Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
sie.
Sie schluckte. „Eigentlich nicht. Es ist nichts passiert. Diesmal“, zwang sie sich hinzuzufügen. Wenn er heute Abend irgendetwas Verbotenes mit ihr anstellte und erst danach die Wahrheit über sie und Paris herausfände, würde er sie hassen. Also lieber alle Karten auf den Tisch legen. Außer …
„Man sieht sich, Kaia.“ Strider war an ihr vorbeigegangen und hatte sich davongemacht, statt sie mit dem aufzuziehen, was sie getan hatte. Oder sie zu fragen, was wirklich geschehen war. Oder sich in irgendeiner anderen Form dafür zu interessieren.
Offensichtlich war die plötzliche Anziehung, die sie verspürt hatte, doch nur einseitig gewesen.
„… mir verdammt noch mal zuhören!“, knurrte Strider in diesem Augenblick und holte sie in die Gegenwart zurück. „Nicht, dass ich darauf bestehe, aber du machst meinen Dämon wütend.“
Sie machte seinen Dämon wütend? Sie wollte seinen Dämon verführen . Nicht wahr? Oder hatte sie die zwei bereits abgeschrieben, so wie sie es Bianka gesagt hatte?
Kaia blinzelte, konzentrierte sich und musterte ihn abermals. Vor Wut hatte sein Gesicht messerscharfe Züge angenommen, und diesmal knickten ihre Knie tatsächlich ein wenig ein. Er ist so verdammt umwerfend. Ein Wilder, ein Wüstling. Paris fing sie auf, bevor sie auf den Gehweg stürzte, und hielt sie fest.
Oh Götter. Schwäche? Hier? Jetzt? Ihre Wangen glühten vor Scham.
Strider machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu, erstarrte dann aber. „Paris, Alter, lass sie los“, knurrte er, und Parisgehorchte augenblicklich. Strider fixierte sie mit einem animalischen Blick aus seinen blauen Augen. „Wann hast du zum letzten Mal etwas gegessen, Kaia?“
Den Göttern war Dank. Er brachte ihre Schwäche mit Nahrungsmangel in Zusammenhang und nicht mit seinem unwiderstehlichen Anblick. Sie zuckte die Achseln und war froh, sich aus eigenen Kräften auf den Beinen halten zu können. „Keine Ahnung.“
Da sie sich entschieden hatte, keinem ihrer Mitgefangenen die Essensschale zu stehlen, und zwei Tage lang im Knast gesessen hatte … nun ja, sie war am Verhungern.
Okay. Sie hätte essen können. Wie immer war Bianka gekommen, um sie zu retten. Sie hatte sie rausholen und ihr etwas zu essen geben wollen. Kaia aber hatte ihre Schwester mit der strengen Warnung, nicht wiederzukommen, – gefolgt von einer angedeuteten Ohrfeige – weggescheucht. Sie hatte ihr damit gedroht, dafür zu sorgen, dass sich der Spitzname Hure der Himmlischen Hügel verbreitete und in den Köpfen aller hängen bliebe. Für immer.
„Verdammt, Kaia. Du zitterst und kannst dich kein bisschen konzentrieren.“ Sein Blick flog zu Paris. „Ruf Lucien an, damit er uns abholt. Wir treffen uns dann in Buda. Ich werde ihr etwas zu essen besorgen, und dann können wir …“
Paris schüttelte den Kopf. „Ich werde Lucien anrufen, damit er uns abholt. Aber ich werde nicht in Buda auf dich warten. Wenn du dein Ding hier geregelt hast, wie die Kids von heute sich ausdrücken, sorg dafür, dass Lucien oder Lysander dich in den Himmel bringen. Einer von beiden wird wissen, wo ich bin.“
Strider nickte steif.
Paris wuschelte kurz durch Kaias Haare, ehe er um die Ecke verschwand und sie mit dem Krieger ihrer Träume allein ließ. Genau das hatte sie insgeheim gehofft, als sie Bianka aus der Zelle geschoben und sich wieder eingeschlossen hatte.
Sie starrten einander eine ganze Weile an, ohne dass einervon ihnen sich bewegte oder ein Wort sprach. Die Spannung wuchs. Noch nie war seine Kriegernatur offensichtlicher gewesen. Seine Arme baumelten links und rechts an den Seiten hinunter, seine Hände waren nur Zentimeter von den nun sichtbaren Schäften seiner Waffen entfernt und er hatte den typischen breitbeinigen Stand des zum Angriff bereiten Kämpfers eingenommen. Zum Angriff auf sie? Oder auf jeden, der vorhatte, ihr wehzutun?
Schließlich konnte sie die Stille nicht länger ertragen. „Du willst in den Himmel?“
Er nickte. Seine Haut sah im Sonnenlicht aus wie poliertes Gold. Die animalische Wildheit fiel von ihm ab. Er schien sich sichtbar zu entspannen. Diese Seite von ihm gefiel ihr auch.
„Warum?“ Was sie eigentlich wissen wollte: Wie lange wirst du weg sein? Triffst du dich dort mit einer Frau? Mit einem Engel? Sein Freund Aeron hatte sich in so einen geflügelten Tugendbold verliebt. Warum also nicht auch Strider?
Ich werde die Schlampe umbringen.
„Bist du sicher, dass du das wissen willst?“, entgegnete er. „Es
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