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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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und ein Bankier »schüttelte die Faust« sogar gegen den Präsidenten selbst. Man beschloss dem Finanzminister vorzuschlagen, den Bankfeiertag um drei Tage zu verlängern. So wollte man Zeit gewinnen, damit die Panik abflauen konnte. Das Finanzministerium kündigte zudem an, alle Handelsschulden würden automatisch um einen Monat prolongiert. Derweil könnte die Bank of England eine Entscheidung treffen, wie die Handelsbanken zu retten wären, die von Insolvenz oder sogar von Bankrott bedroht waren. 2
    Normans Hauptsorge in diesen ersten Tagen war einfach, für das Überleben von Brown Shipley zu sorgen. Sonst hätte er keine Hoffnung gehabt, sein Kapital herausziehen zu können. Am Wochenende versammelten sich Hunderte amerikanischer Kunden der Firma, die gerade in Europa waren, vor den Büros in Pall Mall, um ihre Kreditbriefe einzulösen. Aber als sich der Staub zu verziehen begann, wurde klar, dass die Firma relativ unbeschadet davonkommen würde, weil ein so großer Teil ihres Geschäfts in den USA konzentriert war, die glücklicherweise neutral blieben. Als Verwaltungsratsmitglied der Bank of England musste Norman jedoch den größten Teil seiner Zeit deren Angelegenheiten widmen; vor allem dem Versuch, das Labyrinth der unbezahlten Handelsschulden zu entwirren.
    Seltsamerweise schienen die enormen Anspannungen in dieser Zeit und die hohe Arbeitsbelastung, die ihm kaum Zeit zum Grübeln ließ, seine mentalen Probleme zu lindern. An einen Freund in den USA schrieb er: »Ich habe Tag und Nacht gearbeitet und keinerlei Schmerz oder Pein verspürt. Es ist mir seit Jahren nicht besser gegangen.« Auf eine seltsame, aber sehr reale Weise musste der Krieg gut für ihn sein.
     

    Hjalmar Schacht
    3. Der junge Magier
    Deutschland: 1914
    Man weiß allgemein,
dass Bescheidenheit die Leiter des Ehrgeizes junger Menschen ist.
    William Shakespeare, Julius Caesar
    Während dieser Woche staunten die Menschen in ganz Europa, wie schnell sich die Ereignisse entwickelten. Die Krise schien aus dem Nichts gekommen zu sein. Und obwohl man auf dem halben Kontinent schon seit einem Jahrzehnt mit einem Krieg mehr oder weniger gerechnet hatte, hatten sich Ende Juni nur wenige vorstellen können, dass die Ermordung eines österreichischen Erzherzogs die Lawine auslösen würde.
    Die beständige Selbstzufriedenheit der meisten Deutschen im Juli 1914, selbst noch nach dem Attentat in Sarajewo, war größtenteils das Resultat einer wohl geplanten Kampagne ihrer eigenen Regierung, an der Oberfläche für Ruhe zu sorgen. Hinter den Kulissen wurde Österreich von den höchsten Kreisen in Berlin dazu angestachelt, den Mord als Vorwand zu verwenden, Serbien ein für alle Mal in die Schranken zu weisen. Derweil gaben sich die deutschen wie die österreichischen politischen Führer in der Öffentlichkeit die größte Mühe, ihre wahren Absichten gut zu verbergen. Alle legten größten Wert darauf, ihre Sommerferien wie üblich zu gestalten. Kaiser Franz Joseph blieb demonstrativ den ganzen Juli über in seinem Jagdschloss in Bad Ischl. Der deutsche Kaiser brach am 6. Juli an Bord seiner Yacht Hohenzollern zu seinem alljährlichen dreiwöchigen Urlaub in den norwegischen Fjorden auf. Kanzler Theobald von Bethmann-Hollweg kam Anfang Juli zu einigen dringenden Besprechungen nach Berlin, nahm dann aber schnell wieder seinen Urlaub auf seinem 3 000 Hektar großen Gut Hohenfinow auf, das etwa 45 Kilometer von der Hauptstadt entfernt lag. Derweil setzte General Helmuth von Moltke, der Chef des Generalstabs, in Karlsbad seine Wasserkur fort, und Staatssekretär Gottlieb von Jagow ging auf Hochzeitsreise.
    Zu denen, die von der Krise überrascht wurden, gehörte ein 36-jähriger Bankier in Berlin mit dem einzigartig ungewöhnlichen Namen Horace Greeley Hjalmar Schacht. Trotz der ausgeprägten Vertuschungsmanöver der Behörden begannen schon Anfang Juli Kriegsgerüchte in die höchsten Bankenkreise Deutschlands durchzusickern. Einer derjenigen, die die Situation von Anfang an besonders pessimistisch zu beurteilen schienen, war Max Warburg, Spross der prominenten Hamburger Bankiersfamilie, von dem man wusste, dass er dem kaiserlichen Hof besonders nahestand. Der notorisch indiskrete Kaiser selbst trug zum Klatsch in diesen Kreisen bei, indem er darauf bestand, dass sein Freund Albert Ballin, Chef der Hamburg-Amerika-Linie, im Voraus von einer allgemeinen Mobilmachung informiert werden sollte. Man sprach auch davon, dass sich der Kronprinz über die

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