Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)
begann noch im selben Jahr. Die USA folgten im März 1933, und dieser Zeitpunkt stellte sich später als Tiefpunkt der Depression heraus. Frankreich behielt die Bindung an das Gold am längsten bei. 1935 wurde Clément Moret als Präsident der Banque de France entlassen, weil er sich Maßnahmen der Regierung widersetzte, die Goldreserven zur Kreditausweitung zu verwenden. Erst im folgenden Jahr gab schließlich Frankreich den Goldstandard auf, und daher kam es als letztes der bedeutenden Länder aus der Depression heraus.
Die Ausnahme von diesem Muster war Deutschland. Nach der Krise des Sommers 1933 wurden die Reparationszahlungen eingestellt und Devisenkontrollen eingeführt. Aber das Land gab den Goldstandard niemals offiziell auf. Noch immer besessen von einer archaischen Inflationsangst, eine Folge von 1923, und obwohl es keine Goldreserven besaß, entschied sich Deutschland so zu handeln, als bestehe die Bindung an das Gold weiterhin. So nagelte man sich an einer Art Schattenstandard fest und verzichtete dadurch auf die Vorteile einer billigen Währung.
Schacht mit Adolf Hitler
Abbildung 8 : Industrieproduktion: 1925 bis 1936 (1929 = 100)
In jedem Land begann die Erholung erst nach dem Abschied vom Goldstandard.
Als Großbritannien im September das Pfund abwertete, brach der deutsche Außenhandel völlig zusammen.
Die fortgesetzte wirtschaftliche Talfahrt 1932 löste sogar noch weitere politische Unruhen aus. Im Mai 1932 wurde Brüning durch Intrigen der Rechten aus dem Amt gedrängt. Im folgenden Monat erkannten Frankreich und Großbritannien endlich, dass es in der aktuellen Situation unmöglich war, irgendwelches Geld aus Deutschland herauszuquetschen und verzichteten formell auf sämtliche Reparationen. In den 14 Jahren seit ihrer Auferlegung hatten die Alliierten, die 32 Milliarden Dollar verlangt und sich dann auf zwölf Milliarden Dollar geeinigt hatten, von ihrem alten Feind insgesamt vier Milliarden Dollar erhalten.
Brüning wurde durch Franz von Papen ersetzt, einen ehemaligen Kavallerieoffizier aus verarmtem Adel, der in eine reiche Familie eingeheiratet hatte und der nichts konnte, außer gut reiten. Im August rief er Neuwahlen aus, bei denen die Nazis 230 Sitze im Reichstag gewannen. Damit hatten sie die Zahl ihrer Abgeordneten mehr als verdoppelt und waren zur stärksten Partei im Parlament geworden. Aber Präsident von Hindenburg war noch nicht dazu bereit, den »böhmischen Gefreiten«, wie er Hitler nannte, zum Kanzler zu machen.
1931 wurde Hjalmar Schacht von der amerikanischen Journalistin Dorothy Thompson interviewt. Sie fragte: »Wenn Hitler an die Macht kommt, können die Nazis das Land finanziell und wirtschaftlich nicht führen. Wer wird das übernehmen?« »Ich werde das tun«, antwortete Schacht. »Die Nazis können nicht regieren, aber ich kann es und ich werde durch sie regieren.« Schon damals war ihm klar, dass Hitlers Ernennung zum Reichskanzler nur noch eine Frage der Zeit war.
Später behauptete Schacht, er habe sich niemals erlaubt, zu sehr unter Hitlers Einfluss zu geraten, und weil Hitler ihn brauchte, habe er sich ein gewisses Maß an Unabhängigkeit bewahren können. Aus dem kriecherischen Brief, den er nach den Wahlen vom August an Hitler schrieb, wird dies nicht ersichtlich. Er gratulierte ihm zum Sieg und bedauerte, dass Hitler nicht schon Kanzler war. »Ihre Bewegung wird in Ihrem Inneren von einer so starken Wahrheit und Notwendigkeit getragen, dass Ihnen der Sieg in der einen oder anderen Form nicht lange verwehrt bleiben wird. Während des Aufstiegs Ihrer Bewegung haben Sie sich nicht von falschen Göttern vom Weg abbringen lassen. … Wenn Sie der Mann bleiben, der Sie sind, wird Ihnen der Sieg nicht lange vorenthalten.« Der Hauptzweck des Briefs war aber, Hitler zu drängen, sich nicht in ökonomische Ideologien verstricken zu lassen. Schacht wusste: Wenn er die Wirtschaftspolitik der Nazis leiten wollte, dann musste er einigen der antikapitalistischen Slogans des linken Parteiflügels entgegenwirken. Zu diesem Zeitpunkt dachte er noch, die virulenten antisemitischen Ausbrüche beschränkten sich auf einige verrückte Radikale in der Partei. Er schloss seinen Brief ab, indem er Hitler »mit einem kräftigen Heil« grüßte.
In den folgenden Monaten, als die Nazis eine Reichsregierung nach der anderen scheitern ließen, wurde Schacht zu einem prominenten Unterstützer der Bewegung und zu einem der wichtigsten Spendensammler für die Partei.
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