Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
noch arbeiten.
Falls sie sich entschied, ihm noch eine Chance zu geben.
Endlich eilte sie aus dem Zimmer. Sie war in Rekordzeit fertiggeworden. Knapp unter zwanzig (vierzig) Minuten.
Eine duftende Wolke folgte ihr den Flur hinunter. Kein Strider im Wohnzimmer, wo ihre lebensgroße Hulatänzer-Lampe und die Burg aus leeren Bierdosen standen. Anscheinend schaute er sich um. Sie fragte sich, was er von ihrem Zuhause und ihren persönlichen Sachen denken mochte, und versuchte, das Zimmer mit seinen Augen zu sehen.
Abgesehen von dem Couchtisch, dessen geschnitzter Holzfuß einen Sumoringer darstellte, der sich vornüberbeugte und eine dünne Glasplatte trug, und dem Stuhl, dessen Armlehnen wie Menschenbeine aussahen, die sich bis zum Boden erstreckten, war ihr Mobiliar hübsch. Bianka und sie hatten sich die Stücke über die Jahrhunderte zusammengeklaut.
Der Duft der Geschichte klebte an fast jedem der polierten Möbelstücke. Na ja, außer vielleicht an dem weißen Läufer, an dessen Ende zwei gelbe Kissen genäht waren, sodass das Ganze wie Spiegeleier in einer Bratpfanne aussah. Oder an dem Hamburger-Sitzsack – komplett ausgestattet mit Blattsalat, Tomate und Senf –, aber das war’s dann auch.
Und – na ja gut – vielleicht hatten sie sich das Sofa und den Doppelsitzer, die nicht älter als zehn Jahre waren, vor allem unter dem Aspekt der Gemütlichkeit ausgesucht. Vor ein paar Jahren hatte sie eine Verbindungsparty gesprengt und das Gefühl genossen, wie sich die üppigen Kissen ihrem Körper angepasst hatten. Außerdem war die Garnitur gelbbraun, beinahe so wie Biankas Augen, weshalb sie darauf bestanden hatte, sie mitzunehmen. Es hatte ja auch niemand versucht, sie davon abzuhalten. Was möglicherweise daran lag, dass sie die Teile über ihrem Kopf getragen hatte. Alleine.
Bunte Vasen zierten die Tische. Hier und da saßen individualisierte Wackelkopffiguren und ein ausgestopftes Eichhörnchen in verrückten Klamotten. Waffen und Kunstwerke hingen an den Wänden rechts neben den selbst gemachten Tafeln, auf denen ihr zu besonders gut erfüllten Missionen gratuliert wurde. Ihr Lieblingsstück: die Tafel, auf der Bianka ihrfür das beste Geburtstagsgeschenk aller Zeiten dankte – für die Zunge des Mannes, der sie eine „hässliche, gemeine Hexe“ genannt hatte.
Außerdem hingen hier Fotos von ihr und ihrer Familie. Von Bianka genauso wie von ihrer jüngeren Schwester Gwen und ihrer älteren Halbschwester Taliyah. Kaia, die in Clubs feierte, Bianka, die Schönheitswettbewerbe gewann, Gwen, die versuchte, sich vor der Kamera zu verstecken, und Taliyah, die stolz über ihren toten Opfern stand. Und gewinnsüchtig, wie sie war, hatte sie viele Todesopfer zu verzeichnen.
In der Küche … Kaia blieb abrupt stehen, und ihr Herz fing an, heftig gegen ihre Rippen zu schlagen. Strider. Der umwerfende, sexy Strider. Er saß an dem Billardtisch, den sie bei ihrem allerersten Besuch in Buda aus seiner Burg gestohlen und zum Frühstückstisch umfunktioniert hatte. Über den gesamten Tisch lag Essen verteilt – von Chipstüten über Käsescheiben bis zu Schokoriegeln.
Er sah nicht in ihre Richtung, und dennoch erstarrte er, als sie den Raum betrat. „Da all diese Sachen hier liegen, bin ich davon ausgegangen, dass du sie essen kannst. Was bedeutet, dass ich die Herausforderung gewonnen habe. Ich habe dich überlistet und übertroffen.“
„Danke“, erwiderte sie trocken. Was für eine Enttäuschung. Ausnahmsweise wünschte sie, der Mann ihrer Träume vergäße, dass er ein Gehirn und ein Gedächtnis hatte.
Sie lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Magen zog sich zusammen und drohte zu knurren, doch sie verharrte wartend an Ort und Stelle. Erst wenn er sie intensiv gemustert hätte, würde sie sich bewegen.
„Kaia. Iss.“
„Gleich. Ich genieße den Anblick. Solltest du auch mal versuchen.“
Er verkrampfte noch mehr. „Am Kühlschrank hängt eine Nachricht von deiner Schwester. Sie ist bei Lysander im Himmel und trifft dich in vier Tagen bei den Spielen.“
„Okay.“
„Was für Spiele sind das? Ach, egal“, beeilte er sich zu sagen, ehe sie antworten konnte. „Ich will es gar nicht wissen. Was für ein Parfum trägst du? Ich mag es nicht.“
Arschgesicht. „Ich trage überhaupt kein Parfum.“ Und sie wusste, dass er ihren Duft liebte. Er hatte eine Schwäche für Zimt. Das war ihr aufgefallen, während sie ihn verfolgt … äh … während sie Zeit
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