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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Dollar vom Gold zu trennen, erschütterte die Finanzwelt. Die meisten Menschen konnten nicht verstehen, warum das Land mit den größten Goldreserven der Welt seine Währung abwerten musste. Das schien völlig widersinnig zu sein. Empörte Bankiers beklagten den Verlust des einzigen Ankers, der die Regierungen zur Ehrlichkeit zwang. Bernard Baruch, der bekannte Finanzier, ging allerdings etwas zu weit, als er meinte, man könne diese Entscheidung »nur als Herrschaft des Pöbels verteidigen. Das Land weiß es vielleicht noch nicht, aber ich glaube, wir werden vielleicht feststellen, dass wir uns inmitten einer Revolution befinden, die drastischere Auswirkungen haben wird als die Französische Revolution.«
    Aber in den Tagen nach Roosevelts Entscheidung, als der Dollar gegenüber dem Gold an Wert verlor, stieg der Aktienmarkt um 15 Prozent. Die Finanzmärkte sprachen der Maßnahme in überwältigender Weise das Vertrauen aus. Sogar die Bankiers von Morgan, die historisch zu den hartnäckigsten Verfechtern des Goldstandards gehört hatten, konnten ihre Befriedigung nicht verbergen. »Ihre Maßnahme, den Dollar vom Gold zu trennen, hat das Land vor dem vollständigen Zusammenbruch gerettet«, schrieb Russell Leffingwell an den Präsidenten.
    Die Trennung des Dollars vom Gold war der zweite Abschnitt der dramatischen Veränderung des wirtschaftlichen Klimas in diesem Frühling, die mit dem Bankenrettungsplan begonnen hatte. Harrison musste wegen der Drohung aktiv werden, die Regierung könnte ungesicherte Banknoten herausgeben und pumpte in den folgenden sechs Monaten etwa 400 Millionen Dollar ins Bankensystem. Die Kombination aus dem erneuerten Vertrauen in die Banken, der wieder aktiver gewordenen Fed und einer Regierung, die eine Preiserhöhung zu beabsichtigen schien, brach die Psychologie der Deflation, was sich bei fast jedem konjunkturellen Indikator bemerkbar machte. In den folgenden drei Monaten stiegen die Großhandelspreise um 45 Prozent und die Aktienkurse verdoppelten sich. Da die Preise stiegen, sanken die realen Kreditkosten. Die Auftragseingänge für schwere Maschinen stiegen um 100 Prozent, die Autoverkäufe verdoppelten sich und die gesamte Industrieproduktion schoss um 50 Prozent nach oben.
    Wenn die Entscheidung, den Dollar vom Gold zu trennen, in der amerikanischen Bankengemeinde für eine Spaltung sorgte, dann vereinte sie die europäischen Bankiers – was Will Rogers zu der Äußerung veranlasste, man sollte am besten immer genau das tun, wogegen sich England und Frankreich wehrten.
    Nachdem das Pfund auf so erniedrigende Art und Weise aus dem Goldstandard herausgeflogen war, schien Montagu Norman die Orientierung zu verlieren. Er sah zwar die vertrauten Wegweiser und Richtlinien auf seinem Weg, aber die Sicherheit von früher war verschwunden. Im Oktober 1932 gestand er in seiner alljährlichen Rede im Mansion House: »Die Schwierigkeiten sind so groß, die Kräfte so grenzenlos und es gibt keine Orientierung an vergleichbaren Ereignissen. Ich muss das ganze Thema unwissend angehen. … Es ist zu groß für mich – ich gebe zu, dass ich derzeit nicht weiß, welcher Weg der richtige ist.«
    Obwohl die Presse immer noch seltsam fasziniert von ihm war, hatte sich der Ton der Berichterstattung verändert – es schwang ein wenig Spott mit. Als er im August 1932 in die USA kam, beschrieb ihn das Magazin Time als »gut aussehenden, fuchsbärtigen Mann mit einem schwarzen Schlapphut und der mysteriösen Aura des Verschwörers in einer italienischen Oper.« Die New York Times tadelte ihn wegen seiner »Neigung zu geheimnisvollem Kommen und Gehen, seiner Annahme des Decknamens Professor Clarence Skinner, um etwas zu verbergen, das sich als einfacher Urlaub herausstellte« und »seiner Affektiertheit in der Rolle eines geheimnisvollen, international bekannten Mannes.«
    Als er im folgenden Jahr bei einer USA-Reise auf sein Pseudonym verzichtete, machte sich die New York Post darüber lustig:
Weisen wir den Lümmel aus:
Mit Montagu Norman, dem Präsidenten der Bank of England, haben wir ein Hühnchen zu rupfen. In etlichen Sommern hat er die Gastfreundschaft der Amerikaner genossen, und seine Besuche lieferten den Zeitungen Stoff in Zeiten, wenn sonst nichts los war. Nicht weil sich die amerikanische Öffentlichkeit für die Bank of England interessiert, sondern weil Mr. Norman die schlaue Idee hatte, inkognito als Professor Skinner zu reisen.
Mr. Norman, der Präsident der Bank of England, ist uns schon

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