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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Name ist Burorin, Balorins Sohn, Belforins Sohn aus dem Hause Bregorins; dies hier ist Gilfalas Elohim, König der Elben; und dieser Ffolksmann, wie er sich nennt, heißt Alderon von Aldswick. Und wie lautet dein Name?«
    Der Mann mit der Augenklappe stierte ihn an, als müsse er das alles erst einmal sortieren. Dann meinte er: »Ich muss Euch wohl Dank sagen, sintemal Ihr mich entsetzt habet. Wohlan, wenn’s um hochmögende Titel geht, so bin ich der Ritter von Thuryn, und meiner Sippe gehörte weiland dieser Flecken hier. Was freilich anheute nichts zu besagen habet.« Mit einem ironischen Grinsen wies er auf seine abgetragene Kleidung, die einem Ritter oder Landesherrn gewiss nicht anstand.
    Burin runzelte die Stirn, als verdichte sich dahinter eine schreckliche Ahnung, aber es war Gilfalas, der mit seiner leisen, klaren Stimme sagte:
    »Talmond von Thurion?«
    Nun war es an dem Fremden, die Stirn zu runzeln. »Woher kennet Ihr meinen Namen? Bin ich denn also gerühmet in den Landen der Dwergar und Alben?«
    Da konnte Aldo nicht mehr an sich halten: »Talmond der Mächtige? Natürlich seid Ihr berühmt! Ich habe in der Schule von Euch gehört und von Euren Taten. Der Lehrer hat uns sogar die alte Ballade auswendig lernen lassen.« Und er begann in einem hohen, reinen Bariton zu singen:
    »Erinnert Euch, Völker, an Talmond den Herrn,
Eh’ die Schatten ihn schlugen in Banden,
Die Fürsten der Welt, sie folgten ihm gern
Zum Krieg in den westlichen Landen.
Mit wehendem Banner ritt er voran
In das Herz der Gefahr und der Not,
Die silbernen Ritter führte er an
Zum Sieg und zum glorreichen Tod …
    Wann ist es so weit?« Seine Stimme überschlug sich. »Dass Ihr die Heere der freien Völker gegen die Mächte der Finsternis in die Schlacht führen werdet … ich meine, geführt habt … haben werdet …?« Er hatte sich irgendwie in den Zeitformen verheddert. »Oder habt Ihr schon … ich meine, werdet schon …«
    Der Mann, der Talmond war, sah ihn mit offenem Mund an. Dann kratzte er ausgiebig im Bart und zerdrückte in aller Ruhe einen Floh, der sich dorthin verirrt hatte. Schließlich knurrte er: »Mich deucht, Euer Wichtelfreund ist nicht recht bei Sinnen. Vielleicht hat ihm die Sonne das Hirn vergrützet.«
    Burin versuchte die Situation zu retten. »Wir kommen aus einem sehr fernen Land, Herr Talmond, und dort erzählt man sich seltsame Geschichten über das Imperium … das Reich der Menschen.« Gerade noch rechtzeitig war ihm eingefallen, dass es das Imperium Humanuni zu dieser Zeit überhaupt noch nicht gab.
    »Sei dem, wie’s sei.« Talmond stand auf. Jetzt, bei Tageslicht, wirkte er noch größer und massiger als zuvor; ein stattlicher Bauch wölbte sich über dem tief hängenden Gurt, der seine Leibesfülle umspannte. »Es wäre Wahnwitz, wider die dunklen Herrn zu locken, und ich habe gewiss nicht das Begehr. Und itzt entschuldiget mich, Edelinge. Ich habe da in einem gewissen Lusthause noch eine Rechnung abzugleichen.«
    Aldo wandte sich an Burin. »Aber er kann doch nicht so einfach abhauen und so tun, als ging ihn das gar nichts an! Er ist ein Held, und Helden benehmen sich nicht so. Nicht in den alten Legenden …«
    »Dies ist die Wirklichkeit, und wir sind die Legende«, sagte Gilfalas sanft. »Und ich fürchte, es ist eine Wirklichkeit, wie wir sie aus unseren bösen Träumen kennen. Du erinnerst dich: ›Talmond der Wilde, hingerichtet durch das Schwert; Helmond der Bastard, sein Sohn, gehenkt durch den Strang …‹ Es ist bald so weit.«
    Der Einäugige, schon halb im Gehen begriffen, wandte sich um. »Traun«, sprach er, »wenn Ihr mich damit schröcken wollet: Zum einen gebricht es mich eines Sohnes; zum andern ist dies noch immer meine Heimat, und niemand wird mir hier ein Leids anthun.« Er zögerte einen Augenblick und fuhr dann fort: »Nun denn, da Ihr mich zumindest aus der Gossen gezogen habet, will ich mich nicht lumpen lassen und Euch einen Humpen und eine Brotzeit spendiren; alsdann maget Ihr Eurer Wege gähn.«
    Gilfalas und Burin sahen sich an, als wollten sie sagen: Besser als gar nichts. Aldo, der immer noch entgeistert war über die Art und Weise, wie sein Held sich als ein recht gewöhnlicher Mensch erwies, zuckte die Schultern.
    »Es ist vielleicht nicht ganz ungefährlich, wenn wir jetzt in die Stadt gehen«, meinte er. »Wer weiß, ob sie nicht wieder nach Leuten wie uns suchen.« Er hatte noch nicht vergessen, wie sie beim letzten Mal in Thurion für die Stadtwachen zur

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