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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Stellvertreterhochzeit. So etwas erlaubt das Gesetz.»
    «Das stimmt», sagte Beocca.
    «Und wo ist sie jetzt?»
    «Auf dem Weg nach Norden», Wulfhere wedelte mit seinem Hornlöffel. «Sie sind alle mitgezogen. Ihr Bruder |318| bringt sie nach Bebbanburg. Abt Eadred ist bei ihnen, und er hat natürlich auch den Leichnam des Heiligen Cuthbert mitgenommen.
     Und dieser grässliche Hrothweard ist auch dabei. Ich kann Hrothweard nicht ausstehen. Er war der Dummkopf, der Guthred davon
     überzeugt hat, den Dänen den Zehnten aufzuzwingen. Ich habe Guthred erklärt, was das für eine Torheit ist, aber Hrothweard
     behauptete, seine Anweisungen von Sankt Cuthbert selbst zu erhalten, also hatte nichts, was ich sagte, die geringste Wirkung.
     Und jetzt ziehen die Dänen vermutlich ihre Kräfte zusammen, und es wird Krieg geben.»
    «Krieg?», fragte ich. «Hat Guthred der dänischen Seite den Krieg erklärt?» Das klang unwahrscheinlich.
    «Natürlich nicht! Aber sie müssen ihn aufhalten.» Wulfhere wischte sich den Bart am Ärmel seines Gewandes ab.
    «Wobei aufhalten?», fragte Ragnar.
    «Bebbanburg zu erreichen, natürlich, was denn sonst? Der Tag, an dem Guthred seine Schwester und Sankt Cuthbert in Bebbanburg
     abliefert, ist der Tag, an dem ihm Ælfric zweihundert Speerkämpfer gibt. Aber das lassen die Dänen nicht mit sich machen!
     Sie haben Guthred mehr oder weniger hingenommen, aber nur, weil er zu schwach ist, um ihnen Befehle zu erteilen, aber wenn
     er ein paar hundert der besten Speerkämpfer von Ælfric bekommt, werden ihn die Dänen wie eine Laus zerquetschen. Ich bin überzeugt
     davon, dass Ivarr schon seine Streitmacht aufstellt, um diesem Unsinn ein Ende zu machen.»
    «Sie haben den gesegneten Sankt Cuthbert bei sich?», fragte Beocca.
    Der Erzbischof musterte Beocca mit gerunzelter Stirn. «Ihr seid ein merkwürdiger Gesandter», sagte er.
    «Merkwürdig, Herr?»
    «Ihr könnt nicht einmal geradeaus schauen, oder? Alfred |319| muss wirklich knapp an Männern sein, wenn er so einen hässlichen Gesellen wie Euch hierherschickt. In Bebbanburg gab es auch
     mal einen schielenden Priester. Das ist schon Jahre her, da lebte der alte Herr Uhtred noch.»
    «Das war ich», sagte Beocca lebhaft.
    «Seid kein Narr, das wart natürlich nicht Ihr. Der, den ich meine, war jung und rothaarig. Nehmt alle Stühle mit, ihr hirnlosen
     Tölpel!», er hatte sich zu einem seiner Diener umgewandt. «Alle sechs. Und du, bring mir mehr Brot.» Wulfhere wollte verschwinden,
     bevor der Krieg zwischen Guthred und den Dänen ausbrach, und in seinem Hof drängten sich Wagen, Ochsen und Packpferde, denn
     er ließ auch seinen Kirchenschatz aufladen, um ihn an einen sicheren Ort zu bringen. «König Guthred hat Sankt Cuthbert mitgenommen»,
     sagte der Erzbischof, «weil das Ælfrics Preis war. Er will den Leichnam genauso wie den fruchtbaren Schoß. Ich hoffe nur,
     er weiß noch, welchen von den beiden man vögelt.»
    Mein Onkel, das wurde mir nun klar, strebte nach größerer Macht. Guthred war schwach, aber er besaß mit dem Leichnam Sankt
     Cuthberts einen wertvollen Schatz, und wenn Ælfric diesen Schatz an sich bringen könnte, würde er zum Beschützer aller northumbrischen
     Christen werden. Zusätzlich würde er durch die Pilgerpfennige ein kleines Vermögen machen. «Was er vorhat», sagte ich, «ist,
     Bernicia wieder aufzubauen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er sich König nennt.»
    Wulfheres Blick schien zu sagen, dass ich offenbar kein völliger Narr war. «Ihr habt recht», meinte er, «und diese zweihundert
     Speerkämpfer werden vielleicht einen Monat bei Guthred bleiben, länger nicht. Dann kehren sie wieder nach Hause zurück, und
     die Dänen rösten Guthred auf |320| dem offenen Feuer. Ich habe ihn gewarnt! Ich habe ihm erklärt, dass ein toter Heiliger viel mehr wert ist als zweihundert
     Speerkämpfer, aber er ist in einer verzweifelten Lage. Und wenn Ihr ihn sprechen wollt, dann reitet Ihr am besten nach Norden.»
     Wulfhere hatte uns empfangen, weil wir Alfreds Gesandte waren, aber er hatte uns weder etwas zu essen noch Unterkunft angeboten
     und wollte uns eindeutig, so schnell es die Höflichkeit gestattete, wieder los sein. «Geht nach Norden», wiederholte er, «wenn
     Ihr Glück habt, lebt der Dummkopf vielleicht noch.»
    Danach kehrten wir zu dem Gasthaus zurück, in dem Steapa und Brida auf uns warteten, und ich verfluchte die drei Spinnerinnen,
     die mich so nah an mein Glück hatten

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