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Die Herren des Krieges

Die Herren des Krieges

Titel: Die Herren des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Klein
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Mühe gemacht, Sie hierherzubringen«, meinte Touray. »Vielleicht einer von denen. Das paßt doch alles sehr gut zu meiner dritten Theorie, nicht wahr?«
    Dann fügte er hinzu: »Von diesen … eh … Pegasonen habe ich zum ersten Mal gehört. Ich hatte mir schon gedacht, daß es Möglichkeiten geben muß, von einem Jahrhundert ins andere zu springen.«
    »Und was ist mit Ihnen?« fragte Corson.
    Der Schwarze lehnte sich über den Rand der Gondel und spuckte ins Meer. »Ich kann mich nicht mehr gut erinnern. Ich bin schon seit vier, fünf oder zehn Durchgängen hier. Ich war gerade dabei, alles niederzuschießen, was ich von meiner alten Mühle aus sehen konnte, als ich plötzlich einen Stoß fühlte und das Bewußtsein verlor. Und dann war ich hier. Ich saß immer noch im Hubschrauber und überflog die gleiche Gegend. Ich merkte keinen Unterschied, bis ich zum Stützpunkt zurückkam und landete. Dort kannte ich niemanden. Ich erzählte das, und man brachte mich zum Stabsarzt. Dieser redete etwas von einem Schock und gab mir eine Spritze. Dann flog ich wieder Einsätze. Nach einer Weile gab ich es auf, nachzudenken, und beschloß, einfach so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre.«
    »Etwas interessiert mich wahnsinnig«, meinte Corson. »Es muß doch sehr viele Verluste geben in diesen Kriegen. Warum hören sie nicht auf, wenn es keine Truppen mehr gibt? Bekommen die Befehlshaber ständig Nachschub aus allen Zeiten und Räumen?«
    Touray schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen schon gesagt, daß es Durchgänge gibt. Die Toten kommen zurück.«
    »Macht sie jemand wieder lebendig?«
    »Nein. Wenn ein Durchgang bevorsteht, wird der Himmel dunkel. Alles wird starr, die Zeit vergeht immer langsamer. Alle Lichter gehen langsam aus. Man hat das Gefühl, als ob man zu Stein wird. Für ein bis zwei Sekunden befindet man sich in einer schrecklichen Stille. Dann wird alles wieder normal. Manchmal ist man noch dort, wo man vor dem Durchgang war, aber das ist nicht die Regel. Gewöhnlich befindet man sich in einer anderen Armee und macht etwas anderes. Man kann sich nicht mehr klar erinnern, was vor dem Durchgang war. Es ist, als ob jemand eine neue Geschichte zu erzählen beginnt. So kommen die Toten zurück und spielen neue Rollen. Sie können sich nie erinnern, getötet worden zu sein. Sie glauben immer, der Durchgang habe einige Sekunden vor ihrem Tod eingesetzt. So sind vielleicht die Durchgänge rein persönliche Ereignisse. Aber ich glaube das nicht. Ich bin sicher, daß die Leute, die über diese Welt herrschen, wissen, wie man durch die Zeit reist, und einfach die Leute einsammeln, die gerade sterben müssen. Daran ist nichts Übernatürliches.«
    »Nein. Natürlich nicht«, sagte Corson.
    Sein Bart begann zu wachsen. Während er an den Stoppeln zog, dachte er daran, wie erstaunlich es war, daß dieser einfache Soldat aus einer fernen Zeit über Zeitsprünge Bescheid wußte.
    Er wollte gerade um mehr Information über die Durchgänge bitten, als eine ungeheure Explosion sein Trommelfell fast bersten ließ.
    Wie an unsichtbaren Fäden wurde der Ballon hin und hergerissen. Die Explosion dauerte an. Sie wurde lauter, begleitet von einem dumpfen Dröhnen. Das Meer riß auf. Touray versuchte verzweifelt, etwas zu rufen, aber es war vergeblich. Antonella hielt sich die Ohren zu. Corson sah Tränen in ihren Augen.
    Ein Windstoß faßte den Ballon. Er stieg einige hundert Meter empor. Die Gondel schwankte fürchterlich. Corson hielt Antonella fest und wickelte sich die Hängeseile um die Hände. Die Gondel krachte. Der Wind war nun so stark, daß eine Seite des Ballons flachgedrückt wurde.
    Touray nahm ein Tau und band sich fest. Dann beugte er sich herüber, und es gelang ihm, ein Tauende Corson zu geben, der erst Antonella und dann sich ebenfalls festband.
    Corson übertönte den Sturm: »Ist das der Anfang eines Durchgangs?«
    Touray schüttelte den Kopf. Aschfahl rief er zurück: »So etwas habe ich noch nie erlebt!«
    Die Böen ließen nach, aber der Wind wehte weiter. Corson hörte Antonella keuchen. Er selbst atmete schneller und tiefer als gewöhnlich. Die Luft war noch dünner geworden.
    Er gab Touray ein Zeichen, indem er erst auf den Ballon und dann auf das Meer deutete. Der Schwarze verstand und drehte an den Ventilen. Sofort sank der Ballon einige hundert Meter, aber die Luft wurde nicht dichter. Unter ihnen schäumten die Wellen und warfen Schiffswracks wie Spielzeuge durcheinander. Eine riesige Öllache

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