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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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an der Hand des Schattenfürsten. Und nur der Ring allein vermag die Welt wieder ins Lot zu bringen, wenn ich die Worte des Schamanen und deine eigenen richtig deute.«
    »Ich verstehe das alles nicht«, meinte Kim. »Was soll ich gesagt haben? Und der Schamane – du meinst Gwrgi? Er ist hier, mit den anderen, Ithúriël und Marina –«
    »Sie alle wird es nicht mehr geben«, sagte Fabian sanft, »sie und das ganze Elderland, wenn du nicht mit uns kommst.«
    Aber Burin ließ sich jetzt nicht mehr aufhalten. »Marina? Sie ist auch hier? Ich muss zu ihr. Ich habe …« Seine Stimme versagte. Tränen standen in seinen Augen. »Sie haben mir Marina weggenommen, verstehst du? Sie haben sie ausgelöscht. Vom Erdboden getilgt.« Kim hatte ihn noch nie so gesehen, so aufgelöst, so verzweifelt. »Bitte, komm mit uns!«
    »Ich verstehe zwar noch immer nicht, worum es geht«, sagte Kim. »Aber ich vertraue euch. Wenn ihr mich braucht, dann gehe ich mit!«
    »Ich habe es gewusst!«, triumphierte Fabian, und als Kim wie auch die beiden anderen ihn erstaunt ansahen, fuhr er eilig fort: »Als wir ihm das Buch gegeben haben, bei unserer Begegnung, hier am Grab …« Er unterbrach sich. »Oh, vielleicht sollte ich nicht davon reden. Aber du hast uns gesagt, Kim – nein, du wirst es uns sagen, wenn wir uns in fünfunddreißig Jahren hier noch einmal begegnen werden –, dass du mit uns kommen sollst. Und wie hättest du es uns nicht sagen können, wenn du nicht mit uns gegangen wärest, hier und jetzt?«
    Die anderen starrten ihn an, als redete er irre.
    »Das ist für einen einfachen Zwergen wie mich zu hoch«, meinte schließlich Burin, der sich inzwischen wieder ein wenig gefangen hatte, und Gilfalas fügte hinzu: »Die Schlingen der Zeit sind verworren und rätselhaft.«
    »Ihr glaubt, ich hätte den Verstand verloren«, sagte Fabian. »Aber ich sehe nun klar. Kommt!«
    »Und wohin gehen wir?«, fragte Kim.
    »Dorthin, wo wir am meisten gebraucht werden«, meinte Fabian. »Gib uns deine Hand.«
    Kim legte seine Hand auf die ihren. Der Stein in seinem Ring blinkte auf, wurde zu einem Licht, das sie alle umhüllte.
    »Aber das mit dem Buch«, sagte Kim, »das müsst …«
    »… ihr mir noch erklären.«
    »Vorsicht!«
    Eine feurige Kugel schoss auf sie zu, einen Regen aus Flammen hinter sich her ziehend. Kim wurde zu Boden gerissen, als jemand sich über ihn warf; es war Fabian. Das brennende Geschoss bohrte sich mit einem Aufplatschen in den Boden. Feuer und Erdbrocken spritzten umher.
    »Au!«
    Einer der ätzenden Tropfen hatte Kim an der Stirn getroffen; es brannte höllisch. Weitere hatten sich in seinem Kittel festgefressen. Ein beißender Gestank erfüllte die Luft.
    »Pech«, sagte Burin.
    »Das kann man wohl sagen«, meinte Kim, ehe ihm klar wurde, dass die Antwort wörtlich gemeint war. »Wo sind wir?«
    Fabian, der Kim gegen den feurigen Regen zu decken versucht hatte, rollte sich zur Seite und schob vorsichtig den Kopf aus der Grube.
    »Mir scheint, wir sind mitten in einer Schlacht gelandet«, stellte er fest.
    »Aus dem Regen in die Traufe«, knurrte Burin.
    Sie lagen in einer Art Schützengraben, der sich zur Rechten und zur Linken fortsetzte. Ringsum hörten sie Schreie und Waffengeklirr: gebrüllte Befehle, das Zischen von Geschossen, Laute der Wut und des Schmerzes. Rauch zog über den Himmel, in dichten, fetten Schwaden, und hier und da durchpflügte, einem unheilvollen Kometen gleich, ein feuriges Katapultgeschoss die Düsternis.
    Über der Feste der Finsternis lag eine dunkle, schwärende Wolke, von Blitzen zerrissen. Hier und da, wenn Wetterleuchten sie erfüllte, sah man für den Bruchteil von Augenblicken die hohen, dreigelappten Zinnen als Schattenriss in den Himmel ragen. Doch wohin man sonst blickte, war nur Schwärze und Dunkelheit.
    Kim war zu Fabian vorgekrochen. Seine scharfen Augen spähten durch die Rauchschwaden.
    »Wer kämpft da?«
    Die eine Partei war unschwer zu erkennen. Es waren Dunkelelben, in gezackten schwarzen Rüstungen. Ihre Zahl schien grenzenlos zu sein; immer wieder spie die Erde neue Heere von ihnen aus.
    »Ich wusste gar nicht, dass es so viele gibt«, meinte Gilfalas, der sich zu ihnen gesellt hatte.
    Die Streitmacht der anderen Seite war vielfältiger zusammengesetzt. Sie reichte von Elben in schimmernder Wehr über Menschen mit Rüstungen und Waffen jeglicher Art, von Schwertern, Hellebarden und Speeren bis hin zu bloßen Hippen und Gleven, denen man ihre Herkunft als

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