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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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flammten neue Gefechte auf.
    Nun war die ganze Ebene rings um die Mauern der Finsternis ein Feld der Toten geworden.
    »Wir geben euch Flankendeckung«, hatte Herr Bregorin noch gesagt, aber Fabian hatte abgewunken: »Haltet ihr nur den Feind auf dem Schlachtfeld fest. Wir werden unseren Weg schon alleine finden.«
    Trotzdem wären sie in dem Rauch und der allgemeinen Düsternis fast an der hohen Öffnung vorbeigelaufen, wenn nicht Kims scharfe Augen das Loch in der Mauer erspäht hätten.
    »Dort! Da ist es!«
    Zum Glück hatten sie diesmal Burin dabei, der der beste Bergsteiger unter ihnen war. Und sie besaßen Haken und Seil aus der Ausrüstung der Zwerge, die schon die Möglichkeit eingerechnet hatten, dass sie die Mauern selbst würden ersteigen müssen.
    Der Schacht war noch genauso leer und dunkel, wie Kim ihn in Erinnerung hatte. Diesmal bildete er selbst den Schluss, zusammen mit Gilfalas. Burin und Fabian waren vorangeklettert, um Talmond zu sichern, der die geringste Erfahrung am Berg hatte. Doch ein eiserner Wille, eine tödliche Entschlossenheit trieb den Fürsten von Thurion voran. Mit seinem dicken Bauch kam er tüchtig ins Schwitzen, und Fabian und Burin mussten sich mächtig ins Seil legen, damit er nicht abrutschte. Aber schließlich waren sie alle fünf in der Kammer angelangt, in der die Bolgs zuvor die Toten würdelos und ohne Zeremonie in den dunklen Schacht gekippt hatten.
    Die Tür war nur angelehnt. Vorsichtig spähte Fabian hinaus.
    »Keiner da«, sagte er. »Gehen wir.«
    Sie schlichen hinaus auf den offenen Platz. Nirgendwo war jemand zu sehen, weder Mensch, Bolg noch Dunkelelbe. Nur auf den Mauerkronen des äußeren Walles war nach wie vor Bewegung zu erkennen; dort standen die Katapulte, die Feuer auf das angreifende Heer herunterregneten.
    »Wenn wir nur einen Trupp dorthinaufschicken könnten, der die Besatzungen von den Mauern vertreibt«, meinte Gilfalas, der zu den Zinnen emporspähte, »dann könnten wir sie gegen die Heere des Feindes selbst richten.«
    »Keine Zeit«, sagte Burin knapp.
    »Und ein solcher Trupp wäre viel zu groß, um nicht aufzufallen«, fügte Fabian hinzu.
    »Und es wäre zwecklos«, schloss Kim. »Der Schattenfürst könnte es jederzeit vereiteln.«
    Sie sahen ihn an. Er zuckte die Achseln.
    »Worauf warten wir?«, drängte Talmond, immer noch schnaufend. »Weiter!«
    Das Gefühl, schutzlos den Blicken preisgegeben zu sein, das Kim und Fabian seinerzeit befallen hatte, war noch ausgeprägter, jetzt, da sich in der ganzen großen Festung nichts zu bewegen schien. Sie hielten sich im Schatten der Mauern, als sie von Terrasse zu Terrasse höher schlichen. Wenn es noch Sklaven gab in der Feste, dann waren sie irgendwo gefangengesetzt, sicher unter Verschluss. Und von Wachen war weit und breit nichts zu sehen.
    Er muss uns einfach sehen , dachte Kim. Oder zumindest spüren. Er muss die Ringe der Macht wahrnehmen, so wie er den Einen Ring spüren kann – oder zumindest den Siebenten Ring.
    Der Ring mit dem klaren Stein, aus drei Metallen gefertigt, brannte an seiner Hand. Kim blieb stehen. Er versuchte, sich den Ring vom Finger zu nehmen, aber der Ring schien sich zu winden und zu drehen. Er bekam ihn nicht richtig zu fassen.
    »Heiliger Vater«, betete Kim, »heilige Mutter, helft mir. So kann es doch nicht enden.«
    Der Ring glitt von seinem Finger.
    Kim hatte keine Zeit mehr, ihn zu verbergen. Die anderen waren schon ein Stück voraus. Er umschloss den Ring mit der linken Hand und rannte weiter. Der Ring war wie eine glühende Kohle, die seine Hand versengte. Wellen von Schmerz liefen durch seinen Körper. Kim krümmte sich zusammen.
    »Kim! Wo bleibst du?«
    »Ich komme«, keuchte er. »Wartet nicht auf mich. Ich komme schon!«
    Sie hatten das letzte Tor erreicht. Schwarz ragte der Torbogen in den immer dunkler werdenden Himmel.
    Warum ist es so dunkel hier , dachte Kim. Es ist doch noch nicht Abend. Als würde etwas die Sonne verfinstern.
    Die schwarze Sonne.
    Er erinnerte sich an das Bild aus seinem Traum. Die schwarze Sonne, aus der das Verhängnis hereinbrach. War es so weit gekommen?
    Der Vormarsch seiner Freunde war ins Stocken geraten. Schmerzgekrümmt blickte Kim auf, und dann sah er den Grund.
    Im Schatten des Torbogens stand eine Gruppe von Dunkelelben. Es waren sechs an der Zahl, die Garde des Schattenfürsten. Sie, die ihm verschworen waren, würden sie nicht ohne Kampf vorbeilassen. Schwarze Rüstungen schimmerten. Schwarze Klingen blinkten in der

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