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Die Herren des Krieges

Die Herren des Krieges

Titel: Die Herren des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Klein
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gelernt.«
    »Was ist denn Ihre Muttersprache?«
    »Es war eine Sprache, die man Französisch nannte.«
    »Ich verstehe«, sagte Corson, aber in Wahrheit verstand er nichts. Das Wort sagte ihm nichts.
    Seine Gedanken kreisten um ungelöste Rätsel. Aber er mußte auf die Antworten noch warten. Bisher war der Ballon an der Küste entlanggetrieben, nun steuerte er aber aufs offene Meer hinaus, auf dieses Meer, das sich bis in die Unendlichkeit auszudehnen schien.

 
18.
     
    Sie glitten über eine Flotte von Galeeren hinweg, die versuchten, sich gegenseitig zu rammen. Eine Flaute hinderte sie in ihrem Vorhaben, und sie versuchten, durch den Gebrauch von Rudern ihr Ziel zu erreichen. Etwas weiter sahen sie einige wabenähnliche Strukturen, die von spinnenartigen Wesen angegriffen wurden. Es waren also nicht nur Menschen auf Aergistal. Ein oder zweimal sahen sie dunkle Schatten unter Wasser. Der Ballon entfernte sich immer weiter von der Küste, aber sie blieb noch in Sichtweite.
    »Nun, es ist nicht besonders angenehm, zu verhungern, nicht wahr?« meinte Touray und öffnete einen Korb.
    Mechanisch griff Corson an die Schulter, um die Schnur seines Beutels zu lösen, der die Militärverpflegung enthielt, aber der Beutel war weg. Er mußte ihn im Kampf mit dem Rekrutenanwerber verloren haben.
    »Hier habe ich einige Würste, Brot und Rotwein«, sagte der Neger.
    Aus seinen weiten Hosen zog er ein großes Taschenmesser und begann, das Brot in Stücke zu schneiden. Dann öffnete er die Weinflasche und reichte sie Antonella. Corson sah ihm fasziniert zu.
    »Haben Sie so etwas noch nie gesehen?« fragte Touray, als er sein Erstaunen bemerkte. »Ich wette, zu Ihrer Zeit hat man nur noch von Pillen gelebt! Aber diese Nahrung ist nicht schlecht.«
    Corson fand den Wein angenehm und erwärmend. Er biß in ein Stück Brot und entschloß sich, nun einige Fragen zu stellen. Er hatte einen Mann vor sich, der diese verdammte Welt gut kannte.
    »Was mich überrascht«, begann er vorsichtig, »ist die Tatsache, daß der Himmel völlig leer ist. Man hätte erwarten können, daß auch Luftkämpfe auf Aergistal stattfinden.«
    »Es gibt besondere Bestimmungen«, meinte Touray. »Ich nehme es jedenfalls an. In diesem Sektor von Aergistal gibt es weder Flugzeuge, noch Raketen oder Hubschrauber. Das bedeutet aber nicht, daß nicht doch irgendwo Luftkämpfe ausgetragen würden.«
    »Bestimmungen«, wiederholte Corson nachdenklich.
    »Sie müssen doch sofort bemerkt haben, daß niemand hier Nuklearwaffen benutzt, nicht wahr?« fuhr Touray fort. »Ich kann mir vorstellen, daß Sie das verwirrt, aber auf der anderen Seite der Berge gehen manchmal Atompilze hoch.«
    Corson erinnerte sich an die Feuersäulen und Rauchpilze, die er jenseits der Berge gesehen hatte, und nickte.
    »Und wer sorgt dafür, daß die Bestimmungen eingehalten werden?«
    »Wenn ich das nur wüßte. Ich würde sofort eine höfliche Bitte an ihn richten, mich hier ’rauszulassen! Vielleicht ist es ein Gott – oder ein Teufel!«
    »Glauben Sie wirklich, wir könnten in der Hölle sein?«
    Corson benutzte dieses Wort häufig, aber es bedeutete nichts Besonderes für ihn persönlich. In einer Zeit, in der nüchterne Berechnung vorherrschte, gab es nur noch fast vergessene Legenden. Hölle bedeutete nur noch einen Ort, der besonders unangenehm war.
    Touray nahm das Thema wieder auf. »Ich habe oft darüber nachgegrübelt«, gab er zu, »aber dieser Ort scheint mir eine sehr materielle Hölle zu sein, falls es überhaupt eine ist. Ich konnte während meiner Fahrten mit diesem Ballon einen genaueren Blick auf den Himmel werfen. Ich bin überzeugt, daß sich zehn oder zwölf Kilometer über uns eine feste Decke befindet. Dieser Ort schaut auch nicht so aus wie ein natürlicher Planet. Es gibt keinen Horizont, die Oberfläche ist völlig eben … Wenn der Planet so groß wäre, daß man einen solchen Eindruck haben könnte, wären wir schon längst durch die Schwerkraft plattgedrückt.«
    Corson war überrascht über die guten Kenntnisse des Mannes.
    »Ich glaube nicht, daß wir überhaupt noch in unserem Kosmos sind«, sagte Antonella. »Meine Gabe versagt, ich kann nichts mehr voraussehen. Hier ist es, als wäre ich blind.«
    »Von welcher Gabe redet sie?« fragte Touray.
    »Antonellas Volk hat die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen. Sie können Dinge sehen, bevor sie geschehen, gewöhnlich ein paar Minuten vorher.«
    »Ich verstehe. Das ist, als ob man ein Periskop hat, mit dem

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