Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
begreifen. »Menschen sprechen«, sagte er. »Menschen befehlen. Bolgs gehorchen. Bolgs lernen.«
    Kim runzelte die Stirn. »Aber so lange seid ihr doch … noch gar nicht hier«, keuchte er. Der Weg stieg nun immer steiler an. »Die Bolg-Armeen, meine ich. Es sei denn … du meinst, jenseits des Banngürtels?« Er sah, dass der Bolg ihn nicht verstand. »Menschen … hinter dem Meer?«
    »Menschen überall«, erklärte Gorbaz. »Überall hier.« Seine Hand beschrieb einen großen Kreis. »Lange … eins, zwei, drei, viele Jahre.« Ihm fehlten die Worte für das, was er ausdrücken wollte.
    Kim sparte sich weitere Fragen. Er brauchte seinen Atem zum Laufen.
    Seine wilde Flucht hatte sie nicht nur in die Randbereiche des schützenden Waldes, sondern auch schon ein Stück höher in die Ausläufer des Gebirges gebracht. Kim kannte diese Gegend nur in vagen Umrissen aus den alten Karten des Ffolksmuseums. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wohin sie liefen; es kümmerte ihn auch nicht. Er wollte nur versuchen, möglichst viel Abstand zwischen sich und seine Verfolger zu legen.
    Vor ihnen ragten rechts und links Felswände empor. Kim hielt auf die Lücke zwischen den Felsen zu.
    »Nicht … dort lang«, schnaufte der Bolg.
    Aber Kim ließ sich nicht aufhalten. Vielleicht führte dieses Tal ja auf eine Höhe, wo die Hunde ihnen nicht mehr folgen konnten, oder an einen Ort, um sich zu verbergen, bis der ganze Spuk vorbei war.
    Wasser rann durch die Talschlucht, ein Bach, der von einer höher gelegenen Quelle gespeist wurde.
    »Durch den Bach!«, rief Kim. »Damit die Hunde unsere Spur verlieren!«
    Aber es war bereits zu spät.
    Zwischen den Bäumen sah er das Blinken von Waffen und Rüstungen. Näher schallte das Hundegekläff. In einem letzten Aufwallen von Energie rannte Kim los, über die glitschigen Steine, der Strömung entgegen, und weiter, über trockenen Grund und Gestein, bis er die Augen hob und sah, wohin seine wilde Flucht ihn und seine Gefährten geführt hatte.
    Sie befanden sich auf dem Grund eines kleinen Talkessels. Zu beiden Seiten schwangen sich bewaldete Hänge empor, die in hellerem Gestein endeten. Vor ihnen, zwanzig, dreißig Schritte voraus, lag zwischen bemoosten Steinen ein kleiner Teich, der von einem Wasserfall gespeist wurde. Darüber schlossen sich die Felswände zu einer unübersteigbaren Barriere.
    Sie saßen in der Falle.
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin wandten sie sich um. Kim stellte zu seiner eigenen Überraschung fest, dass er immer noch das Messer bei sich trug; er hatte geglaubt, er hätte es längst fallen lassen. Die Klinge blitzte im Widerschein des Wassers. Gorbaz hob etwas, das er in seiner Faust hielt; es war die Eisenstange, die er auf dem Boden des Kerkers aufgelesen hatte. Aldo hatte einen Stock vom Boden aufgenommen. Alexis bleckte die Zähne.
    Als Erstes tauchten die Hunde auf. Keine Geisterhunde, Wesen aus Fleisch und Blut. Aber was für Wesen! Schwarze Hunde, hechelnd und zerrend, an langen Leinen geführt. Bündel aus Muskeln und Sehnen, halb so groß und mindestens so schwer wie ein ausgewachsener Mann des Großen Volkes. Von ihren Züchtern mit einer unbeherrschbaren Wut ausgestattet, zum Kampf geboren, auf Tod und Vernichtung gedrillt. Schaum stand vor ihren Lefzen. Als sie ihre Beute vor sich sahen, schlugen sie an und warfen sich mit verdoppelten Anstrengungen in die Leinen, dass sie kaum noch zu halten waren.
    Hinter ihnen kamen die Soldaten, schwarz gerüstet, mit schwarzen Mänteln und stumpf blinkenden Waffen. Kim erkannte den Centurio an seinem Helmbusch, der alle überragte; bei den anderen hätte er zum Teil nicht sagen können, ob es Menschen oder Bolgs waren.
    Menschen und Bolgs. In einem winzigen Teil seines Bewusstseins trieb ihn immer noch die ungelöste Frage um, wie dies alles zu erklären war. Doch er kam nicht mehr dazu, darüber nachzudenken. Denn in diesem Augenblick wurden die Hunde losgelassen.
    Wie ein Geschoss kam der erste herangeflogen. Schaum troff von seinem Maul. Seine Fänge waren lang und spitz. Aus blutunterlaufenen Augen sprach die reine Mordgier.
    Kim kam nicht einmal dazu, seinen Dolch zu heben. Was hätte es auch genutzt. Er sah den Tod, der auf ihn zu kam, und das Einzige, was ihm durch den Kopf ging, war die Erkenntnis, dass er nun die Frage nach dem Warum nie würde klären können.
    Etwas zuckte aus heiterem Himmel durch Kims Gesichtsfeld, traf mit einem satten Aufschlag den schwarzen Körper des Angreifers in der Luft und

Weitere Kostenlose Bücher