Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
Kurz davor, ihn bei lebendigem Leibe zu verschlingen, zwang Kaia sich dazu, sich wieder auf die Tänzerinnen zu konzentrieren. Wie durch einen Schleier bemerkte sie, dass Juliette und ihre Mutter fort waren.
„Aber warum hätte sie das tun sollen?“ Er pustete ihr sanft ins Ohr. „Dafür gibt es einfach keinen Grund. Rhea hasst mich und meinesgleichen, sie will uns tot sehen. Sie würde nicht wollen, dass wir so einen begehrten Gegenstand in die Finger bekommen. Sie hätte sie den Jägern gegeben. Galen.“
Kaia bekam am ganzen Körper Gänsehaut. „Vielleicht hat Juliette sie ihr gestohlen. Immerhin ist Rhea nicht da, und niemand hat etwas von ihr gehört. Vielleicht hat Juliette sie umgebracht und die Kontrolle über die Jäger übernommen.“ Sie knabberte an seinem Ohrläppchen, ehe sie ihm ihr Profil zuwandte und gespannt auf seine Erwiderung wartete.
Er enttäuschte sie nicht. Er küsste sich einen Weg an ihrem Wangenknochen entlang, während er die Finger in Richtung ihrer Brust bewegte. „In diesem Fall wäre Cronus auch tot. Die zwei sind miteinander verbunden. Wenn der eine stirbt, stirbt auch der andere. Und Cronus ist quicklebendig. Amun hat sich mit ihm getroffen.“
Sie genoss seine Berührung, und ihre Synapsen begannen, heftig zu kribbeln. „Dann hat Juliette sie vielleicht eingesperrt.“ Wenn Kaia die Rute finden wollte, müsste sie Juliette kidnappen und foltern, um an entsprechende Informationen zu kommen. Diese Notwendigkeit hatte sie bereits akzeptiert. Jetzt würde sie sie außerdem noch zu Rhea und den Jägern befragen.
Mit dem Finger kreiste Strider einmal um ihre Brustwarze, dann noch mal. „In dem Fall wäre sie mächtiger, als wir dachten.“
Wow, das fühlte sich gut an. Sie legte die flache Hand auf seinen Oberschenkel und stellte ohne große Überraschung fest, dass ihre Krallen bereits messerscharf und kurz davor waren, sich in sein Fleisch zu graben. „Keine Sorge. Ich komme schon mit ihr zurecht. Außerdem bin ich ihr noch etwas schuldig.“
Ganz gleich, welche Antworten Kaia aus Juliette herausholen würde, es war offensichtlich, dass die Hexe die ganze Sache so inszeniert hatte. Womöglich um Strider zu rauben, wie sie zunächst vermutet hatte. Nicht dass Juliette in dieser Hinsicht irgendetwas unternommen hatte, aber sie hatte Kaia definitiv mit etwas verhöhnen wollen, das sie niemals bekommen könnte. Den Sieg. Den Respekt der anderen Harpyien. Aber auch den Respekt von Strider, wenn sie ihn enttäuschte.
Und wenn sie ihn tatsächlich enttäuschte, würde er sie dann immer noch lieben?
Über die Antwort wollte sie gar nicht erst nachdenken. Allein die Möglichkeit erschütterte sie bis ins Mark.
„Nur für die Zukunft“, sagte sie und flüsterte nicht länger. „Du solltest wissen, dass ich nicht durchdrehen, sondern mich nur rächen werde.“
„Gut.“ Er drückte ihr einen sanften Kuss auf den Mundwinkel. „Denn genauso mag ich meine Süßigkeiten und meine Frauen: heiß und scharf.“
Der Kommentar löste bei ihr ein unerwartetes Lachen aus. „Wie dem auch sei – wir sollten wirklich nicht hier darüber sprechen.“ Ganz gleich, wie sehr sie den Informationsaustausch auch genoss.
Er seufzte. „Du hast recht.“
„Natürlich.“
Er verwuschelte ihr das Haar. „Angeberin.“
„Ich bin nur ehrlich. Und, was ist mit deinen Händen passiert?“, fragte sie. Sie musste unbedingt das Thema wechseln,bevor sie sich noch auf seinen Schoß setzte und es hier und jetzt mit ihm triebe.
„Nichts.“ In seiner Stimme lag eine Bestimmtheit, die ihr sagte, dass weiteres Nachbohren zwecklos wäre.
Eine Lüge. Sie wusste es, und dennoch beließ sie es dabei. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich mit ihm zu streiten. Sie mussten sich als vereinte Front präsentieren.
„Ja, ja“, erklang noch eine sexy Stimme von hinter ihr. „Wenn das nicht meine Lieblingsharpyie ist.“
Strider erstarrte, und sie drehten sich gemeinsam um – eine vereinte Front, juchhu! – und sprangen auf. Lazarus stand vor ihnen, die dicken Arme vor der Brust verschränkt. Wie Strider trug er eine Jacke und Jeans. Im Gegensatz zu Strider beschleunigte sich ihr Herzschlag bei seinem Anblick nicht.
„Hey Tampon. Wo ist deine Herrin?“, begrüßte Kaia ihn.
Die schwarze, gläserne Lava in seinen Augen wirbelte bedrohlich im Kreis. Wie? Fand er seinen Kosenamen gar nicht mehr lustig? „Sie hält ein intimes Meeting mit deiner Mutter ab, bei dem sie planen, auf welche Art
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