Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
Wächter keuchend. „Los, wir legen ihn einfach hier ab.“
„Geht nicht. Anweisung des Doktors. Wir bringen ihn zum Tor, sonst kommen wir nicht zurück.“
„Ich schwitze wie ein Schwein.“
„Du bist ein Schwein. Zu viel gegrillt, du fetter Mistkerl? Der Spaziergang tut deinem Walrosskörper mal ganz gut.“
„Friss Scheiße und stirb, Arschloch. Ich habe Probleme mit meinen Drüsen.“
„Ich sehe das genauso wie Duane“, sagte ein anderer. „Wenn er noch mehr schwitzt, explodiert er wahrscheinlich wie ein Reaktor oder so. Er wird es eh nicht zurück schaffen, Tor hin oder her.“
Die Temperatur war in der Tat etwas unangenehm und die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass man die Luft mit einem Messer hätte schneiden können. Ganz offensichtlich schleiften sie ihn tiefer in die Erde, in Richtung … Höllentor? Aber woher sollten Jäger wissen, wie man das anstellte? Und warum sollten sie das tun? Das entsprach nicht ihrer üblichen Vorgehensweise.
Einfangen, foltern und – seit Neuestem – töten, um den Herren die Dämonen zu rauben, das war es, wofür sie lebten. Ihr jetziges Verhalten machte gar keinen Sinn. Es gab ihm nur ein ungutes Gefühl, weil er es womöglich mit anderen Leuten zu tun hatte, als er gedacht hatte.
Er würde sich nicht die Zeit nehmen, sie auszufragen. Mit ihrer „Guck mal, was für eine hübsche Bombe ich habe“-Routine hatten sie ihre Absichten klar gezeigt. Er musste einfach nur einen Ort finden, an dem sein Dämon gut arbeiten konnte. Und das wäre höchstwahrscheinlich die Endstation – in vielerlei Hinsicht. Das „Tor“. Je tiefer sie vorgedrungen wären, umso unwahrscheinlich war es, dass Unschuldige zu Schaden kämen.
Aus der Ferne hörte er das Klicken einer Waffe, die entsichert wurde. Um ihn herum schien niemand Notiz davon zu nehmen. Die Wächter plauderten weiter. Ob jemand Kane erschießen würde? Oder die Wächter? Sein Dämon pirschte unruhig durch seinen Kopf, bereit, etwas oder jemanden zu zerstören.
Noch nicht. Noch nicht.
Das Gelächter wurde lauter. Schon bald würde Katastrophe zuschlagen, egal was Kane täte oder sagte.
Wenn der Schuss tatsächlich für ihn bestimmt war, würde er überleben. Aber für den Fall, dass seine Freunde hier waren, um ihn zu retten, wollte er noch nichts unternehmen. Er schöpfte Hoffnung.
Als das erste Peng ertönte, grunzte der Wächter zu seiner Linken und sackte zu Boden. Der Wächter rechts fluchte. Das Geplapper verstummte.
„Was zum …“
„Wer war …“
Noch ein Peng .
Kanes rechte Seite wurde ebenfalls losgelassen, und er fiel auf den dreckigen Boden. Er lag still. Auch dann noch, als etwas Schweres in ihn hineinkrachte und ihm mit einem Hieb die Luft aus der Lunge presste. Einer meiner Wächter, dachte er. Jetzt ist er bewusstlos oder wahrscheinlich sogar tot.
Richtig. Er spürte, wie ihm warme Flüssigkeit am Rücken entlanglief und von seinen Seiten tropfte.
Peng, peng, peng. Den Männern um ihn herum blieb keine Zeit, sich vorzubereiten oder zu verstecken. Sie stürzten. Aus den Löchern in ihren Brustkörben trat ihr Lebenssaft aus, bis sie tot waren. Der gesamte Anschlag dauerte nicht mal eine Minute. Ohne jegliche Gegenwehr vorbei und beendet.
Eine Befreiung, ja, und dennoch bewegte oder sprach er noch immer nicht. Sondern wartete einfach. Wachsam …
Er hörte Schritte. Er erkannte das Donnern schwerer Stiefel.
„Siehst du ihn?“, rief jemand. Ein Mann, unbekannt.
Mist! Die Hoffnung verkümmerte, starb. Nicht seine Freunde. Wer zur Hölle blieb dann noch?
„Ich hab ihn! Er ist hier.“
Jemand schob den Wächter von ihm herunter.
„Lebt er?“
Das Rascheln von Kleidung, dann zwei harte Finger, die ihm in den Hals gebohrt wurden. „Auf jeden Fall. Aber vielleicht nicht mehr lange. Sein Puls ist schwach, wir müssen uns also beeilen.“
„Diese Ärztin hat echt ein saumäßiges Glück. Wenn er vor unserem Eintreffen gestorben wäre …“ In der Stimme des Mannes lagen Wut und Hass. „Aber ich würde sie trotzdem am liebsten verprügeln, weil sie die Anweisungen nicht befolgt hat.“
„Das wirst du schön bleiben lassen. Ihr Alter würde dir mit Vergnügen den Kopf abschlagen. Lass uns den Kerl einfach zu Stefano bringen. Soll er entscheiden, was mit ihm passiert.“
Stefano. Die rechte Hand von Galen, ein hohes Tier unter den Jägern und eine allgegenwärtige Nervensäge. Zu schade, dass der Bastard nicht hier war. Allerdings begriff Kane nun so einiges. Die Jäger hatten
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