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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Australien, hatten den Goldstandard verlassen und ließen es zu, dass ihre Währungen abgewertet wurden. In den Industrienationen waren die Großhandelspreise um 15 Prozent und die Verbraucherpreise um sieben Prozent gesunken.
    Trotz all dieser schlechten Nachrichten war Keynes ungewöhnlich zuversichtlich. »Wir sind in ein kolossales Durcheinander geraten, weil wir die Kontrolle über eine komplizierte Maschine verloren haben, deren Funktionsweise wir nicht verstehen«, schrieb er. Er verglich die Wirtschaft mit einem liegen gebliebenen Auto und meinte, es handle sich einfach um »Probleme mit dem Magnetzünder« (ein Magnetzünder war ein Gerät, das damals allgemein dafür verwendet wurde, einen elektrischen Funken im Zündsystem eines Autos zu erzeugen). Diese Probleme könnten durch »entschlossene Handlungen« der Zentralbanken, um »den Motor wieder zu starten«, leicht gelöst werden.
    In der Tat gab es gute Gründe für Optimismus. Der Abschwung, der die USA 1930 nach dem Crash am Aktienmarkt getroffen hatte, war in der Tat erheblich gewesen, aber einen starken Rückgang der Preise und der Produktion hatte die amerikanische Wirtschaft auch 1921 schon erlitten und sich wieder davon erholt. Bisher gab es noch keine bedeutende Finanzkatastrophe oder einen Bankrott.
    Keynes erkannte, dass es für die einzelnen Zentralbanken schwierig war, allein zu handeln. Um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, benötigte eine Zentralbank genug Gold, das unter dem Goldstandard das entscheidende Rohmaterial der Kreditschaffung war. Das internationale Währungssystem funktionierte nun aber auf eine recht perverse Art und Weise. Wegen der Furcht der Anleger strömte das Kapital auf der Suche nach Sicherheit in Länder, die wie die USA und Frankreich bereits große Goldreserven besaßen, und heraus aus den Ländern mit nur geringen Reserven wie Deutschland und Großbritannien.
    Ebenso wie in den 1920er-Jahren waren die USA ein bedeutender Hafen für die Goldströme. Wesentlich schädlicher als die Auswirkungen des protektionistischen Smoot-Hawlwy Acts war der Zusammenbruch des Kapitalflusses. Nach einer kurzen Wiederbelebung Anfang 1930 vertrockneten die amerikanischen Investitionen in Europa zu einem Rinnsal. Die amerikanischen Bankiers wurden risikoscheu und vorsichtig; sie zogen sich zurück und behaupteten, es sei schwierig, kreditwürdige Schuldner zu finden. Da das amerikanische Kapital im Inland blieb und die Nachfrage aus den USA nach europäischen Waren schrumpfte – ein Ergebnis der schwächeren amerikanischen Wirtschaft und der höheren Importzölle, die im Juni 1930 durch den Smoot-Hawley Act eingeführt wurden –, konnte Europa nur mit Gold seine Importe bezahlen und seine Schulden bedienen. 1930 kam Gold im Gesamtwert von 300 Millionen Dollar über den Atlantik und verschwand in den Tresoren des Federal Reserve Systems. 46
    Noch weit schädlicher für die internationale Stabilität war allerdings der Goldfluss nach Frankreich, dem einzigen Land in Europa, das gegen den weltweiten wirtschaftlichen Sturm in gewisser Hinsicht immun geblieben war. Émiles Moreaus Strategie, den Wechselkurs des Franc recht niedrig zu halten, führte dazu, dass französische Güter preislich weiterhin attraktiv blieben. Folglich schlug sich die Wirtschaft 1929 und 1930 sehr gut, und Kapital floss auf der Suche nach Sicherheit nach Frankreich: 1930 waren es insgesamt 500 Millionen Dollar in Gold. Es war eine verblüffende Ironie der damaligen Zeit, dass Frankreich, das bei den Bankiers in den Jahren nach dem Krieg als unverantwortlich und suspekt gegolten hatte, nun zum sicheren Finanzhafen der Welt geworden war. Ende 1930 hatte die Banque de France zusätzlich zu ihren Sterling- und Dollar-Reserven im Volumen von einer Milliarde Dollar einen Berg an Goldreserven im Gegenwert von zwei Milliarden Dollar angesammelt – dreimal so viel wie die Bank of England. Französische offizielle Meinungsführer, die nur ein paar Jahre früher rasch bei der Hand gewesen waren, die Schuld an ihren Problemen auf internationale Währungs-»Spekulanten« zu schieben, begannen nun die überlegene Weisheit eben dieser »Investoren« zu preisen, die dem Wirtschaftsmanagement ihr Vertrauen demonstriert hatten.
    Überall sonst in der Weltwirtschaft schränkten Verbraucher und Unternehmer sich ein und kürzten ihre Budgets, aber in Frankreich war Geld weiterhin leicht zugänglich und die Leute fuhren fort, es auszugeben. Französische Kommentatoren nannten

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