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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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heiligsten Leichnams von ganz Northumbrien, zeigte sich beeindruckt und beugte
     sich vor, um das schimmernde Gold zu berühren. «Der König möchte Euch mit diesen Geschenken eine Botschaft übermitteln», sagte
     Beocca.
    «Macht es kurz», murmelte ich, und Gisela drückte meine Hand.
    «Ich wäre hocherfreut, diese Botschaft zu hören», sagte Guthred höflich.
    «Das Buch verweist auf das Wissen», sagte Beocca, |369| «denn ohne das Wissen ist ein Königreich nichts weiter als eine Hülle für Barbarei. Das Schwert ist das Mittel, mit dem wir
     das Wissen verteidigen und Gottes irdisches Reich beschützen, und sein Kristall steht für das innere Auge, das uns erlaubt,
     den Willen unseres göttlichen Retters zu erkennen. Und die Haare aus dem Bart des Heiligen Augustinus, Herr König, erinnern
     uns daran, dass wir ohne Gott nichts und ohne die Heilige Kirche nichts als Spreu im Wind sind. Alfred von Wessex wünscht
     Euch ein langes Leben voller Wissen, eine gottgefällige Herrschaft und ein sicheres Königreich.» Er verbeugte sich.
    Guthred dankte ihm wortreich, doch er endete mit einer Klage. Würde Alfred von Wessex Northumbrien Hilfe schicken?
    «Hilfe?», fragte Beocca, der nicht wusste, wie er antworten sollte.
    «Ich brauche Kämpfer», sagte Guthred, wenn es auch sein Geheimnis blieb, wie er lange genug durchhalten wollte, bis Truppen
     aus Westsachsen bei ihm eingetroffen wären.
    «Er hat mich geschickt», beantwortete ich seine Frage.
    «Mörder!», spuckte Hrothweard. Er wollte einfach nicht aufgeben.
    «Er hat mich geschickt», wiederholte ich, ließ Giselas Hand los und stellte mich zu Beocca und Steapa in die Mitte des Kirchenschiffs.
     Beocca wedelte mit der Hand, als solle ich mich wieder zurückziehen und den Mund halten, aber Guthred wollte hören, was ich
     zu sagen hatte. «Vor mehr als zwei Jahren», erinnerte ich ihn, «ist Ælfric Euer Verbündeter geworden, und meine Freiheit war
     der Preis für dieses Bündnis. Er hat Euch versprochen, Dunholm zu zerstören, und doch höre ich, dass Dunholm nicht gefallen
     und Kjartan noch immer am Leben ist. So viel sind Ælfrics |370| Versprechungen also wert. Dennoch wollt Ihr erneut Euer Vertrauen in ihn setzen? Glaubt Ihr wirklich, dass Ælfric für Euch
     kämpft, wenn Ihr ihm Eure Schwester und einen toten Heiligen gebt?»
    «Mörder», zischte Hrothweard.
    «Bebbanburg liegt von hier aus immer noch zwei Tagesmärsche entfernt», sagte ich, «und um dorthin zu kommen, braucht Ihr die
     Hilfe Graf Ragnars. Aber Graf Ragnar ist mein Freund, nicht Eurer. Er hat mich noch nie verraten.»
    Ein Zucken lief über Guthreds Gesicht, als ich von Verrat sprach.
    «Wir brauchen keine heidnischen Dänen», sagte Hrothweard wütend zu Guthred. «Wir müssen uns erneut unserem Gott weihen, Herr
     König, hier im Jordan, und Gott wird uns sicher durch Kjartans Land führen!»
    «Der Jordan?», fragte Ragnar hinter mir. «Wo liegt der denn?»
    Ich hatte geglaubt, der Jordan fließe im Heiligen Land der Christenheit, aber nun sah es danach aus, als läge er hier, hier
     in Northumbrien. «In unserem Fluss Swale», Hrothweard brüllte, als hätte er eine Versammlung Tausender vor sich, «hat der
     gesegnete Sankt Paulinus die Taufe an Edwin vorgenommen, dem ersten christlichen König unseres Landes. Tausende wurden hier
     getauft. Das ist unser Heiliger Fluss! Unser Jordan! Wenn wir unsere Schwerter und Speere in den Swale tauchen, dann wird
     Gott sie segnen. Dann können wir nicht besiegt werden!»
    «Ohne Graf Ragnar», erklärte ich Hrothweard verächtlich, «wird Kjartan Euch in Stücke reißen. Und Graf Ragnar», ich ließ meinen
     Blick wieder zu Guthred wandern, «ist mein Freund, nicht Eurer.»
    Guthred nahm seine Frau an der Hand und bot schließlich |371| den Mut auf, mir in die Augen zu sehen. «Was würdet Ihr tun, Herr Uhtred?»
    Meine Gegner, und davon gab es reichlich in dieser Kirche, hatten gehört, dass er mich Herr Uhtred genannt hatte, und ein
     entrüstetes Murmeln lief durch die Reihen. Ich trat vor. «Das ist einfach, Herr», sagte ich, und obwohl ich eben noch nicht
     gewusst hatte, was ich sagen würde, fiel es mir mit einem Mal ein. Vielleicht trieben die drei Spinnerinnen einen Scherz mit
     mir, oder aber sie hatten mir ein Schicksal gegeben, das so golden war wie das Guthreds, denn mit einem Mal schien alles ganz
     einfach.
    «Einfach?», fragte Guthred.
    «Ivarr ist nach Eoferwic gezogen, Herr», sagte ich, «und Kjartan hat

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