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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Goldstandard hatte Churchill behauptet, dieser Schritt werde »Großbritannien an die Realität fesseln«. Und als Fessel erwies er sich tatsächlich, allerdings nicht so sehr an die Realität wie an eine überholte Denkweise und einen hoffnungslos obsoleten Mechanismus zur Kontrolle der internationalen Finanzen des Landes. Wie Keynes im Mai 1925 geschrieben hatte:
Die Partei des Goldstandards hatte einiges zu bieten, das nicht nur respektabel, sondern auch des Respekts wert war. Der Geisteszustand, in dem man sich gern an die alten Vorgehensweisen hält, ohne groß auf Vergnügen oder Schmerz zu achten … ist nicht zu verachten. Wie viele andere Orthodoxien steht er für das, was geistlos und intellektuell unfruchtbar ist; und da es die Vorurteile auf seiner Seite hat, kann es ungestraft Unsinn verbreiten.

Die schädlichste Konsequenz war, dass sich Großbritannien im vergeblichen Versuch, die Vorherrschaft der Bank of England und der Londoner City wiederherzustellen, endgültig an die USA gekettet hatte. Während Normans Besuch in New York im Januar 1925 hatte Strong ihn gewarnt: »In einem neuem Land wie dem unseren mit einer enthusiastischen, energischen und optimistischen Bevölkerung, wo die Wirtschaft manchmal stark stimuliert und die Kapitalrenditen viel höher waren als in anderen Ländern, kann es Zeiten geben, in denen spekulative Tendenzen die Federal-Reserve-Banken zwingen, die Kredite durch höhere Diskontsätze und möglicherweise ziemlich hohe Geldmarktzinsen einzuschränken. In solchen Zeiten würden inländische Erwägungen wahrscheinlich schwerer wiegen als die Sympathie für andere Länder.« Norman kann damals noch nicht geahnt haben, wie vorausschauend diese Worte waren und wie grausam sie eines Tages auf ihn zurückfallen würden.
    13. La Bataille – die Schlacht
    Frankreich: 1926
    Nur die Gefahr bringt die Franzosen zusammen.
Man kann einem Land, in dem es 265 verschiedene Käsesorten gibt,
nicht einfach Einheit verordnen.
    Charles de Gaulle
    Der April 1925 war vielleicht ein guter Monat für Präsident Norman und die Bank of England, aber zur gleichen Zeit wurden in Paris die Banque de France und ihr Präsident Georges Robineau in der Presse diffamiert und verspottet. Am Anfang des Monats hatte die französische Öffentlichkeit erfahren, dass die führenden Beamten in der französischen Zentralbank mit dem Finanzministerium konspiriert hatten, um die Bücher der Bank zu frisieren.
    Die Täuschung hatte schon im März 1924 begonnen. Die Regierung hatte Schwierigkeiten, neue Käufer für ihre kurzfristigen Schuldverschreibungen zu finden und war gezwungen, die Zentralbank um einen Vorschuss für die Tilgung der auslaufenden Anleihen zu bitten. Aber die Geldmenge, die die Bank herausgeben konnte, war gesetzlich beschränkt, und im von Streit geprägten Klima dieser Zeit wollte die Regierung die politische Peinlichkeit nicht riskieren, die Nationalversammlung um eine Erweiterung der Geldmenge zu bitten. Gehorsame Beamte in der Banque de France hatten eine Möglichkeit gefunden, zusätzliches Geld herauszubringen und dies mit einem Buchhaltungstrick zu vertuschen. Zunächst handelte es sich nur um eine technische, fast triviale Anpassung, die die Beteiligten sicherlich für eine vorübergehende und zu rechtfertigende Ausnahme hielten. Aber das Ausmaß dieser Operationen war immer stärker gewachsen, und im April 1925 beliefen sich die »gefälschten Bilanzen« – les faux bilans – auf etwa zwei Milliarden Francs, was fünf Prozent des Geldumlaufs entsprach.
    Die frisierten Konten wurden erstmals im Oktober 1924 vom stellvertretenden Präsidenten der Banque entdeckt, der sofort Präsident Robineau, den Finanzminister Étienne Clémentel und den Premierminister Édouard Herriot informierte. Obwohl der Präsident die Regierung dazu drängte, die Situation zu korrigieren und der Bank einen Teil der Schulden zurückzuzahlen, waren die Minister unentschlossen und taten sechs Monate lang nichts, weil sie hofften, bei den öffentlichen Finanzen werde es zu einer Trendwende kommen. Als die Nachricht von den gefälschten Bilanzen schließlich durchsickerte, musste sich die Regierung mit der Bitte an die Nationalversammlung wenden, die Obergrenze zu erhöhen. Obwohl die nationalistische Presse die strafrechtliche Verfolgung Präsident Robineaus forderte, konnte er seine Stellung behalten, weil er sich zumindest der auf die Fälschung folgenden Vertuschung widersetzt hatte. Aber die erniedrigte

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