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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Kopf in Richtung auf seine Leute. Sie hatten ihre Waffen sinken lassen. Jetzt, wo keine Bedrohung mehr von ihnen ausging, sah man die Erschöpfung und die Mutlosigkeit in ihren Gesichtern.
    Gilfalas stand auf, mit einer einzigen, fließenden Bewegung.
    »Bringt uns zu Eurem Lager«, sagte er. »Dann sehen wir weiter.«
    Einer der Elben, ein noch junger Bursche mit weißblondem Haar, trat auf Gilfalas zu und fragte etwas in der Sprache der Eloai. Gilfalas schüttelte den Kopf.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Burin.
    »Ob sie ihre Waffen abgeben sollen«, entgegnete Gilfalas. »Aber ich glaube, es ist nicht notwendig.«
    Zum Lager der Waldräuber ging es wieder in den Wald hinein. Der Weg war so schmal, dass sie hintereinander gehen mussten. Die Elben hatten sich zwischen die Männer von Talmonds Schar gemischt, doch einige von ihnen huschten auch am Rande unter den Bäumen einher. Der dichte Wald schien sie nicht zu behindern.
    Aldo hatte den blonden Elben im Blick, der anscheinend so etwas wie der Anführer der Gruppe war.
    »Irgendwoher kommt mir der Kerl bekannt vor«, meinte er mit unterdrückter Stimme zu Gorbaz, der unmittelbar hinter ihm ging.
    »Galdor«, knurrte der Bolg.
    Der Elbe wandte sich um. Er sagte etwas in seiner eigenen Sprache, aber als er merkte, dass man ihn nicht verstand, wechselte er in die Gemeine Sprache der Menschen: »Woher kennt ihr meinen Namen?«
    Aldo erschrak. Ja, Gorbaz hatte recht: Dies war der Elbenkrieger, den sie als weißhaarigen, vernarbten Kämpen im Verborgenen Tal kennen gelernt hatten. Nur hier war er jung, und sein Gesicht war makellos.
    Galdor runzelte die Stirn.
    »Oh«, sagte Aldo, »wir haben von Euch gehört. Nicht wahr, Gorbaz?« Er stieß den Bolg an.
    »Eine Legende«, grollte dieser.
    Talmond, der Galdor vorausging, war ebenfalls stehen geblieben. »Pah!«, machte er. »Sie kennen viele Legenden. Ich sage Euch, glaubet ihnen kein Wort …«
    Galdor sah ihn an wie ein Junge, der ein hässliches Insekt mustert. Er brauchte nicht einmal etwas zu sagen. Talmond zog den Kopf ein, drehte sich um und ging weiter.
    Es war schwer, in dieser baumdurchwirkten Welt Entfernungen zu schätzen, aber die Sonne hatte bereits begonnen, sich zu neigen, als der Weg steiler wurde und der Baumbestand lichter. Sie näherten sich den südlichen Ausläufern des Sichelgebirges. Durch die Baumkronen sah man weiter voraus hohe Felswände aufragen; irgendwo hier in der Nähe musste die Talschlucht sein, durch die sie vom Verborgenen Tal nach Allathurion gelangt waren.
    Aldo hielt danach Ausschau, aber er konnte nichts erkennen, was ihm vertraut erschienen wäre. Wieder überkam ihn das Gefühl, das ihn schon einmal befallen hatte: Hier war er, ein Ffolksmann, nicht einmal zwanzig Jahre alt und viele Meilen – und tausend Jahre – von zu Hause entfernt. Er hätte nicht einsamer sein können als in der Lage, in der er sich gerade befand.
    »Wir müssen bald da sein«, knurrte Gorbaz, der hinter ihm ging.
    Hatte der Bolg seine Gedanken gelesen? Oder ging es ihm auch nicht anders? Seltsam, dachte Aldo, dass das einzige Wesen auf der ganzen Welt, das mich verstehen kann, ein großer, primitiver Bolg ist, den niemand des Mitgefühls für fähig gehalten hätte.
    Das plötzliche Sirren eines Geschosses, das gegen einen Stein klackte und als Querschläger davonpfiff, schreckte ihn auf.
    »Keinen Schritt weiter!«
    Die Stimme, viel zu hell für einen erwachsenen Mann, kam von oberhalb, aus der Deckung des Felsens. Die Elben begannen bereits auszuschwärmen; man konnte gar nicht genau genug hinsehen, um zu erkennen, wie der Wald sie verschluckte.
    »Lasset uns ein!«, rief Talmond. »Sie haben uns in der Gewalt. Es hat keinen Zweck.«
    »Wir sind Freunde!«, beeilte sich Gilfalas zu versichern. »Wir wollen euch nichts Böses.«
    Eine Gestalt trat zwischen den Felsen hervor. Sie trug eine gespannte Armbrust in der Hand. Sie war ebenso zerlumpt gekleidet wie die anderen Männer aus Talmonds Schar.
    Es war ein halbwüchsiger Bursche, mager und struppig, und wenn man ihn sah, wurde sofort klar, warum man ihn hier auf Wache aufgestellt hatte. Sein linker Arm endete unterhalb des Ellenbogens in einer Ledermanschette mit einem Eisenhaken.
    Der Wachtposten blieb misstrauisch. »Was sind das für Leute?«
    »Elben«, rief Talmond zurück. »Elben und ein Zwerg und … und was weiß ich? ›Freunde‹ eben.«
    »Schöne Freunde!«
    Der Junge ließ die Armbrust sinken, einen Moment bevor rechts und links neben

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