Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
das Haus in die Luft gejagt. Die Jäger hatten ihn zu dieser Ärztin gebracht, die zwar keine Jägerin, aber mit einem Jäger verheiratet war, damit er überlebte. Die Jäger hatten ihn nicht hier runtergebracht. Das war die Frau gewesen – die sich damit den Anweisungen ihresMannes widersetzt hatte.
Der Ehemann musste davon erfahren und dafür gesorgt haben, dass ihre Komplizen getötet wurden.
„Scheiß Dämonentier“, murmelte der Typ, der seinen Puls genommen hatte, während er aufstand. Ein gestiefelter Fuß landete in Kanes Bauch und drückte einige seiner Organe gegen seine Wirbelsäule.
Mit aller Willenskraft hielt Kane die Augen geschlossen und die Muskeln entspannt. Katastrophe wütete mittlerweile in seinem Kopf. Er glich jetzt einem brodelnden Hexenkessel. Noch nicht, wiederholte er. Wenn sie vorhatten, ihn zu Stefano zu bringen, könnte er den Bastard endlich vernichten und gleichzeitig so viele seiner Feinde wie möglich ausschalten – auch wenn das bedeutete, sich selbst ebenfalls auszuschalten. Das hatte er hier unten ohnehin tun wollen. Ein Ortswechsel spielte da kaum eine Rolle.
Sicher, wenn Kane tot wäre, könnte sein Körper das Böse, das in ihm wohnte, nicht länger in sich halten, und sein Dämon würde auf eine nichts ahnende Welt losgelassen. Katastrophe würde fliehen – wahnsinnig, hungrig und besessen von dem Drang, eine Tragödie nach der anderen anzurichten.
Das war Kanes Freund Baden auch passiert. Er war gestorben – von den Jägern geköpft –, und sein Dämon Misstrauen war ungehindert durch die Weltgeschichte gewandert. Vielleicht war das der Grund dafür, dass viele Nationen einander so lange bekriegt hatten. Weil sie den anderen immer Hinterhältigkeit und böse Absichten unterstellten. Vielleicht waren über die Jahre deshalb so viele Ehen in die Brüche gegangen.
Dann war es den Jägern vor nicht allzu langer Zeit gelungen, Misstrauen zu finden und ihn mit einem neuen Wirt zu paaren. Einem Wirt ihrer Wahl. Einer Frau. Bislang hatte sie die Herren noch nicht herausgefordert. Vermutlich war sie noch viel zu sehr in dem Bösen verloren, das ihr nun innewohnte, als dass sie hätte mehr tun können als zu stöhnen und um Erlösung zu flehen.
„Diego?“, murmelte jemand.
„Ja?“, erwiderte ein Mann mit leichtem spanischen Akzent.
„Bist du bereit?“
„Ja, Sir.“ In den Worten lag ein leichtes Zittern.
„Markov, Sanders, nehmt seine Arme. Nur falls er aufwacht, bevor er stirbt. Billy, du musst tief und schnell schneiden. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben.“
„Ich bin ja nicht blöd. Wir sind diese Situation schon tausendmal durchgegangen“, war die aggressive Antwort des Mannes, der Kane getreten hatte.
„Ja, das sind wir, aber diesmal ist es keine Theorie, sondern Praxis. Es ist eine einmalige Gelegenheit. Wenn wir nicht aufpassen, wird sein Dämon in die Höhle fliehen, bevor Diego ihn in sich aufnehmen kann.“
O-kay. Sie werden weder abwarten, noch zu Stefano gehen, dachte Kane. Sie werden mich umbringen und versuchen, meinen Dämon mit einem Jäger zu paaren. Vermutlich dachten sie, sie könnten Katastrophe unter Kontrolle bringen und den Dämon für ihre Zwecke missbrauchen. Um seine Freunde zu zerstören. Um die Welt zu regieren.
Da kann ich ja nur laut lachen, dachte Kane amüsiert, wurde aber sogleich wieder ernst. Keine Zeit für Späße.
Mach dich bereit, befahl er seinem Dämon.
Das Getose wurde immer schneller, und die gesamte Höhle bebte. Aber nur ein bisschen. Gerade so viel, dass Staubwölkchen aufstiegen und Geröll von der Decke auf den Boden fiel.
„Was ist das?“
„Egal. Beeilt euch einfach. Bringen wir’s hinter uns. Das Messer?“
„Hier.“
Auf einmal wurde Kane von starken Händen gepackt und umgedreht, sodass er auf dem Rücken lag. Dieselben Hände drückten ihn kräftig nach unten und hielten ihn fest. Kane wartete keine Sekunde länger.
Jetzt!
Das Beben wurde mit einem Mal stärker, das herabfallende Geröll verwandelte sich in Felsbrocken. Bumm, bumm. Bumm! Irgendjemand schrie vor Schmerzen auf. Kane wurde losgelassen. Dann noch ein Schrei. Jemand fluchte.
Schließlich öffnete Kane die Augen. Gerade noch rechtzeitig. Ein Felsen raste direkt auf ihn zu. Er rollte sich zur Seite und hustete, als sich sein Mund mit Staub und Schutt füllte. Durch die abrupte Bewegung wurden die Stiche aufgerissen, die eine Wunde entlang einer seiner Rippen zusammengehalten hatten.
Mit einem schnellen Blick erfasste er
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