Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
gefiel ihm der Klang dieser Worte.
Er biss die Zähne aufeinander. Das war nur Show, und er durfte auf keinen Fall Show mit Realität verwechseln.
„Ich bin überrascht, dass du dir einen furchterregenden Herrn der Unterwelt geangelt hast“, sagte Tabitha.
„Ich nicht“, entgegnete Kaia und zuckte die Achseln. „Ich bin doch selbst ziemlich furchterregend.“
Noch immer flackerte nicht das kleinste Gefühl auf Tabithas Gesicht auf. Weder Stolz noch Enttäuschung. „Ich schätze, morgen werden wir ganz genau erfahren, was du bist – wenn die Spiele richtig beginnen.“
10. KAPITEL
P aris, Hüter des Dämons Promiskuität – oder Sex , wie Paris ihn nannte – hielt zwei Nullachtfünfzehn-Dolche in den Händen, während er durch die Schatten der finsteren Seitengasse schlich. Nullachtfünfzehn war zum Kotzen. Klar, sie waren relativ scharf, aber hier oben mit den Göttern, Göttinnen, Vampiren und gefallenen Engeln war „relativ scharf“ einfach nicht genug.
Egal. Geh weiter.
Es erstaunte ihn immer wieder, wie ähnlich die unsterbliche Welt der Sterblichen war. In dieser Himmelsmetropole gab es Bars, Geschäfte, Restaurants und Hotels. Ganz zu schweigen von Drogen und jenen, die sie vertickten. Was immer man auch wollte, man bekam es.
Apropos Drogen: Ich brauche Ambrosia. Und zwar bald. Er hatte bereits erste Entzugserscheinungen und zitterte am ganzen Körper.
Aber jetzt war keine Zeit zum Trinken. Er durfte sich nicht verspäten. Bislang hatte er es erfolgreich vermieden, sich mit irgendwem einzulassen, der sexuell noch nicht mündig war. Ein Blick in sein Gesicht, und die Leute – jeglicher Spezies und jeglichen Geschlechts – warfen sich ihm an den Hals.
Vielleicht hätte ich sie lassen sollen, dachte er. Sex zog seine Kraft aus allem Erotischen, und Paris hatte ihm die notwendige tägliche Dosis heute noch nicht beschafft. Aber andererseits hasste er es, mit Leuten zu schlafen, die er nicht begehrte, weshalb er versuchte, sich einzuschränken. Und die heutige Kraftzufuhr bekäme er, sobald er sich mit der Waffengöttin träfe.
Die Frau hatte kristallene Dolche, die sich in jede Waffe verwandeln konnten, die sich der Besitzer wünschte. Er könne sie haben, hatte sie gesagt, für eine Gegenleistung. Da niemals irgendwer Geld von ihm verlangte, hatte er ihr versprochen, ihr zu geben, was sie wollte. Ihn. Er würde seinen Körper verkaufen, und das war auch in Ordnung. Es war egal. Er hattees schon tausendmal zuvor gemacht und würde es wohl auch künftig noch tausendmal machen. Irgendwann käme er schon über das Gefühl von Schuld und Erniedrigung hinweg.
Er brauchte diese Kristalldolche, um die Frau zu retten, die er wirklich wollte. Sienna.
Seine Sienna. Ermordet wegen seiner Taten. Zurückgekehrt als verlorene Seele. Eine Seele, die er weder sehen noch hören konnte. Noch nicht.
Cronus, der Götterkönig, hatte sie versklavt und mit dem Dämon Zorn gepaart. Um Paris von ihr fernzuhalten, hatte Cronus sie anschließend in einem anderen Reich eingesperrt. Dafür würde er bezahlen. Nachdem Paris sie gerettet hätte. Und das würde er. Er hatte einen dreiteiligen Plan:
1. Die kristallenen Dolche bekommen.
2.Arca finden, die ehemalige Göttin der Gesandten. Es hieß, sie wisse, wo Cronus seine wertvollsten Schätze versteckte.
3.Viola finden, die Halbgöttin des Jenseits. Es hieß, sie könne jedem beibringen, die Toten zu sehen.
Zack und fertig. Ganz einfach. Ja. Okay, andere zu verführen war das Einzige, was ihm leichtfiel.
Er würde alles tun, was nötig war. Seit Jahrhunderten träumte Paris davon, mehr als nur ein Mal mit einer Frau zusammen zu sein. Wegen seines Dämons reagierte sein Körper auf keine Liebhaberin, mit der er bereits geschlafen hatte. Deshalb dauerten seine Beziehungen nie länger als eine Nacht. Außer mit Sienna. Er hatte sie gehabt, und trotzdem hatte sich der kleine große Paris sofort wieder geregt. In diesem Moment hatte er gewusst, dass sie zusammengehörten – trotz der Hindernisse, die ihnen im Weg standen.
Sie war eine Jägerin, sein Feind. Sie hatte ihn hereingelegt, unter Drogen gesetzt und geholfen, ihn einzukerkern. Egal. Sie hatte ihm auch geholfen, zu fliehen, und war dabei gestorben. Erschossen von ihren eigenen Leuten, während sie in Paris’ Armen gelegen hatte.
Er hatte diesen Albtraum unzählige Male durchlebt und sichimmer wieder gefragt, was er anders hätte machen können – und müssen. Hatte an ihre letzten hasserfüllten Worte
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