Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
furchtbar aufregen, wenn Strider in Gegenwart seiner Herzdame einen Ständer präsentierte. Und natürlich bedeutete „sich aufregen“, dass Strider sich mit seinen Innereien um den Hals geschlungen wiederfände und Atmen ein Privileg vergangener Tage wäre.
Nur zu, dachte er.
Das leise Lachen von Niederlage schreckte ihn auf.
Angespannt wartete er darauf, dass eine Herausforderungausgesprochen würde. Aber nichts geschah. Süße Götter im Himmel, er musste vorsichtiger sein. Keine Beinahe-Herausforderungen mehr.
Was machte er hier überhaupt? Sollte er nicht im Himmel bei Paris sein? Sollte er nicht mit William in Nebraska sein und die Familie foltern, die Gilly misshandelt hatte, eine Menschenfrau, mit der sie sich angefreundet hatten? Sollte er nicht da draußen sein und Jäger töten? Sollte er nicht in Rom sein und mit den Unaussprechlichen verhandeln – mit den Ungeheuern, die in einem antiken Tempel festgekettet waren und sich verzweifelt die Freiheit wünschten?
Er hatte ihnen eins der vier göttlichen Artefakte gegeben, die nötig waren, um die Büchse der Pandora zu finden und zu vernichten. Ein Relikt, nach dem die Jäger ebenfalls suchten.
Die Unaussprechlichen hatten die Zweiadrige Rute und den Tarnumhang, die Herren den Zwangskäfig und das Allsehende Auge. Somit stand es Herren: 2, Jäger: 0. Juchhu!
Die Unaussprechlichen waren an den Artefakten an sich überhaupt nicht interessiert. Für sie war einzig interessant, gegen was sie die Artefakte eintauschen konnten. Derjenige, der ihnen den Kopf des momentanen Götterkönigs präsentierte (abzüglich des Körpers), bekäme im Gegenzug die Zweiadrige Rute, sodass sie nur noch den Umhang hätten. Den Umhang, den Strider schon mal besessen, dann aber gegen Haidee eingetauscht hatte.
Damals hatte ihm der Tausch nichts ausgemacht, weil er sich verdammt sicher gewesen war, dass die Unaussprechlichen das Ding behalten würden, um später mit ihm zu handeln. Und das war er noch immer. Er wusste zwar, dass er tief in die Tasche greifen müsste, aber das war besser, als wenn er Haidee entkommen lassen und sie seine Geheimnisse mit ihren Jägerfreunden geteilt hätte.
Eigentlich hatte er schon längst zurückgehen wollen, doch dass er Haidee an Amun verloren hatte, hatte ihn länger als eine Woche außer Gefecht gesetzt. Sein Dämon hatte sich vorSchmerzen gekrümmt und gebrodelt wie ein Hexenkessel.
Vielleicht war ich deshalb unfähig, Haidee loszulassen, dachte er nun. Weil der Schmerz so lange nachgehallt hat . Vielleicht ist das der Grund, warum ich Kaia immer noch zurückweise .
Denk nicht mehr an sie, du Vollidiot. Sonst fängst du noch an zu sabbern . Er wies sie zurück, weil sie letztlich auf seinem Stolz, seinem Wohlbefinden und vermutlich sogar auf seinem Lebenswillen herumtrampeln würde.
Musste er daran allen Ernstes noch mal erinnert werden?
Er zwang sich, wieder an die Artefakte zu denken. Strider hatte geschworen, den Umhang zurückzuholen. Und das würde er auch. Bald. Weil nämlich derjenige, der die Büchse der Pandora als Erster fände, den Krieg gewinnen würde, und wenn es etwas gab, das er noch mehr wollte als Kaia – auch wenn er ja gar nicht an sich dachte –, dann war es der Sieg über die Jäger.
Das wäre der ultimative Sieg. Welches Glücksgefühl würde er verspüren … Götter, er konnte es sich nur ansatzweise vorstellen. Besser als Sex oder Drogen.
Egal. Das alles war zwar ohne Zweifel wichtig, aber auf einmal wurde ihm klar, dass er an diesem Vormittag extra allen einen Besuch abgestattet und verschiedene Dinge wiedergutgemacht hatte, damit er gehen und … Verflucht! Nicht gut. Das war gar nicht gut.
Damit er gehen und nach Kaia sehen konnte. Er musste sich davon überzeugen, dass es ihr gut ging. Auch wenn er dafür seine Verpflichtungen erneut hintanstellen musste.
Alter, das kannst du nicht machen. Und er würde es auch nicht. Auf keinen Fall! Nun, da er seine Absicht erkannt hatte, konnte er der Sache einen Riegel vorschieben.
„Warum zum Teufel stehst du einfach nur da?“, brüllte Sabin auf einmal. „Sag, was du willst, und hau ab, Stridey-Man. Deinetwegen wird Gwen noch zu einer rasenden Irren.“
„Wenn ich zu einer rasenden Irren werde, dann deinet wegen!“, grummelte sie, als sie abermals das Megafon aus dem Koffer nahm. „Wir brauchen das ganze Zeug nicht.“
„Woher willst du das wissen?“, erwiderte Sabin. Er fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Haare. Der Goldton in seinen
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