Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
verzehrte sich nach ihm, lachte über seine Scherze und freute sich über seine Aufmerksamkeit. Aber Liebe?Vertraute sie ihm grenzenlos? Ihre Schwestern waren die einzigen Mitglieder in ihrem Kreis der Vertrauten, und sie hatte nie daran gedacht, noch jemanden darin aufzunehmen. Schon gar nicht jemanden, der ganz andere Prioritäten hatte als sie.
Er ließ sich neben sie fallen und hielt ihr ein vereistes Glas hin. „Das ist meins. Nicht deins. Fass es bloß nicht an.“
Vielleicht war es gar nicht so schlecht, ihm zu vertrauen. Sie nahm ihm das Glas ab, murmelte „Danke“ und nippte daran. Obwohl der Drink eiskalt war, stieg ihre Körpertemperatur immer weiter.
„Ich habe mit Sabin und Lysander gesprochen. Sie haben etwa eine Meile von hier ein Camp aufgeschlagen und verarzten Bianka und Gwen.“
Dann hatte er gar nicht nach der Rute gesucht? Wunder aller Wunder. „Was ist mit Taliyah, Neeka und den anderen?“
„Sind ohne ein Wort abgehauen.“
„Das machen die immer“, brummte sie.
„Mag sein, aber dieses Mal bin ich ihnen gefolgt.“
Sie sah ihm ins Gesicht. Seine marineblauen Augen leuchteten, und er grinste verführerisch. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Er trug eine Lederjacke, Jeans und Stiefel. Ein klassisches Strider-Outfit. Der Mann war allzeit bereit, jemandem ordentlich in den Hintern zu treten.
„Wirklich?“, fragte sie. „Und sie haben dich nicht gewittert?“
„Das habe ich nicht gesagt.“
Sie musterte ihn erneut. Auf seinen Handflächen sah sie frische Schnitte, auf den Fingern kleine Kerben. „Was ist passiert? Haben sie dich verletzt? In dem Fall werde ich nämlich persönlich …“
„Ganz ruhig, Rotschopf.“ Seine Mundwinkel bogen sich weiter nach oben, bis er breit grinste. „Sie haben mich nur in die Flucht geschlagen. Auf jeden Fall hatten sie am Anfang keine Ahnung, dass ich ihnen gefolgt bin. Sie haben in den Zelten einiger gegnerischer Teams herumgeschnüffelt.“
„Auf der Suche nach der Rute?“ Aber warum sollten ausgerechnet sie das tun?
„Glaube ich nicht.“ Er strich sich nachdenklich übers Kinn. „In dem Waldstück dort“, er zeigte mit dem Daumen hinter sich, „haben sie sich mit einer Gruppe Typen getroffen, die ich nicht kannte. Aber es waren Krieger. Unsterbliche. Taliyah hat mich gewittert, bevor ich dicht genug herankommen konnte, um sie zu belauschen.“
Taliyah. Mit Männern. Interessant. Und ungewöhnlich. Normalerweise wahrte ihre ältere Schwester Distanz zum anderen Geschlecht, um nicht Gefahr zu laufen, ihrem Gemahl zu begegnen. Nicht dass Taliyah Männer hasste. Keinesfalls. Aber sie mochte ihren Freiraum. Mochte es, tun und lassen zu können, was sie wollte. Mochte es, an niemanden gebunden zu sein und jederzeit oder Hindernisse verschwinden zu können.
„Die hecken doch was aus“, meinte Kaia.
„Mit Sicherheit. Aber ich glaube nicht, dass es dabei um uns oder die Spiele geht. Die Männer waren vor allem an Neeka interessiert. Beinahe so … als wäre sie ihr Eigentum. Aber apropos Rute“, wechselte er nahtlos das Thema, „ich habe nachgedacht. Was ist, wenn Juliette die echte Rute gar nicht hat? Sondern nur eine Fälschung?“
Das war eine Möglichkeit, wenn auch eine sehr kleine. Kaia erinnerte sich nur zu gut an die Macht, die der Speer ausgestrahlt hatte, als Lazarus damit die Bühne betreten hatte. Aber sie würde schon noch die Wahrheit herausfinden – so oder so.
Das Gelächter betrunkener Frauen verhinderte jedwede Antwort ihrerseits. Gut so. An diesem Ort war das Risiko, belauscht zu werden, viel zu groß. „Lass uns später darüber sprechen.“
„Nein. Jetzt. Wir werden einfach … umsichtiger sein.“ Strider schlang den Arm um ihre Schultern und zog sie dichter an sich heran. Dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr, wobei sein warmer Atem sie zärtlich streichelte. „Es gibt da zwei Fragen, die mich umtreiben. Wir wussten nicht, wo die Zweiadrige Rute war. Woher wusste sie es? Und wie hat sie das Artefakt in dieFinger bekommen, ohne auf irgendeiner Seite Aufmerksamkeit zu erregen? Und wieso hat sie sie noch nicht benutzt? Warum sollte sie sie hergeben? Okay, das sind mehr als zwei.“
Als er sie berührte, wurden Kaias Brustwarzen hart, und zwischen ihren Beinen wurde es feucht. Das verstand er also unter umsichtig? Egal. Sie würde mitspielen. „Vielleicht hat Rhea sie ihr gegeben“, flüsterte sie nun in sein Ohr. Sie konnte nicht widerstehen und leckte an seiner Ohrmuschel.
Er atmete heftig aus.
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