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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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entsteckt, was?«
    Kim wollte schon auffahren ob der Bezeichnung ›Wichtel‹, doch besann er sich der seltsamen Ausdrucksweise, die der Riese an sich hatte. Mit der Erinnerung kam auch der Gedanke an die anderen: »Wo ist Arandur?«, fragte er. »Und Gorbaz?«
    »Der Hohe Elbenfürst ist mit einer Hand voll Elben gen Westen gezogen«, erklärte Bregorin, »zu einer alten Elbenfeste, um unsere Flanke gegen einen Angriff von See zu sichern. Und der Bolg müsste jeden Augenblick hier sein.«
    Die Tür ging auf, und ein Windstoß wehte herein, der den Gestank von Rauch und Blut mit sich brachte. Gorbaz füllte die ganze Tür aus. Man hatte ihm einen Umhang verpasst, von einem so dunklen Rot, dass es fast purpurn wirkte, und mit seinem Zwergenhelm sah er aus wie ein Tribun der Legionen, wenn nicht gar ein Imperator.
    »Es werden immer mehr«, grollte er. »Ich wusste gar nicht, dass es so viele Dunkelelben gibt.« Dann entdeckte er Kim und die anderen. »Ihr habt es also geschafft«, sagte er. »Aber wo ist mein kleiner Freund Aldo?«
    »Ich habe ihn zuletzt am Steig gesehen«, sagte Kim wahrheitsgemäß. »Er wird den Weg schon zurückfinden.«
    Fabian staunte, als er Gorbaz so sah. »Du hast es also geschafft«, meinte er. »Du hast die Bolgs auf unsere Seite gebracht.«
    Gorbaz knurrte. »Sie alle folgen dem Großen Bolg, so wie der Khan in Zarakthrôr es vorhergesagt hat. Doch es hilft nicht. Wo wir ein Heer der Dunklen schlagen, tauchen zwei neue wieder auf.«
    »Ihr werdet sie nicht schlagen«, sagte Kim. Alle schauten ihn wie erstarrt an. Aber er sah die Dinge mit einem Mal ganz klar; in dem Augenblick, wo er seine Erinnerung an all das, was geschehen war, wiedergefunden hatte, hatte er auch erkannt, wo der große Fehler ihres Kriegsplans lag. Mit der Distanz zum Geschehen, die er nun gewonnen hatte, konnte er es aussprechen: »Solange der Schattenfürst über die Zeit gebietet, so lange wird er immer wieder neue Heere aus der Zeit herbeirufen können. Ihr könnt nichts dagegen ausrichten. Ihr müsst euch zurückziehen.«
    Talmond schlug mit der Faust in die offene Hand. »Ich bin nicht so weit gegangen, um itzt feig den Schwanz einzuziehn.«
    »Nur Ihr könnt ihn besiegen«, sagte Kim beschwörend, »im Kampf Mann gegen Mann. So steht es in den Geschichtsbüchern – den Büchern der Zukunft. Ihr allein und er, auf der höchsten Zinne.«
    »Und dabei draufgehen?«
    »Vielleicht. Wenn es die einzige Chance ist.«
    »Aber wie wollt Ihr in die Feste gelangen, wenn unser ganzes Heer vergebens dagegen anrennt?«, wandte Bregorin ein.
    »Auf demselben Weg, auf dem Fabian und ich entkommen sind«, sagte Kim. »Dem Weg der Toten.«
    Talmond überlegte einen Augenblick lang. Eine große Stille trat ein, als hielte die Schlacht, die draußen wogte, für einen Moment den Atem an, während das Schicksal der Welt auf des Messers Schneide stand.
    »Ich wag’s«, sagte er dann. »Für meinen Sohn, der noch ungeboren.« Er packte das Elbenschwert fester. »Ich wünschte mir nur, ich hätt eine bessere Waffen.« Er wandte sich an Bregorin: »Zwergenmeister, wenn ich dies nicht erlebe, versprecht Ihr mir, meinem Sohn ein Schwert zu schmieden, wie’s einem Helden gebührt?«
    »Ich schwöre es«, sagte Bregorin. »In den Hallen von Inziladûn werde ich es schmieden, und er wird es erhalten, wenn die Zeit gekommen ist.«
    »Dann lasset uns gehn«, schloss Talmond.
    Aber Gorbaz war noch nicht fertig. »Nun gut«, grollte er mit seiner tiefen Stimme, »aber wenn Ihr gegen den dunklen Feind selbst zieht, dann werden wir unsere Anstrengungen auf dem Feld verdoppeln, um seine Aufmerksamkeit von euch abzulenken. Und ob wir dabei leben oder sterben, ist einerlei.«
    »Du bist groß geworden, Gorbaz«, sagte Kim staunend. »Das hätte ich nie von dir erwartet.«
    »Es ist das, wofür ich mich entschieden habe«, sagte dieser. »Ich werde an eurer Zukunft keinen Anteil haben. Aber ich habe einen Befehl, dem ich folgen kann. Einen Befehl von höchster Stelle. Mehr kann ein Bolg nicht verlangen.«
    Stumm reichten sie sich die Hand.
    Als sie ins Freie traten, sahen sie, dass der Vormarsch das Heer weiter getragen hatte, als sie es je für möglich gehalten hatten. Sie befanden sich schon in unmittelbarer Nähe des äußeren Walles, wo der Angriff schließlich ins Stocken geraten war, als die Verteidigungsmaschinen in Aktion traten und ihre feurigen Bälle ausspuckten. Der Kampf wogte an verschiedenen Orten gleichzeitig, und immer wieder

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