Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
hatte. „Oder vielmehr: Sie haben den Ort gefunden, an dem sich die Göttin eigentlich aufhalten sollte. Sie gehen davon aus, dass Rhea Hals über Kopf abgehauen ist, und das schon vor mehreren Tagen oder gar Wochen. Ihre Kleidung lag überall verstreut, auf dem Boden lagen weiße Federn und alles war staubig.“
„Federn. Galen?“
Er nickte. „Sabin meint, es gibt keinerlei Spuren, weshalb es unmöglich ist, einen von beiden von dort aus zu verfolgen. Sie müssen sich irgendwo hingebeamt haben.“
„Aber … warum sollte sie den Wettkampf hier abhalten, wenn sie nicht zusehen kann?“
„Vielleicht hat sie nicht mit ihrer Abwesenheit gerechnet. Vielleicht hatte sie vor, hier zu sein, aber dann hat sie irgendetwas daran gehindert.“
„Und die Jäger?“
„Vielleicht hat sie die Befehle, dich zu töten, schon vor ihrer Abreise erteilt. Oder jemand anderes hat sie angeführt.“
Kaia straffte die Schultern, sah ihm in die Augen und neigte den Kopf zur Seite, während sie nachdachte. „Ich kenne nur eine Person, die mich genug hasst, um …“ Ihr Blick verfinsterte sich. Sie hatte zwei Schritte auf ihn zu gemacht, aber jetzt blieb sie abrupt stehen und starrte auf ihre Füße. „Ich klebe fest. Strider, ich klebe fest!“
Er versuchte, zu ihr zu gehen – doch es ging nicht. Wie ihre klebten auch seine Füße am Boden fest. Er blickte ebenfalls nach unten. Der Höhlenboden wurde … dünner? Ja, genau das geschah. Er wurde dünner, weicher und verwandelte sich in … Nebel.
Von dem Wunsch besessen, seine Frau festzuhalten, streckte er die Hand nach ihr aus. Kurz bevor er sie berührte, fielen sie gleichzeitig um und stürzten hinab … und weiter hinab …
Hinab.
24. KAPITEL
K ane wachte langsam auf, aber er ließ sich nicht anmerken, dass die Synapsen in seinem Gehirn wieder zündeten. Er war unter Schmerzen und Drogen eingeschlafen, und traurigerweise war das öfter passiert in den vergangenen … Tagen? Wochen? Er hatte sich angewöhnt, zunächst Bestandsaufnahme zu machen, wenn er aus einer Benommenheit erwachte, und sich erst dann zu bewegen oder zu sprechen.
Er hatte Schmerzen wie ein Boxer, der soeben nach achtzehn Runden einen großen Kampf verloren hatte. Obschon viele Verletzungen bereits angefangen hatten zu heilen, war die tiefste von allen noch immer dabei, seinen Namen in das Buch mit dem Titel „Genesung ungewiss“ zu ätzen. Und wer hätte es gedacht? Seinem Dämon gefiel es. Er kicherte in seinem Kopf, während er die Auswirkungen der Katastrophe aufsaugte – jedenfalls hin und wieder.
Links und recht von Kane gingen zwei fleischige Wachmänner, die ihn stützten und eine lange, sich windende Höhle entlangzerrten, in der es nach Schwefel, Verwesung, menschlichen Fäkalien und beißender Angst stank. Er gab sich Mühe, nicht zu würgen. Er kannte diese Gerüche nur zu gut – immerhin hatte sein Dämon jahrhundertelang mit ihnen zusammengelebt.
Vor ihm lief ebenfalls ein Wächter, hinter ihm gingen sogar fünf. Keiner von ihnen schien bemerkt zu haben, dass er aufgewacht war.
Während er eine Flucht plante – indem er sich ausmalte, wie Engel hereingerauscht kämen (was nicht geschähe), seine Freunde durch die Höhlenwände brachen (auch das ein No-Go) und er sich in einen grünen Hulk verwandelte (nur in seinen Träumen) –, packte ihn die Wut. Er bräuchte überhaupt nichts zu tun. Am Ende würde sein Dämon diese Menschen zerstören. Katastrophe lebte für Momente wie diesen. Und wenn Kane dabei ums Leben käme – was machte das schon?
Er erinnerte sich an die Explosion und an William, denman von ihm isoliert und in ein anderes Fahrzeug geworfen hatte. William. Ob der Unsterbliche noch lebte? Ob er gefoltert wurde? Vermutlich. Seine Wut wurde stärker. Dafür würden diese Menschen bezahlen. Auf jeden Fall.
Hörst du mich, Katastrophe ? Sie müssen dafür bezahlen.
Das Kichern wuchs zu einem schadenfrohen Lachen, das einmal durch seinen ganzen Kopf raste.
Warte auf mein Zeichen. Keiner der Wächter ahnte, welche Verwüstung ihnen unmittelbar bevorstand. Und das würde auch so bleiben. Bis es zu spät wäre.
Als sein Anführer Sabin aufgebrochen war, um gegen die Jäger zu kämpfen, war Kane oft zurückgelassen worden. Zu viele kleine Katastrophen hatten ihre Bemühungen ruiniert, ja zum Teil sogar sabotiert. Aber manchmal … manchmal wurde Kane alleine losgeschickt. Und wenn das geschah, ging niemand mehr lebendig davon.
„… zu schwer“, sagte einer der
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