Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
erwischten, würden sie ihn umbringen. Aber ohne die Rute war er sowieso tot. Also, kein Wettbewerb. Er würde sie stehlen.
„Was ist mir dir?“, knurrte er Bianka an.
„Mir gefällt dein Ton nicht, Krieger“, warnte Lysander ihn mit so sanfter Stimme, dass Strider beinahe die Macht nicht gespürt hätte, die sich dahinter verbarg. Beinahe.
Das ist keine Herausforderung, ermahnte er seinen Dämon. Er weigerte sich, die Frage noch einmal an Kaias Zwillingsschwester zu richten. Zum Glück – oder auch nicht – war Niederlage noch viel zu sehr mit Kaia, dem Umhang und der Rute beschäftigt. Wenn Strider es nicht schaffen sollte, die beiden Artefakte in seinen Besitz zu bringen, und zwar schnell, würde er die Schlacht verlieren. Und verletzt werden. Dennoch konnte er auch Kaia nicht allein lassen, ohne verletzt zu werden.
Bianka schob Lysanders Hand von ihrem Mund. „Tut mir leid, Großer, aber ich kann dir nicht helfen.“
„Warum nicht?“
Sie zuckte unschuldig mit den Schultern. „Wenn du unbedingt willst, zähle ich dir ein paar Gründe auf. Aber ich kann dir nicht garantieren, dass sie stimmen.“
Er wandte sich an Gwen. „Und du?“
„W…wie bitte?“, fragte sie und klang verwirrt. Sie sah zu Kaia, die den Kopf schüttelte. Das wusste er, weil er ihr Spiegelbild in dem Bild sehen konnte, das über dem Nachttisch zwischen den Betten hing. „Ich kann nicht“, sprach sie mit festerer Stimme weiter.
Okay, irgendetwas ging hier vor. Kaia hatte keine Angst. Das wusste er genau, ganz gleich, was sie sagte. Diese Frau war viel mutiger, als gut für sie war. Sie hatte in einem Raum voller Harpyien gestanden, und obwohl sie sie angesehen hatten, als wäre sie ein leckeres Rippchen und sie selbst überzeugte Vegetarierin, hatte sie den Kopf hochgehalten und sie herausgefordert, ein Stückchen zu probieren.
Nur ein einziges Mal hatte sie ihre Coolness verloren, und ein Gefühl, das er nicht näher benennen konnte, hatte ihren gesamten Körper zum Zittern gebracht. In dem Moment nämlich, als sie ihre Mutter angesehen hatte. Ihre ziemlich heiße, offensichtlich mörderische Mutter, die womöglich in seinemKopf gesprochen hatte – dessen war er sich allerdings immer noch nicht sicher.
Als die sonderbar jung aussehende Brünette mit den toten Augen ihn von oben bis unten gemustert hatte, hatte er eine kalte, gefühllose und dennoch sehr feminine Stimme flüstern gehört: „Kaia wird sterben, ehe der letzte Wettbewerb beginnt.“
Mehr war nicht gesagt worden. Und außer ihm hatte auch niemand sonst diese Warnung – oder war es eine Drohung? – vernommen. Vielleicht hatte er nur eine blühende Fantasie. So oder so – es war ihm egal. Er war hier und würde tun, was er versprochen hatte, aber Kaia, verflixt noch mal, müsste ihm schon ein Stückchen entgegenkommen.
„Verschwindet“, befahl Strider den beiden Pärchen auf den Betten.
Da Sabin seinen Freund gut kannte, packte er ohne Protest seine Gwen und schob sie zur Tür hinaus. Bis zuletzt tauschten die Männer einen verschwörerischen Blick. Sie würden Berge versetzen, um diese Rute zu kriegen, mit oder ohne Zustimmung der Skyhawks. Doch zuerst würden sie alles Erdenkliche tun, um Antworten zu bekommen. Auch wenn das bedeutete, sich aufzuteilen und keine Rückendeckung zu haben.
Dank eines leisen „Ist schon in Ordnung“ von Kaia folgten Bianka und Lysander dem Beispiel von Sabin und Gwen. Mit einem leisen Klick schlossen sie die Tür hinter sich. Der Engel kannte ihn weder, noch wusste er, wozu Strider fähig war, aber offensichtlich hatte er die Gefahr erkannt, die er darstellte.
„Warum?“ Er drehte sich zu Kaia um.
Kaia tat nicht mal so, als wüsste sie nicht, was er meinte. „Weil sie sonst sagen werden, dass ich kein Vertrauen in meine Fähigkeiten habe. Sie werden mich einen Feigling nennen.“
„Na und?“ Sie war bereit, sein Leben wegen ihres Egos aufs Spiel zu setzen? „Ein bisschen Gespött hat noch niemanden umgebracht.“
Sie warf sich eine lange Strähne ihrer roten, gelockten Haare über die Schulter – eine typische Geste für eine verärgerte Frau.Wenigstens war das Schwarz aus ihren Augen gewichen, was ein Zeichen dafür war, dass sie ihre Harpyie wieder im Griff hatte. „Also gut. Es fällt mir zwar schwer, es zuzugeben, aber du wirst es ja ohnehin herausfinden. Also kann ich es dir auch genauso gut sagen.“
Eine Pause. „Sprich weiter.“
Sie schluckte. „Vor langer Zeit habe ich während der
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