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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Beginn jedes Treffens laut vorgelesen wurden. Diese Treffen wurden während der Parlamentssession an jedem zweiten Donnerstag abgehalten. Churchill und Birkenhead entschieden, wer dazu eingeladen wurde, Mitglied zu werden. Regel 12 lautete: »Nichts in den Regeln und im Umgang des Clubs soll mit der Verbitterung und Mühsal der Parteipolitik zu tun haben.« Die Mitgliederliste las sich wie das Who’s Who der britischen Geschichte zwischen den Kriegen und beinhaltete alle Freunde Churchills – Birkenhead, Beaverbrook und Bracken – aber auch so verschiedene Persönlichkeiten wie Lord Jellicoe, H. G. Wells, Arnold Bennett, P. G. Wodehouse und Edwin Lutyens.
    Im Spätsommer begann der Anstieg des Wechselkurses in den Exportbranchen wie Kohle, Stahl und Schiffbau seinen Tribut zu fordern. Besonders hart getroffen wurde die schwächste von ihnen: Kohle. Ein großer Teil der Branche war vom Bankrott bedroht, nachdem die Produktion im Ruhrgebiet wieder aufgenommen worden war und wegen des Preisdrucks, der vom höheren Wechselkurs ausging. Die Bergwerksbesitzer verlangten von den Arbeitern Lohnkürzungen und längere Arbeitszeiten. In Die wirtschaftlichen Folgen Mr. Churchills hatte Keynes gegen die soziale Ungerechtigkeit einer Politik gewettert, die die Bergarbeiter dazu aufforderte »die Opfer der ökonomischen Gewalt« zu sein. Sie waren Repräsentanten »im Fleisch [der] fundamentalen Anpassungen, eingeleitet vom Finanzministerium und der Bank of England, um die Ungeduld der Vertreter der City zu beenden, die moderate Lücke zwischen 4,40 und 4,86 Dollar zu überbrücken.«
    Ein landesweiter Streik konnte nur abgewendet werden, indem die Regierung in letzter Minute zustimmte, der Kohleindustrie massive Subventionen in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar zu gewähren. Aber das konnte nur eine Überbrückungsmaßnahme sein. 1926 führten Versuche, die Kosten zu senken, zu einem langen und erbitterten Streik in der Kohleindustrie, der sich im Mai 1926 zu einem zehntägigen landesweiten Generalstreik ausweitete. Dass dies nicht zu einer Kapitalflucht aus Großbritannien und zu einer Krise am Devisenmarkt führte, lag nur daran, dass die grundlegende Schwäche der internationalen Stellung Großbritanniens von ständigen Kapitalzuflüssen überdeckt wurde. Dieses Kapital profitierte von den hohen Zinsen am Londoner Markt und war auf der Flucht vor der eskalierenden Krise in Frankreich.
    Die Rückkehr zum Goldstandard erwies sich als kostspieliger Fehler. Da das von den hohen Zinsen angelockte Geld spekulativ und »heiß« war und keine Quelle dauerhafter Investitionen, war es eine ständige Bedrohung, die wie ein Damoklesschwert über der Währung hing. Für den Rest des Jahrzehnts mussten die Zinsen deutlich höher als in anderen Ländern gehalten werden, um einen Rückfluss des Kapitals zu verhindern. Da die Preise um etwa fünf Prozent jährlich sanken, war die Zinslast für Schuldner eine schwere Bürde. Gleichzeitig schleppte sich die britische Industrie in den folgenden Jahren unter Qualen dahin, weil sie auf den Weltmärkten durch hohe Preise benachteiligt war, während die Industrie anderswo auf der Welt boomte.
    Obwohl Churchill bis 1929 Finanzminister bleiben sollte, hatte er schon 1927 bemerkt, dass die Rückkehr zum Goldstandard auf Basis des Wechselkurses vor dem Krieg eine Fehlentscheidung gewesen war. Nun konnte er aber nicht mehr viel tun, außer sich privat über die üblen Auswirkungen des Goldstandards aufzuregen. In späteren Jahren sagte er, dies sei »der größte Fehler seines Lebens« gewesen. Er führte ihn auf die schlechten Ratschläge zurück, die er erhalten hatte. In einem unveröffentlichten Entwurf seiner Memoiren schrieb er, er sei »vom Präsidenten der Bank of England [und] von den Experten des Finanzministeriums« in die Irre geführt worden. »Ich hatte kein besonderes Verständnis des Währungsproblems und fiel daher in die Hände von Experten, was mir später, als es um militärische Angelegenheiten ging, nie mehr passierte.« Seine stärkste Gehässigkeit reservierte er für Norman. Der kleinste Auslöser genügte, und schon wetterte er gegen »diesen Menschenhäuter«, wie er den Präsidenten verächtlich nannte. Einer seiner Kollegen erinnerte sich, dass er während einer Kabinettssitzung 1928 »zur allgemeinen Überraschung in eine Schimpfkanonade über Norman und die Deflation ausbrach.«
    In seiner Rede vor dem Parlament während der Debatte um den Gesetzentwurf zum

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