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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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zweistündigen Rede einmal inne und erklärte: »Es ist von entscheidender Bedeutung, dass ich die öffentlichen Einnahmen stärke, und ich werde nun, mit Erlaubnis der Mitglieder des Unterhauses, damit fortfahren.« Dann schenkte er sich ein Glas mit »einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit« ein, die, von der Pressegalerie aus gesehen, stärker als Wasser zu sein schien.
    Trotz all seiner Ambivalenz gegenüber der Rückkehr zum Gold zog Churchill eine großartige Show ab. Er scheint in seiner Entscheidung am stärksten durch die Furcht beeinflusst gewesen zu sein, dass es das öffentliche Eingeständnis der verminderten Bedeutung Großbritanniens in der Weltpolitik gewesen wäre, jetzt nicht zum Goldstandard zurückzukehren. Fast jedes andere Land hatte dies schon getan – die USA, Deutschland, Schweden, Kanada, Österreich und Ungarn – oder stand kurz davor – wie Holland, Australien und Südafrika. Und »wie Schiffe im Hafen, deren Landungsbrücken miteinander verbunden sind und die mit den Gezeiten gemeinsam steigen und absinken«, waren sie alle durch einen gemeinsamen Wertstandard verbunden. Ein paar Tage später sagte er im Komitee: »Wenn das englische Pfund nicht der Standard ist, den jeder kennt und dem jeder vertraut, könnte man die Geschäfte nicht nur des britischen Empires, sondern ganz Europas auch in Dollar statt in Pfund abwickeln. Ich denke, das wäre ein großes Unglück.«
    Während Churchill sprach, saß Norman auf der Besuchergalerie des Unterhauses und genoss, was ganz London als seinen persönlichen Triumph betrachtete. Churchill selbst sprach später von Normans »größter Leistung … der letzte Schritt, ohne den alle Mühen und Leiden (also die Jahre seit 1920) umsonst gewesen wären.«
    Sowohl in der City als auch in der Presse wurde die Entscheidung mit tosendem Applaus aufgenommen. Die Times kommentierte, dies sei ein »entscheidender Triumph für diejenigen, die unsere Geldpolitik kontrolliert und geprägt haben, vor allem für den Präsidenten der Bank of England.« Der Economist schrieb von der »krönenden Leistung Mr. Montagu Normans.« Nur Beaverbrooks Zeitungen waren anderer Meinung.
    Für einige Monate erwies sich McKennas ominöse Vorhersage als falsch. Die ersten Folgen der Entscheidung verliefen recht unauffällig. Mit seinen höheren Zinsen zog Großbritannien genug Geld an, sodass die von der Fed und von J. P. Morgan bereitgestellten Kredite nie benötigt wurden. Tatsächlich wuchsen die britischen Goldreserven 1925.
    Sich heißes Geld von Ausländern zu borgen war nach Keynes’ Ansicht nur eine Möglichkeit für Großbritannien, sich Zeit zu kaufen. In einer dreiteiligen Artikelserie, die zunächst Ende Juli in Beaverbrooks Evening Standard veröffentlicht und später als Broschüre mit dem Titel Die wirtschaftlichen Folgen Mr. Churchills herausgegeben wurde, erinnerte Keynes seine Leser daran, Großbritannien müsse »den Spielraum nutzen, um das durchzuführen, was man euphemistisch die ›fundamentalen Anpassungen‹« im Wirtschaftsleben des Landes nannte. Mit dem neuen Wechselkurs war das Pfund um mehr als zehn Prozent überbewertet. Dies auszugleichen werde in der ganzen Wirtschaft Einschnitte bei Löhnen und Preisen erfordern, die »auf keine andere Weise erreicht werden können als durch vorsätzliche Intensivierung der Arbeitslosigkeit«, durch eine Politik restriktiver Kreditbedingungen und höherer Zinsen. Es erschien ihm abwegig, in einer Zeit die Kreditzügel anzuziehen, in der es schon mehr als eine Million Arbeitslose gab. »Der richtige Einsatzzweck teuren Geldes ist die Dämpfung eines beginnenden Booms. Wehe denen, deren Glaube sie dazu verleitet, mit teurem Geld eine Depression zu verschlimmern!«
    Obwohl Keynes der Versuchung nicht widerstehen konnte, eine boshafte Anspielung auf Churchill zu machen – »weil er keine instinktive Urteilskraft hat, die ihn von Fehlern abhalten würde … [und] weil er mangels dieses instinktiven Urteils durch das Geschrei des konventionellen Finanzwesens taub wurde« – war die Broschüre eher ein Angriff auf die Bank of England und das Finanzministerium.
    Wenigstens scheint Churchill sie so verstanden zu haben. 1927 lud er Keynes ein, Mitglied von The Other Club zu werden, einer privaten und höchst exklusiven Dinnergesellschaft, die er zusammen mit Birkenhead 1911 gegründet hatte. Ihre Mitglieder, deren Zahl auf 50 beschränkt war, mussten »schätzenswert und unterhaltsam« sein. Es gab zwölf Regeln, die am

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