Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
berühren und zu schmecken. Von ihm berührt und gekostet zu werden. Dass sie es endlich beide getan hatten … Götter, jetzt war sie zu Tode erschrocken. Weil …
… er sie liebte. Das schockierte sie noch immer. Sie waren ein Paar. Ein richtiges Liebespaar. Er war an ihrer Seite und sie an seiner. Außerdem kam er jetzt an erster Stelle. So musste es sein. Ob er sich als Nervensäge entpuppte oder als romantischer Matratzengott – er gehörte ihr. Sie musste ihn beschützen. Musste sich um seine Zukunft kümmern. Und das hieß? Er wollte, brauchte die Zweiadrige Rute. Sie war für ihn überlebensnotwendig.
Deshalb musste sie ihm das Ding beschaffen.
Im Augenblick war ihr Team auf einem guten Weg, sich das Artefakt auf faire Weise anzueignen. Aber was, wenn sich das änderte? Dann würde Juliette damit rechnen, dass Kaia versuchen würde, es sich auf anderem Weg zu beschaffen, und die Chancen, es tatsächlich zu bekommen, würden sich zu ihren Ungunsten umkehren.
Deshalb war jetzt der ideale Zeitpunkt, um zuzuschlagen.
Natürlich würde es Kaia vom Wettkampf disqualifizieren und ein für alle Mal beweisen, dass sie schwach und der Harpyiengemeinschaft unwürdig war. Aber besser ihr Stolz litte, als dass Strider sterben müsste. Sie konnte nicht ohne ihn leben. Sie brauchte sein Blut, ja, aber genauso sehr brauchte sie ihn. Sein Lächeln, sein Lachen, seinen Witz, seine Stärke.
Also kein Wettbewerb und kein weiteres Nachgrübeln. Sie würde die Rute stehlen. Basta. Allerdings würde sie nicht ihre Schwestern in die Sache mit reinziehen. Würde nicht ihr Leben aufs Spiel setzen. Nicht noch mal. Vor allem jetzt nicht, da sie sich von den Verletzungen des zweiten Wettbewerbs erholten.
Es muss heute Nacht passieren, dachte sie und ballte unwillkürlich die Fäuste. Denn jetzt waren fast alle beeinträchtigt, weil sie entweder betrunken oder bewusstlos waren oder sich von ihren Verletzungen erholten. Sie würde mit Strider schlafen – falls er wollte, und er täte gut daran zu wollen – und sich noch einmal von der Hitze erfüllen lassen. Diese Hitze gab ihr Energie. Es war eine Mischung aus Lust und Wut, die in ihr tobte und unbedingt ausbrechen wollte. Etwas verzehren wollte.
Heute Nacht würde sie es zulassen.
Bald … bald … Durch zusammengekniffene Augen sah sie sich um und erspähte Juliette. Die Brünette tanzte direkt neben Kaias Mutter um das flackernde Feuer. Trotz ihrer jüngsten Niederlage wirkten sie glücklich und sorglos. Als wüssten sie etwas, das sie nicht wusste.
Offenbar hatte Juliette ihren prüfenden Blick gespürt, denn sie sah Kaia in die Augen und verzog den Mund langsam zueinem herablassenden Lächeln. Oh ja. Heute Nacht.
Kaia und Strider waren aus Rheas Wald gefallen und hier gelandet, in Alaska. Zwischen den beiden Bergen, wo sich die geheimnisvolle Pforte befunden hatte. Sie hatten die Augen geöffnet und sich hier wiedergefunden – zusammen mit den anderen Harpyien, die an den Spielen teilnahmen, und ihren Gemahlen.
Zuerst waren alle verwirrt gewesen. Dann wütend, weil man sie aus dem Himmel geworfen hatte. Sie hatten die Wut aneinander auslassen wollen. Und hätte Kaias Mutter die Gegend nicht zu neutralem Gebiet erklärt, wäre mit Sicherheit ein Kampf ausgebrochen. Anscheinend bekam Tabitha die Teuflische immer, was Tabitha die Teuflische haben wollte. Statt einander also anzugreifen oder getrennter Wege zu gehen und auf den Beginn des dritten Wettkampfs zu warten, hatten die Harpyien beschlossen zu bleiben und zu feiern.
Es war massenhaft gestohlenes Bier vorhanden, Hardrock-Musik drang durch die Nacht und Fahrzeuge, die sie aus der nächstgelegenen Stadt hergeschafft hatten, beleuchteten mit ihren Scheinwerfern das eisige Tal. Viele der Harpyien waren nach dem letzten Kampf noch von Blutergüssen und Wunden übersät, ein paar andere sogar noch bewusstlos, doch das entmutigte die Feiernden nicht.
Wenige Stunden zuvor hatte irgendwer Kaias Mantel gestohlen, und sie hatte keine Zweifel, wen sie verdächtigen sollte. Vermutlich erwartete Juliette von ihr, dass sie deswegen einen Privatkrieg anzettelte und allen die gute Laune verdarb. Tja, Juliette konnte sie mal kreuzweise. Das Teil war sowieso saudreckig gewesen.
„Hey Baby“, ertönte eine sexy Männerstimme.
Strider. Ihr Strider. Er roch nach Zimt und sah paradiesisch aus mit den rosigen Wangen und den zerzausten Haaren, die sein Gesicht wie ein lebendiger Heiligenschein einrahmten.
Liebte sie ihn? Sie
Weitere Kostenlose Bücher