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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Leute losgeschickt, die verhindern sollen, dass Ihr Bebbanburg
     erreicht. Sie wollen Euch zum Flüchtling machen. Sie werden Eure Festung einnehmen, Euren Palas besetzen, Eure sächsischen
     Unterstützer niederwerfen, und wenn Ihr Euch nirgends mehr verstecken könnt, dann werden sie Euch gefangen nehmen und Euch
     töten.»
    «Also?», fragte Guthred mit klagender Stimme. «Was sollen wir tun?»
    «Wir ziehen uns natürlich zurück, auf eine Festung. An einen sicheren Ort.»
    «Wo?»
    «Dunholm», sagte ich, «wo sonst?»
    Er starrte mich einfach nur an. Niemand sagte ein Wort. Sogar die Kirchenleute, die noch vor einem Moment meinen Tod gefordert
     hatten, waren verstummt. Und ich dachte an Alfred und wie er in diesem grässlichen Winter, in dem ganz Wessex dem Untergang
     geweiht schien, nicht das Überleben im Sinn gehabt hatte, sondern nur den Sieg.
    «Wenn wir in der Dämmerung aufbrechen», sagte ich, |372| «und schnell sind, können wir Dunholm in zwei Tagen einnehmen.»
    «Das könnt Ihr?», fragte Guthred.
    «Nein, Herr», sagte ich, «wir können es.» Wie es uns jedoch gelingen sollte, davon hatte ich nicht die geringste Vorstellung.
     Ich wusste nur, dass wir wenige waren und der Feind zahlreich und dass Guthred bis jetzt eine Maus in den Fängen einer Katze
     gewesen war und es Zeit für ihn wurde, sich zu wehren. Und nachdem Kjartan so viele Männer zur Bewachung der Zugangswege nach
     Bebbanburg geschickt hatte, war Dunholm so schwach wie nie zuvor.
    «Wir können es», sagte Ragnar, der neben mich getreten war.
    «Dann tun wir es», sagte Guthred, und so wurde es entschieden.
    Den Priestern gefiel es nicht, dass ich unbestraft bleiben sollte, und noch weniger gefiel es ihnen, dass Guthred ihre Einwände
     beiseitewischte und mich stattdessen bat, mit ihm in das kleine Haus zu kommen, in dem er übernachtete. Auch Gisela kam mit,
     setzte sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf den Boden und betrachtete uns beide. In dem Raum brannte ein kleines Feuer.
     Es war ein kalter Nachmittag, man spürte schon den herannahenden Winter.
    Nun, da wir nur noch zu dritt waren, wand sich Guthred vor Verlegenheit. Sein Lächeln gelang nur halb. «Es tut mir leid»,
     sagte er unsicher.
    «Ihr seid ein Hurensohn», sagte ich.
    «Uhtred», fing er an und verstummte wieder.
    «Ihr seid ein Stück Wieseldreck», sagte ich, «ein Earsling.»
    «Ich bin ein König», sagte er in einem Versuch, seine Würde wiederzugewinnen.
    |373| «Dann seid Ihr eben ein königliches Stück Wieseldreck. Ein Earsling auf dem Thron.»
    «Ich», fing er wieder an, und erneut fiel ihm nichts weiter ein, also setzte er sich auf den einzigen Stuhl im Raum und zuckte
     einfach nur die Schultern.
    «Aber Ihr habt das Richtige getan», sagte ich.
    «Habe ich das?» Seine Miene erhellte sich.
    «Nur ist Euer Plan nicht gelungen, oder? Ihr hattet vor, mich zu opfern, um Ælfrics Streitmacht auf Eure Seite zu bekommen.
     Ihr hattet vor, Kjartan wie eine Laus zu zerquetschen, aber er ist immer noch da, und Ælfric nennt sich inzwischen Herr von
     Bernicia, und Ihr habt es bald mit einem Aufstand der Dänen zu tun. Und dafür wurde ich zwei Jahre lang als Rudersklave geknechtet?»
     Er sagte nichts. Ich löste meinen Schwertgürtel, zog mir das schwere Kettenhemd über den Kopf und ließ es zu Boden fallen.
     Guthred betrachtete mich verwirrt, als ich auch noch mein Hemd von der linken Schulter zog. Dann zeigte ich ihm die Sklavenmarke,
     die mir Hakka in den Oberarm geschnitten hatte. «Wisst Ihr, was das ist?», fragte ich. Guthred schüttelte den Kopf. «Das ist
     eine Sklavenmarke, Herr König. Habt Ihr keine?»
    «Nein», sagte er.
    «Ich habe sie an Eurer statt bekommen», sagte ich. «Ich habe sie bekommen, damit Ihr hier König sein konntet, doch stattdessen
     ist ein priesterhöriger Flüchtling aus Euch geworden. Ich habe Euch schon vor langem gesagt, dass Ihr Ivarr töten sollt.»
    «Das hätte ich auch besser getan», gab er zu.
    «Und dann habt Ihr Euch auch noch von diesem langhaarigen Narren Hrothweard einreden lassen, den Dänen eine Abgabe aufzuzwingen!»
    «Das war für den Schrein», sagte er. «Hrothweard hatte |374| einen Traum. Der Heilige Cuthbert hat zu ihm gesprochen und ihm gesagt, dass wir mit dieser Abgabe den Schrein bezahlen sollen.»
    «Cuthbert ist recht gesprächig für einen Toten, findet Ihr nicht? Ihr scheint zu vergessen, dass Ihr dieses Land regiert,
     nicht der Heilige Cuthbert.»
    Er zog ein

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