die Augen auf, als sie gegen die riesigen, maulartigen Blätter schlug, und rollte sich außer Reichweite. Noch ein stechender Schmerz. „Hast du das gesehen?“, fragte sie keuchend.
Der Ast zog sich zurück, weg von ihnen.
„Ja, und ich taumle immer noch. Sei vorsichtig.“ Gwen wirbelte hin und her, in jeder Hand einen Dolch, beobachtete die Bäume und forderte sie heraus, sich noch einmal zu bewegen.
Plötzlich tauchte Bianka auf und kam abrupt zum Stehen. In Schulter, Unterarm und Bauch steckten Pfeile. Schon jetztwar ihre Kleidung blutverschmiert. „Mist! Sie haben mich erwischt.“
Bei ihrem Anblick musste Kaia ein Wimmern herunterschlucken.
Rhea hat tatsächlich nicht gewollt, dass wir es bis hierher schaffen, dachte sie finster. Tja, dann würde Rhea schon bald eine unangenehme Überraschung erleben. „Ich helfe dir sofort, Schwesterchen. Ich muss zuerst nur etwas erledigen.“ Die Wut gab Kaia die nötige Kraft, um sich den Pfeil aus dem Bein zu ziehen. Als sie fertig war, humpelte sie zu ihrer Schwester und zog sie aus der Rutschbahn – und wieder griffen die bissigen Äste an.
Gwen half ihr, sie abzuwehren. Sie trat und schlug auf sie ein, bis sie sich wieder zurückzogen.
„Diese Dreckschweine!“, keuchte Bianka, die vor Schmerzen und durch den Blutverlust ganz blass war.
„Über die Jäger müssen wir uns später Gedanken machen.“ Und über unsere Rache. „Ich glaube, diese Bäume sind verdammte Vampire.“ Zitternd kniete Kaia sich hin und zog sanft – na ja, so sanft wie möglich – die Pfeilspitzen aus dem Fleisch ihrer Schwester.
Bianka beschwerte sich unentwegt. Zuerst schrie sie Kaia an, dann Taliyah, Neeka und die anderen, die nacheinander eintrudelten. Neeka war die einzige andere, die in dieser Runde etwas abbekommen hatte, und Taliyah verarztete sie. Keiner von beiden gab auch nur den leisesten Mucks von sich.
„Was ist, wenn unsere Jungs
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