Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
schleuderte ihn beiseite. Aufjaulend und sich überschlagend prallte der Hund auf den Felsboden. Blut spritzte auf die Steine. Rote Blasen standen ihm vor dem immer noch aufgerissenen Maul, ehe die Augen ihren Glanz verloren und brachen.
    Aus seiner Seite ragte der weiße Schaft eines Pfeils.
    Weitere Pfeile zischten heran, bohrten sich in die Leiber der übrigen Hunde. Einen traf der Pfeil in den Hals, dass er gurgelnd verendete. Einen anderen nagelte das Geschoss an den Boden, und ehe er sich befreien konnte, traf ein zweiter Pfeil ihn ins Auge. Den vierten erwischte es an den Hinterläufen; er rollte in den Bach, wo er zuckend und jaulend um sich schlug, ehe zwei weitere Pfeile ihm ein Ende setzten.
    Nur einer kam durch. Er hatte sich Gorbaz als Opfer ausersehen. Doch das Gemetzel unter seinen Rudelgefährten hatte ihn für einen winzigen Augenblick irritiert. Der Bolg zögerte nicht. Ein beidhändig geführter Schlag mit der Eisenstange traf den Schädel des Hundes mit einer solchen Wucht, dass die Knochen barsten und das Gehirn zerspritzte. Das Tier war tot, ehe es auf dem Boden aufschlug.
    Einen Augenblick lang herrschte ungläubige Stille.
    Dann griff sich der Erste der Legionäre, die immer noch am Eingang des Tales standen, an den Hals, in dem ein gefiederter Pfeil steckte, und der Centurio begriff, dass die Sackgasse, in die sie ihre Beute getrieben hatten, nun für die Jäger selbst zur tödlichen Falle geworden war. Befehle gellten: »Retro! Retro!« Die Legionäre hoben ihre Schilde, um sich zu decken, formierten sich zu einem Karree, um einen geordneten Rückzug zu ermöglichen. Nirgendwo war ein Feind zu sehen. Doch der Feind sah sie.
    Steine pfiffen aus dem Unterholz, prasselten von den Hängen hinab. Jeder für sich war harmlos, selbst wenn sie mit Wucht geschleudert wurden, doch in dem Versuch, die Vielzahl der Geschosse abzuwehren, gab sich hie und da einer der Legionäre eine Blöße. Unmittelbar darauf folgte die Vergeltung. Wieder und wieder zischten die weißen Pfeile, fanden Armbrustbolzen und Speere ihr Ziel. Schließlich stand nur noch der riesige Centurio, geschützt durch Helm und Streifenpanzer, aus vielen kleinen Wunden blutend, allein zwischen den Toten und Sterbenden.
    »Zeigt euch, ihr Feiglinge!«, brüllte er. »Wenn es einen Mann unter euch gibt, dann soll er mir gegenübertreten!«
    Aus dem Gebüsch löste sich eine schlanke, hochgewachsene Gestalt. Sie trug einen grünen Mantel mit Kapuze, sodass ihre Züge nicht zu erkennen waren. Ihre Rüstung bestand nur aus einem genieteten Lederwams, doch das Schwert in ihrer Hand, eine lange, gerade Klinge, war aus geschliffenem Stahl.
    Hell erglänzte das Schwert. Stahl klirrte auf Eisen. Dann entzog sich das weitere Geschehen den Augen Kims und seiner Gefährten, weil die unmittelbare Umgebung ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
    Aus den Büschen und Bäumen waren Gestalten hervorgetreten. Sie waren ganz in Grün gekleidet, in unterschiedlichen Schattierungen, in denen das Sonnenlicht flimmerte. Einige von ihnen waren hochgewachsen wie Menschen, andere von kleinerem Wuchs, schmalgliedrig und feinknochig, mit hellem Haar, geschwungenen Brauen und spitzen Ohren.
    Elben! , durchfuhr es Kim. Wir sind gerettet!
    Der vorderste der Elben, ein vernarbter Kämpfer, dessen langes, blondes Haar schon fast weiß war, hob seinen Bogen. Die anderen taten es ihm gleich. Pfeile wurden angelegt, Sehnen gespannt. In den Augen der Elben lag keine Freundlichkeit, keine Güte, nur nackte Wut und ungemilderter Hass.
    »Gur dan im-beleg!«
    Es bedurfte keiner besonderen Kenntnisse der Elbensprache, um diese Worte zu deuten: Tod  dem  Bolg!
    » Nein!«, schrie Kim. »Ihr dürft ihm nichts antun! Er ist unser Freund. Er hat uns gerettet.«
    Schützend stellte er sich vor Gorbaz, die Arme ausgebreitet. Aldo tat es ihm gleich.
    Gorbaz hob seine Eisenstange und spannte die Muskeln zum Sprung, um sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Der Wind sang in den gespannten Bogensehnen.
    »Haltet ein!«, ertönte da eine Stimme. Eine hochgewachsene Gestalt bahnte sich von hinten einen Weg durch die Bogenschützen. Der vorderste der Elben, der Kim anvisiert hatte, senkte den Bogen, ließ aber den Pfeil auf der Sehne.
    Der Kämpfer, der sich dem schwarzen Centurio gestellt hatte, trat nach vorn. Er hatte die Kapuze tief in die Stirn gezogen, sodass seine Züge nicht zu erkennen waren. Das Schwert in seiner Hand war rot von Blut.
    Kim kannte dieses Schwert.

Weitere Kostenlose Bücher