Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
Augenblick erstarrte Kaia. Strider wagte es nicht, sie anzusehen, wagte nicht, einen Arm um ihre Taille zu legen, um sie zu ermutigen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Aber später … ja, später. Trotz seiner tosenden Bedürfnisse und der Gefahr, die das für seine Selbstkontrolle bedeutete. Sie zu ermutigen gehörte zu seinen Pflichten als Gemahl, und für die nächsten vier Wochen war er ihr Gemahl in allem, was wichtig war.
Sex war nicht wichtig.
Jedenfalls würde er sich das einreden. Immer und immer wieder, bis er es glaubte. Oder bis ihn ein Spermarückstau vergiftete und umbrächte. Natürlich könnte er sich für den einen oder anderen One-Night-Stand davonschleichen, doch das würde er nicht tun. Und zwar nicht nur, weil Kaia jede Frau töten würde, mit der er auch nur flirtete, sondern weil er, na ja, keine andere wollte.
Er hatte Kaias Lieblichkeit geschmeckt, hatte ihre sündhaften Kurven gespürt und wusste, dass keine sterbliche Frau mit ihr mithalten könnte. Aber er würde über diese Schwärmerei hinwegkommen, dessen war er sich sicher. Selbst Haidee hatteseine Aufmerksamkeit nicht lange fesseln können.
Haidee. Ha! Heute hatte er kaum an sie gedacht, obwohl sie seine Gedanken über Wochen belagert hatte. Typisch Strider. Über die Jahrhunderte hatte er viele Male die Liste der Kandidaten mit der kürzesten Aufmerksamkeitsspanne der Welt angeführt.
„Denkst du wirklich, du kannst die Spiele gewinnen?“, wollte Tabitha von Kaia wissen.
„Ja.“
„Gegen mich ?“
„Ich hasse es zwar, mich zu wiederholen, aber: ja.“
Das ist mein Mädchen. Also, natürlich nur vorübergehend.
„Juliette mag bei den letzten acht Spielen gesiegt haben, aber nur, weil ich gesperrt war. Wie du weißt, habe ich noch nie verloren“, meinte Tabitha und streichelte das Medaillon, das um ihren Hals hing.
Wieder erstarrte Kaia, als ob sie vom Schmerz gepackt würde. Doch sie schüttelte das ungute Gefühl schnell ab. Hatte diese Kette irgendeine Bedeutung? Strider nahm sich vor, Gwen zu fragen, da Kaia ihm gewiss keine Antwort geben würde. Das tat sie nie.
„Es gibt einen Grund, warum du nie verloren hast. Weil du nie gegen mich gekämpft hast“, konterte Kaia überheblich.
Sie wird sterben.
Die Frauenstimme hallte in seinem Kopf. Tabithas Stimme. Dieselbe Stimme, die er während der Einführungsveranstaltung gehört hatte. Zwar hatte Tabitha ihre Aufmerksamkeit nicht auf ihn verlagert, aber er wusste es. „Von wegen“, murmelte er.
Kaia warf ihm einen ungläubigen, verletzten Blick zu. „Aber so ist es.“
„Das weiß ich, Baby Doll. Ich habe nicht mit dir gesprochen.“
„Ach so. Okay.“
Gewinnen! Die Stimme von Niederlage zitterte leicht, doch der kleine Bastard würde nicht klein beigeben. Sie hatten beschlossen,Kaia zu helfen, und das täten sie auch. Sie würde nicht sterben.
Sie wird sterben – und du kannst nichts tun, um sie davor zu bewahren.
„Schluss damit“, befahl er und sah der Frau, die für die stummen Drohungen verantwortlich war, fest in die Augen.
Tabitha blinzelte unschuldig. „Warum spricht dein Gemahl zu mir, ohne dass ich ihn zuerst angesprochen habe?“, fragte sie Kaia. „Hast du ihm nicht beigebracht, wie man sich angemessen benimmt?“
Dem kleinen Mann war es also nicht gestattet, ohne Aufforderung mit dem Weibsvolk zu sprechen? Nicht mit ihm. „Halt dich einfach aus meinen Kopf fern, Harpyie, sonst wirst du es bereuen. Wie geht es eigentlich deinem Bein?“
Sie schnappte mit den Zähnen nach ihm.
Gewinnen!
Ich weiß , versicherte Strider seinem Dämon, ich habe es dir doch gesagt: Ich werde nicht zulassen, dass Kaia etwas zustößt.
Kaia blinzelte und wirkte ein wenig erschrocken. Dennoch stellte sie ihrer Mutter keine Fragen, und er überlegte, ob sie schwieg, weil sie wusste, dass ihre Mutter ihr keine Antwort gäbe, oder weil sie durch eine Frage ihre Unwissenheit preisgegeben hätte und ihr diese Unwissenheit als Schwäche ausgelegt worden wäre?
Harpyien … Anscheinend war das Leben für sie eine einzige große Schachpartie. Absurd, wenn man ihn fragte. Er war sich der Ironie seiner Gedanken durchaus bewusst. Aber er konnte nicht anders, als alles, was er tat, in einen Wettstreit um Verstand und Macht zu verwandeln. Sie nicht. Und sie litten im Nachhinein auch nicht. Sie machten das aus purem Spaß an der Sache.
„Zerbrich dir nicht den Kopf über meinen Mann“, erwiderte Kaia schließlich und reckte das Kinn.
Mein Mann. Irgendwie
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